Alte Würzburger Straße - Alte Straße - Burgweg (alte Großrinderfelder Straße - Edekastraße - Albert-Schweitzer-Straße)
Früher nahmen die Straße fast immer frontal die Höhensteigungen. Das kann man auch schön an der alten Würzburger Straße sehen, auch wenn diese als chaussierte Straße nicht mehr ganz dem Idealbild eines uralten Höhenweges entspricht, sondern schon unter den Belangen der Ansprüche der Ingenieurskunst planvoll angelegt ist, also mehr eine Kunststraße ist. Zunächst der Anstieg zum Brenner. Dann der kräftige Anstieg im Bereich des zweiten Berges. Also des Edelberges. Kurz vor diesem zweitem Anstieg liegt die Viertelspitze. Hier begrüßte bzw. verabschiedete ein Viertel der nach dem alten Centgericht Gevierteilten die Vorbeikommenden. Am Waldende in Richtung Großrinderfeld wartet zunächst eine schöne Abfahrt und dann enttäuschender Weise erneut ein kurzer Anstieg auf den Reisenden. Inzwischen ist die Alte Würzburger Straße eine Domäne von Radfahrer, die sich an diesen Anstieg messen. Ist man von Büscheme aus im Forst angelangt, wartet auch schon die Gemarkungsgrenze zu Großrinderfeld.
Der jetzige Verlauf der "alten" Würzburger Straße scheint allerdings nicht (voll) identisch zu sein mit dem Verlauf des mainzischen Geleitweges nach Würzburg. Im Mainzer Jurisdiktionalbuch von 1670 findet sich eine Karte mit zwei fast parallelen Wegen. Wobei der eine seitlich von Großrinderfeld vorbeiläuft - und auf der Karte als mainzisches Geleit gekennzeichnet ist -, während der andere auf das Dorf zuläuft. Allerdings ist diese Karte entsprechend Ihrer Zeit nicht maßstäblich gezeichnet. Gibt nur ungefähre Verläufe und Standort wieder. Die beiden Wege Richtung Großrinderfeld verzweigen laut Karte unterhalb des Edelberges. Auf dem auf der Karte ein Wartturm eingezeichnet ist. Von dem nur noch geringe Reste vorzufinden sind. Als Wegalternative des Geleitweges kommen der Anstieg auf den Hainberg (Hamberg) in Frage, der ja einen tiefen Hohlweg bildet, also zu einer früher gebräuchlichen Wegform passt. Oder der Geleitweg verlief in Verlängerung der Edelberghohle durch den Grund. Dabei ist einzuschränken, dass es früher keinen direkten Weg im Grund gab, sondern anstatt des heutigen Weges die Hohle verlief. Insofern müßte es im höheren Bereich einen Abzweigungsweg Richtung Forstgrund gegeben haben. Das wäre noch genauer im Gelände zu untersuchen. Allerdings fehlen einem Geleitweg über den Hainberg (Hamberg) die typischen Wegbegleiter wie Bildstöcke, Sühnekreuze, die bei den anderen Wegführungsmöglichkeiten vorhanden sind. Dafür sprechen der schmale Höhenrücken am Ende des Hammberges und die vielen Hohlen beim Schwertkreuz Ende des Teufelsloches.
Inzwischen gibt es durch die Forschungen von Hendrik Beierstettel seit 2020 etwas mehr Klarheit über mögliche Verläufe des Geleitweges auf dieser Route. Der ursprüngliche Geleitweg führte zunächst den Brenner hoch, nahm dann die Hammbergshohle und führte an der Kaiserspitze / Viertelisspitze hinter zum Teufelsloch, Zollstock. Dann am Rand des Forstes vorbei mit einem großen Schwenk um Großrinderfeld auf der Höhenstraße entlang. D. h. Wechsel des Geleitweges vom Forstrand weg in Richtung der Bärlestannen. Ein sehr weiter Umweg, aber immer der Weg auf der Höhe. Wenn auch in der heutigen flurbereinigten Ackerbaulandschaft als eindeutiger Weg nicht mehr völlig eindeutig nachvollziehbar.
