Der Forstbuckel wird ackerbaulich bestimmt. Die Aufforstung weist kein hohes Alter auf. Zuviel Nadelholz. Einer der ältesten Bildstöcke steht im Forstbuckel. Allerdings kaum noch lesbare Aufschrift.
Sagenhaft ist der Forstbuckel dennoch. Am Forstbuckel zackerte ein Bauer am Feiertag. Da kommt ein Jägersmann mit starren Augen und mit zwei großen wilden Hunden auf den Bauer zu, umkreist das Gespann. Die Pferde scheuen, der Pflug bricht, der Bauer sucht das Weite. BBB S. 24 Der grüne Jäger 77
Der Bildstock, in Kennerkreisen als Judenbildstock bezeichnet, eingestuft, gibt sehr viele Rätsel auf. Warum steht er da, an einem Weg, der in ackerbaulicher Zuführung endet? Völlig untypisch für einen Bildstock. Besonders für einen wohl sehr alten bedeutenden Bildstock. Der steht an keiner Sackgasse. Der steht an keinem Weg, der rein der Zuführung zu ackerbaulicher Bebauung dient. Ein Bildstock will gesehen werden. Will Beachtung finden. Will der Beachtung dienen. Das war früher eine christliche Tätigkeit. Ein Gebet. Eine Pause, Ruhe, Konzentration, ein Ausstieg aus dem Alltag. Das verlangt aber nach Vorbeikommenden. Das kann ein simpler Bearbeitungsweg aber nicht leisten. Da müssen mehr kommen. Mehr Leute, als solche die nur zur Ackerbearbeitung unterwegs sind. Also kein lokaler Weg, sondern ein regionaler, ein kleinregionaler, aber auch gern ein überregionaler. Was kommt hier in Frage? Ein Geleitweg? Ein Wallfahrtsweg? Ja, Ja. Unwahrscheinlich ist nicht, dass hier früher der Geleitweg Richtung Würzburg vor der Chausseesierung vorbeiführte. Im Forst gibt es Wege, die Richtung des Pilgerbildruhestockes zielen, wenn auch noch keine Klarheit über die tatsächliche Route besteht. Von Großrinderfelder Seite aus ist das teilweise leichter bestimmbar. Auch wenn es hier mehrere Möglichkeiten gibt. Über den Rödersteingraben wurde eine sehr stabile Brücke errichtet. Ein Bauwerk mit enormer Bedeutung. Denn man baute früher keine Brücke rein zur Verschwendung. Wenn, dann hatte der Bau einen tiefen Grund. Auch wenn man den heute nicht mehr versteht. Und von dieser heute unbekannten, weil längst abgerissenen Brücke, in einem kurmainzischen Bericht gar als Hauptbrücke eingestuft, führte ein heute noch erkennbarer Weg direkt auf den wunderbaren Pilgerruhestock am Anfang des Forstes (von Großrinderfeld aus gesehen). Auch wenn dieser Weg im Gegensatz zu früher durch spätere Aufschüttungen seinen Hohlwegcharakter verloren hat. Allerdings führte die Fortsetzung der Straße vom Pilgerruhebildstock in Richtung Büscheme nicht auf der heutigen chaussierten Trasse, sondern weiter unterhalb des Hanges. Und dann in Richtung des sogenannten Judenbildstockes. Wenn der Geleitweg früher an diesem Bildstock vorbeiführte, dann hätte der Standort des Bildstockes auch einen tieferen Sinn, einen endgültigeren. Möglicherweise verdankt sich der von Unbekannten überlieferte Status als Judenbildstock seinem Ursprung, dass nach einer Verlagerung der Geleitstraßenführung nun der Weg als Judenweg diente. Während die Geleitstraße nun den Weg durch den Kleinen Forst nutzte. Eine heute noch erkennbare tiefe Hohle im Kleinen Forst spricht dafür, dass der Geleitweg mit Laufe der Zeit auf eine andere Route verlegt wurde. Um dann im Zuge der Chausseesierung im 18. Jahrhundert erneut geändert zu werden. Nun vom Pilgerruhebildstock auf dem Höhenrücken verbleibend auf der heute noch vorhandenen Trasse. Beachtet man z. B. die Grundstücksnummern am Anfang des Forstes in Richtung Büscheme, lässt sich bemerken, dass hier die Grundstücksnummern entlang der heutigen Führung der Alten Würzburger Straße geteilt wurden. Nachträglich. Der Geleitweg zwischen Büscheme und Großrinderfeld hat also mehrfach die Wegführung geändert. Der Bildstock im Forstbuckel, der einsame Bildstock, der vereinsamte, der seiner Öffentlichkeitsfunktion beraubte, spricht von dieser Geschichte. Die allerdings erst gelesen werden, verstanden werden muss. Spuren zweiter Hand, die sich direkter Erkenntnis verweigern, tiefere Betrachtung benötigen. Und deshalb auch so lange nicht verstanden wurden. Bis heute.