Eichgasse - Eich - Türkei - Türkeigasse - Dörgei; heute Eichstraße

Mit der Eichgasse können wir in die tiefste Vergangenheit Bischofsheims blicken. Der archäologische Stadtkataster von Alois Schneider beschreibt das Stadtquartier, in der die Eichgasse liegt, als möglicherweise präurban. Also aus Zeiten stammend, vor der Stadtgründung, vor der Errichtung der Stadtmauer. Auf die Zeiten Liobas hinweisend. Nach den Sagen gab es damals schon die Mühlbach, den Mühlkanal. Künstlich angelegt. Vor allem die wilde Struktur dieses Viertels soll auf vorstädtische Zeiten verweisen. Planvoll angelegt sieht auf jeden Fall völlig anders aus. Aus der vorhandenen historischen Bausubstanz läßt sich das Vorstädtische in diesem Viertel nicht ableiten. Die Häuser sind allesamt nach 1550 erbaut. Aber die Enge des Viertels, die merkwürdige Anlage der Gassen deuten auf eine nicht plangemäße Erschließung hin. Auf eine vorstädtische, also dörfliche. Auf das Dorf zu Zeiten Liobas, das beim Kloster sich entwickelte. Das passt ziemlich gut auf die Manggasse, auf die Eichgasse. Also würde die Dörgei auf die ältesten Zeiten Bischofsheims verweisen. Also auch besonders die Eichgasse.


In einigen Stadtplänen aus dem 19. Jahrhundert wird ein Teil der heutigen Eichgasse als Türkei, als Türkeigasse bezeichnet. Das Wirrwarr, die Unstrukturiertheit des Viertels soll das Fremdheitszeichen Türkei umschreiben. Und diese Unstrukturiertheit, das Unplanmäßige läßt sich als das Vorstädtische Bischofsheims einstufen. Die Verhältnisse in der Eichgasse, in der Manggasse waren den Büschemer so unklar, dass das Zeichen der Fremdheit, also die Türkei, die Dörgei, herhalten mußten, um dieses Unklärbare zu definieren. Dafür mußte der Türke herhalten - der Dörg! Erstmalig ab 1797 ist der Begriff Türkei in Büscheme in den Archivalien feststellbar.


Zu beachten ist, dass der Name Eichgasse in verschiedenen alten Stadtplänen für unterschiedliche Gassen benutzt wurde. Es gab auch die Unterscheidung zwischen vorderer und hinterer Eichgasse. Die hintere Eichgasse - vom Platz am heutigen Fischgäßchen bis zur Mündung Klostergasse / Bachgasse am Hexenturm war im 18. und 19. Jahrhundert die Türkei, die Türkeigasse. Merkwürdig gebrochen ist der Verlauf der Eichgasse, von der Hauptstraße zum Mühlbach. In manchen Stadtplänen bekam auch die Gasse entlang des Mühlbaches, von der Reidelschen Walkmühle bis zur Badmühle / Versbachmühle die Zuschreibung als Eichgasse - heute wird der aufgeteilte Teil entlang des Mühlbaches - Kloa-Venedich - der Manggasse zugeschlagen. Obwohl sich diese ja ab der Hauptstraße zum Platz am Fischgäßchen hinzieht. Auch die Manggasse wurde gelegentlich in eine obere und untere, vordere und hintere Manggasse aufgeteilt. Auch zu finden ist alte Manggasse. Diese wandelnden Bezeichnungen zeigen die Schwierigkeit, die etwas wirre, verwirrende Vielgestalt dieses dicht kompakten Stadtquartiers auf den Begriff zu bekommen, in Begriffe zu rahmen, eindeutig zu bezeichnen, zu benamen. Merkwürdig bis in unsere Tage bleibt der Sonderfall, dass sich eine Gasse in zwei Arme aufteilt, dass man nicht richtig weiß, wie man eine der schönsten Gassen Tauberbischofsheims bezeichnen soll. Mang oder Eich ist hier die Frage. Die Mühlen entlang des Mühlbaches weisen auf das Mang hin, auf die Tätigkeit der Manger. Das Eich der Eichgasse / Eichstrasse auf die ehemalige städtische Eich. In der Eich wurden die Weinfässer geeicht. Also geprüft, wieviel Inhalt ein Fass hatte. Wieviel Fuder. Man weiß zwar eindeutig, wo Manggasse und Eichgasse anfangen ab der Hauptstraße. Das Ende der Gasse ist dann wenig eindeutig. Zumindest bei der Eichgasse. Wenn für einige Zeit ab dem Plätzchen am Fischgäßchen - oft Fischmarkt genannt - die Gasse Türkei bzw. Türkeigasse hieß.


Heutzutage will man lieber eine Eichstraße, als eine Eichgasse haben. Und eine Türkeigasse will wohl die Stadtverwaltung, der Stadtrat auch nicht mehr haben. Aber irgendwie sollte man doch die Dörgei in diesem Viertel wieder ins Spiel bringen. Als Gassennamen, als Namen eines Platzes, als Dörgei-Denkmal, als Dörgei-Tafel. Die Dörgei sollte nicht nur als mündliche Überlieferung zu sehen sein. Man könnte auch Schilder mit Hinweis der früheren Benennung als Türkeigasse anbringen. 





























 







 






 

 


Stadtmodell um 1750. Blick auf die Türkeigasse ab der Mündung Klostergasse, Badgasse am Hexenturm entlang der Stadtmauer in Richtung dem Platz am Fischgäßchen. Ein hinterer Teil Bischofsheims