Nach dem Brenner, rechts von der Hambergshohlesteige verlief an Edelberg und unterhalb des Gützberges vorbei, den Forstbuckel hoch bis in den Forst ein Wallfahrtsweg, von dem auch Bildstöcke (Veitshöchheimer Wallfahrer-Bildstock von 1697, Kreuzigungsbild von 1666, Wallfahrer-Bildstock Pilgersruh von 1650) künden. Ab dem Bildstock Pilgersruh verlief dieser Weg in Richtung Großrinderfeld allerdings nicht so wie heute mit einer Tal- und Hügeltour, sondern bog bei diesem Bildstock rechterseits ab. Blieb so immer auf den hier abfallenden Höhenschichtlinien und mündete unten in den von Großrinderfeld kommenden Distelhäuser Weg. Bzw. bog über eine steinerne Brücke über den Rödersteingraben mit Ziel des unteren Tores von Großrinderfeld ab. Dieser Wallfahrerweg wurde auch als Geleitweg genutzt, also noch vor der Chausseesierung. Vom Pilgersruhbildstock aus Richtung Büscheme allerdings nicht auf der heutigen Trasse, sondern etwas tiefer in Richtung des Hängleins, der sich auch heute noch durch Wege durch den Forsthang in dieser Richtung auszeichnet. Allerdings scheinen diese Waldwege einen späteren Ausbau erfahren zu haben. Dann zog sich ein Weg über den Ackerbaubereich des Forstbuckels zum Kreuzigungsbildstock von 1666 hin. Von diesem Bildstock aus dürfte die heutige Trassenführung bis zum Wallfahrer-Bildstock von 1697 auch die damalige sein, auch wenn klar ist, das die heutige Trassenführung tiefen baulichen Eingriffen entspricht, z. B. mit den enormen Böschungen, mit Bau von Trockenmauern. Im unteren Böschungsbereich der heutigen Trassen sind einige flachere Wegereste zu finden, die vermutlich die Trassenführung des Wallfahrerweges wiedergeben. Klar ist seit der Einrichtung des Wallfahrerweges, dass auch irgendwie die Edelberghohle, die in den Forstgrund einbiegt, überwunden werden mußte. Mit dem Bau einer Brücke, oder einer Aufschüttung der Hohle.
Die alten Straße und Wege Richtung Würzburg bzw. Großrinderfeld geben einige Rätsel auf. Eines der besten Rätsel ist der abseitige Standort des Klinglerinkreuzes von 1590. Warum steht es da abseits der alten Würzburger Straße? Wurde es bei Ausbauarbeiten an seinen heutigen Standort versetzt? Oder gab es rechtsseitig der Edelberghohle, knapp oberhalb der steilen Grabenböschung einen schmalen Pfad? Der vom Aufstiegspunkt mehrerer Wege am Edelberg herkam? Also unterhalb der Schlössersbergseite des Edelberges verlief? Auf der Schlössersbergseite sind einige Steinriegel vorhanden, die alle knapp vor der Edelberghohle enden. Ein schmaler Pfad hätte also da Platz gehabt und wäre von der weinbauerlichen Häckerarbeit auch sehr sinnvoll gewesen. In einem Landschiederprotokoll ist zu finden, dass oberhalb des Forstbuckels, beim Anfang des Forstes ein heute unbekannter Pfad verlief. Möglicherweise verlief dieser Pfad unterhalb der Schlössersbergseite entlang der Edelberghohle. Und das Klinglerinkreuz stand an diesem Pfad. Und der Pfad verlief dann den Forstbuckel hoch zum Forst hin. Und möglicherweise in den Forst hinein. Der Wallfahrerweg hat dann im Laufe der Zeit dessen Trasse größtenteils übernommen. Wenn er auch beim Kreuzungspunkt der Edelberghohle dann auf die Seite zum Gützberg hin wechselte. Und damit auch die Führung der Geleitstraße übernahm, zum Wechsel auf diese Trasse beitrug auch schon vor der Chausseesierung.
Auch eine Nutzung des Rinderfelder Weges könnte zur Verlagerung der Trasse des Geleitweges beigetragen haben. Nicht umsonst wurde auf Großrinderfelder Gemarkung eine steinerne Brücke über den Rödersteingraben gebaut, deren Lage erstaunlich scheint. Da diese Brücke von Großrinderfeld aus durch das Paimarer Tor (Unteres Tor) angezielt wird. Ohne einen überörtlichen Verkehr scheint der Bau dieser steinernen Brücke völlig unmotiviert zu sein. In einer Zeichnung eines Bischofsheimer Amtmannes zur Chausseesierung gar als Hauptbrücke bezeichnet. Der Rinderfelder Weg, also die direkte Wegverbindung von Büscheme nach GroßRinderfeld, zog in einer tiefen Hohle durch den kleinen Forst in Richtung des Forstbuckels, wenn er auch vermutlich ursprünglich über den Schlössersbergweg Richtung Büscheme verlief. Und im 16. oder 17. Jahrhundert mit dem Wallfahrerweg verkehrlich verbunden wurde. Da nun nicht mehr der enge Schlössersbergweg zum Aufstieg bzw. Abstieg genutzt wurde, sondern ein neuer Weg am unteren Ende des Forstbuckels, über die Edelberghohle hinweg, auf die Hangseite des Gützberges hin. Der nach 1750 dann auch die chaussierte Trasse wurde.
