Der Mühlbach. Das innerstädtische Gewässer. Die alte Bach. Von der badischen Obrigkeit 1835 verdächtigt, durch Rückstau die großen Überschwemmungen der unteren Innenstadt zu verursachen. Die Verdächtigung war falsch. Allerdings Ergebnis einer "Untersuchung". Deshalb schlug die badische Obrigkeit vor, die Mündung des Mühlbaches in die Tauber um ca. 400 m nordwärts zu verlegen. Auf Kosten der Stadt Bischofsheim. Während ein Neubau der Tauberbrücke vom badischen Staat getragen wurde. Der Mühlbach - das innerstädtische Gewässer. Außerhalb war die alde Boach dann der Mühlkanal. Ab dem Verlassen der Stadtmauer. Beim alten Schlachthaus war der Mühlkanal noch lange offen. Er nahm hier auch noch den Zufluß aus dem Froschgraben unterirdisch geführt auf. Setzte sich dann fast geradeaus fort. Wurde noch hinter dem Badenwerk oberirdisch vom einen metallischen Überbrückungsbauwerk der später hinzu kommenden Wiesenbewässerung überbrückt, dem auch kanalartige daherkommenden Graben der Wiesenbewässerung, der sich dann in weitere Gräben, oft auch Doppelgräben aufsplittete. Der Einfluß des Mühlkanals in die Tauber erfolgte dann doch wohl weiter nach hinten verlegt. Die Büschemer ließen zwar Baden die Tauberbrücke zahlen und bauen. Waren aber dennoch von der badischen Untersuchungs-Studie so beeindruckt, den Mühlkanal sicherheitshalber zum Zusammenfluss in die Tauber weiter in Richtung Ümpfi zu zu erweitern, zu verlegen. Vermutlich mit der Begradigung der Tauber bzw. mit Anlage der Wiesenbewässerungskanäle.
Siehe auch Mühlkanal - Einmündung in die Tauber
Entlang des Brehmbaches gab es, bzw. gibt es noch einen weiteren Mühlkanal. Bei der Pfauenmühle, später Scheidmühle, Sägemühle, Sägewerk Meyer. An diesem Mühlkanal orientierte sich auch der Bau der Neumühle 1839. Die von den aus Hochhausen stammenden Dölzers übernommen wurde.
Ein Weinseliger fiel einmal beim sternhagelblauen Nachhauseweg in den Mühlbach. Er negierte dessen offenen Charakter mit den Rufen "Häußer häär, Häußer häär". Ein anderesmal, als er wieder in die alte Boach hinein fiel, rief der "Häußer her, Häußer her": "Verdammt, iss däss ämool ä Pfitsche." (Bischemer Böser Buwe S. 25)
Einen Teil verläuft die alte Bach unter Tage. Unter Häusern, unter Straßen, Wegen, Flächen. Überwölbt. Unter Mühlen, Mühlgängen. An der Stadtmauer. Immer stark kanalisiert. Inzwischen oft gepflastert. Und dennoch meistens reizvoll. Im Gegensatz zur Tauber. Auf Büschemer Gemarkung. Kaum einer weiß so richtig, wie der Mühlbach verläuft. Da nur in Portionen genießbar. Nur teilweise sichtbar. Nur die Wenigsten wissen, wo der Mühlbach überhaupt anfängt. Bei der Zuführung vom Zipfkreisel aus in Richtung B27. Noch einer landete in der alten Boach. Bei der steinernen Brüstung, gegenüber dem Hammel, sprang auch einmal ein reichlich Besoffener in die alde Boach. Ein bleibender Spruch von ihm ist nicht überliefert.
In den Bischemer Bösi Buwe wird die alde Boach mehrfach gewürdigt - hoch gewürdigt. Sie gibt schließlich dem Büschemer Stadtquartier Kloa-Venedich das kanalartige Gepräge:
"Die alde Boach - wenn iech Euch soach -
iss schöö wi dr Canale Grande zu Venedisch im Welschen Lande.
Änn Haufe Brügge führe nüüwer.
Drum foahre koa Gondel drüüwer.
Oawwer Gens unn Ende schwimme rumm,
Ratze aa unn sunst no moanches Drumm vonn Alderdumm:
Verlausdi Hünger, doodi Spatze,
räudichi Hünd unn vreckdi Katze."
(Hugo Pahl, Bischemer Bösi Buwe, 1956, S. 40)
Im September 1939 wurden die Büschemer Juden gezwungen, sich im Mühlbach zu "säubern": "Danach wurden sie gezwungen, im Mühlkanal drei Liegestützen zu machen und dabei zu sagen: "Ich danke für das Freibad!" Wer die Liegestützen nicht tief genug machte, wurde von den SA-Männern mit Füßen noch tiefer unter Wasser gedrückt". Katja Rüger: Die Deportation der 22 Juden aus Tauberbischofsheim. In: Gerd Stühlinger, Johannes Georg Ghiraldin, Sarah Schroeder, Christoph Ries, Katja Rüger, Gunter Schmidt und Stefan Henninger (Projektgruppe Mahnmal, Herausgeber): Wegverbracht. Das Schicksal der Tauberbischofsheimer Juden 1933-1945. EINE DOKUMENTATION. Tauberbischofsheim 2009, Seite 15 / 16.
Die Geschichte der Büschemer Mühlen wird von Gehrig / Müller in der Stadtchronik von 1997 akribisch aufgelistet. Auch wird besonders auf die verschiedenen Formen von Mühlen eingegangen: Getreidemühlen, Lohmühlen, Walkmühlen, Sägemühlen, Ölmühlen, Schleifmühlen, Schneidemühlen, Gipsmühlen.
Die heutige Dölzermühle (Neumühle), 1859 erbaut, liegt am Brehmbach, weit außerhalb der Stadt. Ebenso die Sägemühle Meyer von 1826. Diese nutzte den Wassergang der direkt benachbarten Pfaumühle, einer Öl-, Loh- und Getreidemühle, 1898 stillgelegt.
Am Mühlbach liegt die Rollenmühle (Halbigmühle). Am Rand der Voorschd (Vorstadt). Die Herrenmühle, früher auch Mühle hinter dem Schloss, Mühle der Vorstadt, Große Mühle, zuletzt Hofersmühle genannt, wurde 1981 abgerissen, an der Lage noch erkennbar. Am Schlossweg sieht das Rinkerhaus, unter dem der Mühlbach durchfließt, wie eine Mühle aus. Hier war früher das obere Schleusenhäuschen. Hier gab es eine Ableitungsmöglichkeit zum damals noch nahen Brehmbach. Das auffällig große Haus in der Manggasse, mit der Nepomukstatue, war eine Walkmühle (Kunkel'sche Walkmühle). Dieser direkt benachbart war die Badmühle, später Versbachmühle (Gebäude der Buchbinderei, Druckerei Stein). Die untere Mühle (Schnurrsmühle), Mündung Badgasse / Bachgasse, ist heute nur noch als gestalteter Freiplatz erkennbar.
Eine frühere Besitzerin der Hofersmühle entwendete den Bauern Mehl beim Mahlen. Dafür geht sie jetzt um und man hört sie sprechen: "Moaß unn G'wicht, Geht vor Gottes G'richt." TuD 115. Die ungerechte Müllerin (53)
Auf diesem Lageplan sieht man den Verbindungskanal beim oberen Schleußenhäuschen (Haus Rinker) zwischen Mühlbach und Brehmbach sowie die schwierige Einmündungssituation an der Tauberbrücke zwischen Tauber, Brehmbach und Mühlbach