Tannenwald - Herrentisch - Hain - Arschkerbe

Diese Fluren liegen weit entfernt von der Stadt Büscheme. Hochhausen. Dienstadt zu. Dass hier viele Tannen und Nadelhölzer wachsen weist auf eine frühe Aufforstung hin. Einige Sagen begleiten diese dunkle Gemarkung. Die Entfernung zum Stadtbereich förderte wohl den Sagencharakter. Merkwürdig ist besonders die Lage dieser Fluren, die eher Hochhausen zugehörig scheinen.

 

Eine Sage verkündet, dass Büschemer Stadträte den Hochhäuser diese Flur durch Meineid abgeluchst hätten und deshalb zur Strafe als Geister hier Bäume fällten, in einer enormen Geräuschkulisse.

 

Ein junges Mädchen, das hier der Sage nach ermordet wurde, schwebt als weiße Gestalt durch das Gewann Hain.

 

Am Herrentisch entdeckte ein Bauer einen Aschenhaufen. Etwas Asche stopfte er in seine Pfeife. Morgens sah er statt Asche Gold. Den großen Aschenhaufen aber fand er nicht mehr.

 

Tierisches gibt es in Sagengestalt vom Tannenwald zu berichten. Ein riesiger Pudel mit einem Schlüssel im Mund stellte sich einem Bauer entgegen. Wer dem riesigen, löwenhaftigen Pudel den Schlüssel aus dem Mund zieht, wird sicherlich zu verborgenen Schätzen geführt.

 

Während ein Kälbchen denjenigen, der es fortführen will, unweigerlich in einen tiefen Abgrund zieht.


Auf den Gemarkungskarten findet sich der Name Arschkerbe nicht. Nur auf Forstkarten. Leider schlechte Praxis diese strikte fachliche Trennung. Die zum Vergessen, Verschwinden von Flurnamen beiträgt. Müller / Gehrig hatten die Arschkerbe nicht in ihre Flurnamensammlung mit aufgenommen. Wo liegt genau die Arschkerbe? Die forstliche Anbringung der schönen Arschkerbe-Distriktschildlichen erfolgt auf Büschemer Gemarkungsseite auf der bewaldeten Hangseite zum Graben hin. Die Topographie dieses bewaldeten Bereich ergibt allerdings keine besondere Form einer Arschkerbe. Die topographischen Linien zeigen im Bereich Lochäcker die Entstehung des sich herausbildenden Grabens an. Auch die beidseitigen Hanglagen ergeben hier ein wohlabgerundetes Geländebild einer Arschkerbe. Die Schildchen Arschkerbe sind wohl begehrte Sammelobjekte. Eventuell war auch nur an zwei Waldstellen so ein Schildchen angebracht. Entsprechend schnell verschwunden. Vielleicht eine Marktlücke? Solche Schildchen zum Kauf anzubieten?

 

Der Flurnamen (Am) Herrentisch liegt im Tannenwald in Richtung Hunzenberg sowie Leintal. Seine Bedeutung hat er auch vom Grenzgang, vom Gemarkungsumgang. Hier wurde eine Pause eingelegt. Sowie bei Verhandlungen über Holzverkäufe. Die Herren saßen hier zu Tisch. Bei Speis und Trank. Wohl auf steinernen Tischbänken (Siehe Gehrig / Müller, S. 176). Allerdings ist der Herrentisch etwas weg von den heutigen Büschemer Gemarkungsgrenzen. Ein Zeichen dafür, dass die Gemarkungsgrenze zu Hochhausen doch früher näher am Herrentisch lag? In den Büschemer Grenzgangbücher ist allerdings von einem Streit mit Hochhausen nichts zu finden über den Verlauf der gemeinsamen Gemarkungsgrenze. 


Der Herrentischgraben ist mehr eine tiefe Schlucht. Beachtenswert, auch wenn kaum einer ihn beachtet außer Mountainbiker, die ihn teilweise befahren können. Am Ende des Herrentischgrabens, zum Leintal hin, könnte man sich den Standort der Tische der Herren gut vorstellen. An der Geiger-Linde steht heute noch eine Bank. Hier könnte man sich gut vorstellen, dass einem bei einer Rast ein Herrengedeck kredenzt wird. Oder ein Ümpfemer Silberquell.

 

Den Hain kennt man heute kaum noch. Den Hoa. Die Bischemer Böse Buwe bringen eine Büschemer Unterhaltung zweier Büschemer Urtypen über Roa (Rain, Gassrain) und Hoa. Auf Seite 69. Wunderbar in ihrer Kürze und referierender Wortwiederholung. Diese Beziehung zwischen Roa und Hoa habe ich in einer Verballhornung etwas absurd aufgenommen:


 

"# Gudden Daach, Doud!

- Gudde Doach, Doud!