Insofern sieht die Wegesituation Richtung Großrinderfeld / Würzburg viel komplizierter aus, als sie sich mit einem einfachen Blick auf die heute vorhandene alte Würzburger Straße darstellt. Hier in einer Kurzdarstellung:
1. Höhenweg von Büscheme nach Würzburg über Hamberghohlensteige, Teufelsloch, Hohle beim Schwertkreuz, Forstrand, große Landschaftshöhenkurve zur Alten Straße bei den Großrinderfelder Bärlestannen. Römische Münzenfunden zeigen das Alter dieses klassischen Weges, den wohl auch schon die Kelten genutzt haben dürften. Da könnte man den Weg auf 2500 Jahre alt schätzen.
2. Rinderfelder Weg der über den Schlössersbergweg des Edelberges zum Kleinen Forst führte, durch eine tiefe Hohle, in Richtung der steinernen Hauptbrücke über den Rödersteingraben zum unteren Tor von Großrinderfeld führte.
3. Fußpfad unterhalb des Schlössersbergs (Nordseite Edelberg) und oberhalb der Edelberghohle am Klinglerinkreuz 1590 vorbei in Richtung Forst / Kleiner Forst. Vermutlich weitergehend bis zum heutigen Standort des Wallfahrer-Bildstockes Pilgersruh 1650.
4. Im 16. oder 17. Jahrhundert angelegter Weg am Ende des Brenners / Abzweigung der Hamberghohlensteige, unterhalb des Gützberges (vorbei am Wallfahrerbildstock von 1697) mit Überbrückung der Edelberghohle, den Forstbuckel am Kreuzigungsbildstock von 1666 vorbeiführend zum Hängleinbereich des Forstes und auf bisher unklarer Trasse zum Pilgersruhe-Bildstock 1650 führend.
5. Nach 1750 Chausseesierung mit der heute vorhandenen Trasse.
6. Ab 1890 Anlage der neuen Würzburger Straße an Hadermannshelle und Südseite des Edelberges vorbei.
Neubau der Geleitstraße Würzburg - Büscheme - Miltenberg Mitte des 18. Jahrhunderts
Hendrik Beierstettel hat auch noch eine interaktive Geleitkarte erstellt, auf der sich wunderschön die Geleitstrecke von Würzburg - Büscheme - Miltenberg nachvollziehen lässt. Mit den aufgefundenen und möglichen Alternativwegen und heute noch sichtbaren Spuren:
https://www.google.com/maps/d/u/0/edit?mid=1ZPNz4MYeEwPoJMblQqB3Vbu6OO1RppDA&usp=sharing
Die "Würzburger Hochstiftskarte des Oberleutnants von Fackenhofen" von 1791 führt den Geleitweg direkt durch Grossrinderfeld. Allerdings ist diese Karte ebenfalls wenig maßstäblich, obwohl zu dieser Zeit aufgrund trigonometrischer Messungen viele Karten Maßstäblichkeit aufnahmen.
1866 nahm die württembergische Kavallerie entlang der alten Würzburger Straße am Edelberg zwischen Gützberg und dem Forstbuckel Stellung. Im unteren Bereich der alten Würzburger Straße, beim alten Standort der Rektorskapelle zerschoss die preußische Artillerie eine Proviantkolonne der Württemberger. Über die alten Würzburger Straße versuchten die Württemberger fünfmal erfolglos wieder die Tauberbrücke zu nehmen.
Im Zürnerplan um 1740 wird die alte Würzburger Straße auch als Burgweg gekennzeichnt. Nach dem Bau der neuen Würzburger Straße hatte die alte Würzburger Straße in Plänen die Bezeichnung alte Straße, in einigen Akten der Stadt um 1930 wird sie als alte Großrinderfelder Straße benannt.
Alte Würzburger Strasse (jetzt Albert-Schweitzer-Strasse) - Mündungsbereiche zur Wertheimer Strasse
Ehemaliges Reichsarbeitsdienstlager. Allerdings nur Holzbaracken. Wurde zunächst von der EDEKA übernommen mit den heute noch vorhandenen nach 1950 erbauten Gebäuden. Danach Standortverwaltung der Bundeswehr. Danach Zoll. Jetzt Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende. Kurze Zeit hieß auch solange die EDEKA hier war, ein Teil der alten Würzburger Straße Edeka-Straße. Als die EDEKA auf die andere Seite Büschemes wechselte, benötigte man einen neuen Straßennamen. Man kam dann wohl nicht mehr auf alte Würzburger Straße, Alte Straße, sondern auf den Albert Schweitzer. Wohl auch begünstigt durch den Neubau des Kreiskrankenhauses an dieser Straße. In älteren Plänen nach 1910, nach dem Bau der neuen Würzburger Straße wurde die Alte Würzburger Straße als Alte Straße bezeichnet.
Unter dem Gehweg verläuft die ehemalige Edelberghohle. Inzwischen verdolt. Vereinigte sich bei der Tauberbrücke mit dem von Laurentiusberg kommenden Graben neben der Straße. Einmündung auf Höhe ehemaliges Kiosk Giller in die Tauber.