Dittwarer Weg


Der alte Dittwarer Weg ist völlig aus dem Büschemer Wegebewußtsein verschwunden. Obwohl sein wunderbarer Anfang immer noch unschwer erkennbar ist. Würde ihn ein darauf Angesprochener nicht dort spontan verorten können, nicht benennen. Auf Höhe der sehenswerten Eisenbahnbrücken beim kanalisierten Brehmbach zweigt er von der Dittigheimer Straße ab und setzt seinen heutigen kurzen Verlauf unter der beeindruckenden Eisenbahnbrückenlandschaft fort. Da der Brehmbach beim Brückenbau seine Führung hier veränderte, könnte auch der Dittwarer Weg an dieser Stelle neu trassiert sein. Nach den beiden Brücken verläuft sich der Dittwarer Weg recht schnell im ungewissen. Er endet ohne weitere Fortsetzung. Er wird nun völlig von der Umgehungstrasse der B 27 überlagert, bis er vor der Einmündung des Muckbaches in den Brehmbach wieder als heutiger Fuß- und Radweg erkennbar ist, wieder auf die alte Streckenführung zurückkehrt. Parallel begleitet die B 27 auf ehemaliger Dittigheimer Gemarkungsseite nun neu trassiert ein asphaltierter Weg, der stark unter dem Verkehrslärm leidet. Und den Dittwarer Weg ersetzt, wohl aber mehr ein Rad- und Fussweg Richtung Königheim ist. Allerdings muss der auf ihn fahren wollende und aus Büscheme Kommende erstmals eine Brücke über die B 27 hochfahren, um dann in weiter Umkurvung auf diesen Weg zu kommen und sich vom Weg Dittigheimer Straße zu verabschieden. Das erleichtert nicht den Bezug zum alten Verlauf des Dittwarer Weges, entfremdet ihn noch mehr. So gibt es zwar einen Rad- und Fußweg von Büscheme Richtung Dittwar, aber an den alten Verlauf erinnert man sich nicht mehr.


Merkwürdigerweise nehmen zwei Büschemer Bauern in der Sage "Flaschenteufel schreckte Bischemer Bauern" den Weg nach Dittwar über den Höhberg statt über den moderat flach verlaufenden Dittwarer Weg. Dazu auch noch ganz oben, bei den Resten der alten Warte, im dichteren Kopfwald und hören dort eine Geisterstimme. Und werfen den wiedereingefangenen Flaschengeist angeblich im Wald in eine tiefe Schlucht. Viel an Abkürzung ist mit diesem Wegverlauf nach Dittwar nicht zu erreichen, - falls überhaupt - zumal der Abstieg nach Dittwar eher verkehrsungünstig verläuft. Unklar ist auch, wo sich diese tiefe Schlucht befinden soll. Es gibt zwar zwei kleinere Gräben in den Höhbergsweinbergen Richtung Dittwarer Bahnhof und auch weiter Richtung Dittwar den Jägergraben, aber auch im ehemaligen Rebgelände und nicht wie in der Sage im Wald. Diese drei Gräben wären zum Verstecken der Geistflasche dennoch geeignet gewesen. Der Höhberg war früher vor allem Rebengebiet. Obwohl auf der Dittigheimer Gemarkung liegend, hatten viele Büschemer dort Grundbesitz, arbeiteten in den Weinbergen. Brauchten also auch Zugang dorthin. Der Wegebereich um den Bismarckturm herum wurde erst später gestaltet, um einen besseren Zugang zu ihm zu erhalten. Allerdings dürfte es früher auch schon einen Fußweg hoch zum Wartturm gegeben haben, der mußte ja täglich besetzt werden. Insofern können die zwei Büschemer diesen Weg den Höhberg hinauf genutzt haben. Warum auch immer sie den Dittwarer Weg nicht genutzt hatten. Möglicherweise war der aufgeweicht, beschädigt, Brehmbachhochwasser? Wobei bei letzteren auch der Weg zum Höhberg beeinträchtigt gewesen wäre. Diese Sage ist sowohl vom Inhalt als auch vom Wegverlauf exzentrisch sagenhaft.


Büschemer Wege auf der Gemarkung haben vielfach die Aufgabe, den Hohlen und Gräben auszuweichen, diese zu umwegen. Oder diese äußerst günstig zu überbrücken. Wer früher nach Dittwar von Büscheme aus wollte, mußte zudem drei Bachverläufe überwinden: Mühlbach, Brehmbach, Muckbach. In früheren Jahrhunderten gab es nur wenige Brücken auf einer Gemarkung, denn diese mußten auch unterhalten werden. Insofern holten Wege gern aus, nahmen oft nicht den direkten Weg, Überbrückt werden mußte beispielsweise die Edelberghohle, die vorher noch die Laurentiusberghohle (genauer Büchelberghohle) aufnahm bei der Brücke der Straße in Richtung Wertheim. Ebenso am Edelberg, möglicherweise hier gleich zweimal. Einmal als Zugang zu den Weinbergen über die Edelberghohle und dann als Überbrückung für den Geleitweg gen Würzburg ebenfalls über die Edelberghohle, die hier aus dem Forstgrund kommt. Die Hottenlochshohle mußte wegen ihres Zuflusses Richtung Brehmbach vor dem Konvikt überbrückt werden, für den alten Geleitweg Richtung Buchen über den Stammberg/Steinberg. Die Trasse der Königheimer Straße ist als Kunststraße erkennbar. 1850 wurde sie vor allem für den Fernverkehr ausgebaut. Der Wiesenbachwald war für Büscheme immer Holzspender. Insofern mußte es Wege in den Wiesenbachwald geben. Muckbach oder Brehmbach überquert werden. Ebenso verlangt der Gissigheimer Pfad, eigentlich ein Weg Richtung Brehmen, eine Anschlussmöglichkeit in Richtung Büscheme. Also auch hier notwendige Querung von Muckbach oder Brehmbach. Brücke oder Furt? Auf der Schmitt'schen Karte Südwestdeutschlands von 1797 wird neben dem Steigungsweg über den Stammberg Richtung Königheim eine Wegführung im Brehmbachtal am Hangfuß angezeigt. Und eine Straße nach Dittwar, die ungefähr der heutigen Straßenführung entspricht, und auf Höhe des Dittwarer Bahnhofes den Brehmbach per Brücke querte. Da war also der Hauptverkehr Richtung Dittwar schon über diese Wegvariante gegangen, hatte der Dittwarer Weg also Konkurrenz erhalten, war dann mehr Weg für bäuerliche Tätigkeiten. In seiner Bedeutung abgesunken.