Museumsstraße

Die Museumsstraße ist eine sehr kurze Straße ohne Museum. Das war einige Zeit die Peterskapelle. Dann zog das Museum ins Schloß um. Das gibt für ein Museum der tauberfränkischen Geschichte und Heimat auch einiges mehr her. Als der Friedhof um die Stadtkirche herum zu klein wurde, folgte ein Friedhof um die Peterskapelle herum. Die so zur Friedhofskapelle wurde. Auch dieser ausgesourcte Friedhof wurde zu klein und wanderte 1863 an die Hochhäuser Straße ab. Die Museumsstraße war in der historischen Vorstadt noch nicht als Gasse angelegt. Sondern nur eine Hofeinfahrt. Gebäudeabrisse ermöglichten die Anlage der Museumsstraße. Auch wenn deren Wert genau betrachtet sich nicht richtig erschließt. Sie wäre nicht nötig für die Erschließung oder für den heutigen Straßenverkehr. Oder früher für den Totentransport. Es ginge auch ohne sie. Aber muß man hier einschränken. Es ging einige Zeit nicht ohne sie. Die Museumsstraße beherbergte an der Ecke Museumsstraße / Schmiederstraße eine Perle des Taubertals. Die Perle des Taubertals? Zumindest die Perle von Büscheme: Die Tauberperle. Eine der büschemerischsten Gaststätten aller Zeiten. Hier wurde in der Königsklasse residiert. Als Kind war die Tauberperle ein absolutes Plus und Muß, da hier als Eis Waldmeister präsentiert wurde. Jahrelang war ja diese Sorte aus Eisdielen verbannt. Inzwischen eine wunderbare Wiederkehr dieser wohl deutschesten Eissorte. Die Tauberperle war Samstag oder Sonntags Nachmittags eine wichtige Anlaufstation. Zum Karten spielen. Als Speise wurden Schinkenplatte oder Hawai Toast aufgetragen. Gern wurde hier Wein getrunken.

 

Die Tauberperle hatte eine sehr interessante räumliche Ordnung. Wir klassifizierten diese als Drei-Klassen-System. Es gab drei unterschiedliche Räume. Im Eingangszimmer, die Theke mit dem Wirt und der Wirtin, Familie Baumann, und einem kleinen Tisch für Gäste erster Klasse. Also nur Einheimische, mit dem Wirt eindeutig Bekannte. Der zweite Raum war der für uns. In dem wir stets Platz nahmen. Der dritte Raum war für die dritte Klasse. Also fremde Gäste. Von auswärts. Aber auch für eher gesellige Treffs von irgendwelchen Frauenvereinigungen. Oder so.

 

Der Wirt, Paul Baumann, agierte gern vor seiner Tauberperle. Als Abfangjäger. Da diese im vorstädtischen Gefüge und Betrieb etwas abseits stand. Seinem aufmerksamen Blick entging kein potentieller Gast. Der durch die Bahnhofsstrasse, Museumstrasse, Schmiederstrasse kam, oder am Sonnenplatz vorbei. Mit dem Ruf „Komm doch rein“ wurden die Gäste animiert. Dabei klimperte der Gastwirt stets mit Kleingeld in der Hosentasche. Wir brauchten keine solche Animationen. Wir kamen von selbst. Gern auch am Dienstag. Zum Stammtisch. Vom Wirt mit dem Ruf „Weinen, die Herren?“ begrüßt. Wie immer bejaht. Schon servierte der Wirt uns jeweils ein Viertel Wein. Wir konnten allerdings nie erfahren, um was für einen Wein es sich handelte. Den suchte der Wirt souverän alleine ohne Mitsprachrecht der dienstäglichen Stammtischgäste aus. Ohne weitere Nachfrage. Er schmeckte stets gut. Und verlangte nach mehr. Drei Viertel waren eigentlich für den Stammtisch die Norm. Der Wirt verstand es aber gut, gern noch einen weiteren zu servieren. Und klimperte mit seinem Kleingeld in der Hosentasche dazu. Einer geht noch, einer geht noch rein. Morgens stand allerdings noch Arbeiten an. Das begrenzte den möglichen Konsum. Rein theoretisch betrachtet. Oder erschwerte morgens die Arbeitsfähigkeit. Als der Wirt sein Cafe aufgab, übernahm wie fast vorhersehbar die Sparkasse das Grundstück und reihte es in sein Immobilienimperium ein. So verschwand die Perle des Taubertals. Mit ihr ein wunderschönes kleinstädtisches Drei-Klassen-System.

Einen kleinen Einblick in die Tauberperle und ihrem Beitrag zum Büschemer Nachtleben zeigt ein Film von 1961


Die Peterskapelle wird in letzten Jahren wieder kunsthistorisch, geschichtlich ins Büschemer Kulturleben gehoben. Renoviert, der Friedhof begehbar, ein Denkmal erinnert hier an die vertriebenen und ermordeten Büschemer jüdischen Glaubens.


Von der Museumsstraße aus konnte man über den Hinterhof in den Saal des Gasthauses Sonne gelangen. An der Einmündung der Museumsstraße in die Bahnhofstraße steht links noch das buntsandsteinige Gebäude der Reichspost bzw. Sparkasse. Rechts war einige Zeit lang VW Mott ansässig. Später lange Zeit das Modehaus Meßler.