# Wuu gehst'n hie, Doud?

- Naus'm Roa(n), Doud.

# Woas, naus'm Hoa(n), Doud?

- Noa(n) Doud, naus'm Roa(n), Doud.

# Sou Doud, naus'm Roa(n), Doud?

- Jaa, Doud, naus'm Roa(n).

# Sou, Adee Doud!

- Hä? Ja sou, adee Doud! Adee Doud!"


 

In zwei Sagen wird von einer Burg - im Tannenwald - berichtet. Der Tannenburg. In der Sage vom Brenner. Hier soll ein unterirdischer Gang zwischen der Burg auf dem Edelberg und der Tannenburg angelegt werden. In der Sage vom Silberbrünnlein hat der rote Hofbauer den Ritter der Tannenburg als Schwiegersohn. Der Wolfsturm wird also für eine Burg, die Tannenburg, gehalten.

 

Um den Wolfsturm herum geht zudem der Schimmelreiter um.


Frau Claudia Lodders sandte mir ihre Forschungsüberlegungen in mythologisch-archäologischer Weise zum Gewannnamen Herrentisch und zu den Sagen am Tannenwald, Hain und zum Silberbrünnle zu, die ich hier mit Erlaubnis von Frau Claudia Lodders veröffentliche. Vielen Dank dafür:


"Ich las in Ihrer Homepage über die Ausführungen zum Gewannnamen Herrentisch/ Chronik TBB und meine, durch meine Forschungen (mythologischer-archäologischer Art) eine neue Sichtweise in den Stoff bringen zu können.


Die Sage berichtet, dass am sogenannten Herrentisch in der Nähe des Silberbrünnleins der rote Hofbauer wohnte. Er wurde auch Fron Tischo genannt, dieser jubelte, wenn eine große Tanne krachend ins Tal fiel usw.


Sie kennen sicher auch die Sage von dem Pudel mit dem Schlüssel im Maul, die auch vom Tannenwald erzählt wird.
So nehme ich dem Pudel den Schlüssel aus dem Maul um das Geheimnis dieser Gegend zu lüften:

1. Der rote Hofbauer war der Herr dieses Waldes. Er ist wahrscheinlich ein germanischer Gott und da er "Tischo "hieß, ist sein Name Tyr oder Ziu oder allemannisch ausgesprochen Zyschtig. In seiner Funktion galt er als Rechts -und Kriegsgott. Er stand dem Thing-Gericht vor und die Farbe des Things war rot, wie die Roben unserer heutigen Verfassungsrichter*innen auch noch sind.

2. Diesem Gott wurde in seinem Kult eine große Tanne im Frühjahr hingestellt. (erinnern wir uns an den heute noch gefeierten ersten Mai mit dem Aufstellen einer großen Tanne) Deshalb begeisterte er sich so, wenn sie für ihn gefällt wurde.

3. Das nahe Silberbrünnlein und der Hain weisen auf ein altes Verehrungsgebiet dieses Gottes hin.

4. Weitere Indizien sind das damalige Vorhandensein einer keltisch/germanischen Siedlungen in unmittelbarer Nähe am Ausgang des Silberbrünnletales (Ausgrabungen des Landesdenkmalamtes).

5. Hier führte ein alter Handels/Pilgerweg entlang, der wahrscheinlich mit Feuerzeichen (Sagen von Feurigen/Asche und Reste von Türmen) von der damaligen Bevölkerung betreut wurde und den Vorüberziehenden den Weg wies oder geladene Stämme zum Thing rief.

Ich fasse zusammen:
Das Gewann mit dem Silberbrünnle (wird von Silvanus= Waldquelle abgeleitet), dem Hain und dem Tannenwald entpuppt sich als ein uralter heiliger Bezirk der germanischen Zeit (sicher auch vorgermanisch von den Germanen okkupiert). Wald, Baum und Brunnen sind alteuropäisches mythologisches Kulturgut zur Verehrung der Mutter Natur.

Der Name Fro Tischo ist zu Herrentisch geworden, da Fro Herr, im Sinne von Gott, bedeutet und die vage Erinnerung an das Thing zu einer Versammlung der Herren an einem Tisch im Wald wurde. So kann es gehen, wenn die Zeit verrinnt und die Bedeutungen andere geworden sind.

Wenn der mythologische/archäologische Hintergrund heran gezogen wird zur Deutung, dann klappt eine Erzählung wie ein Buch auf und die poetische Sprache der Altvorderen kann entschlüsselt werden. Wie bei dem Pudel, der den Schlüssel im Maul trägt, doch keiner/e wagt sich daran ihn da herauszunehmen.

Vielleicht gefällt Ihnen meine Forschung zu den Sagen der Taubertalbevölkerung und ich hoffe, dass es dazu beiträgt einige landschaftliche Geheimnisse zu lüften."