Büschemer Geschichtchen  - G'schichdli III

 

 

 

Deutliche Aussprache

 

Es gab mal einen Büschemer, der hatte eine ziemlich deutliche Aussprache. Und diese auch sehr laut. Eines Tages fuhr er aus einer Gasse des dörgeiischen Stadtteils per Rad in Richtung Marktplatz. Beim Marktplatz wurde er von einem herum streunenden Polizisten angehalten. Er sollte sich ausweisen. Der deutliche, laute, Büschemer antwortete laut und deutlich vernehmbar: "In Büscheme kennt mich jedes Arschloch. Da brauch ich doch keinen Ausweis vorzuzeigen." Er mußte keinen Ausweis vorzeigen.

 

 

 

Friedhofsgärtnereien

 

Büscheme hatte mal einen besonderen Friedhofsgärtner. Namens Franz. Neben der Friedhofsgärtnerei  litt er an Epilepsie. Vor der Friedhofsgärtnerei war er beim städtischen Bauhof beschäftigt, dessen Arbeiter früher zumeist als Stadtgarde bezeichnet wurden. Es gab allerdings manche Beschwerden Einheimischer, dass der Stadtgardist Franz gern seinen Schubkarren im Badgarten für einige Zeit abstellte, um ab und zu bei der Hausbierhandlung Wohlfahrt eine Flasche Bier zu erwerben und im Badgarten zu trinken. Jedes Wochenende sah man ihn bei einem Marsch nach Dittigheim zum Straub, um dort einige Biere zu verkosten. Beeindruckend war sein stierer Blick, mit dem er einen, genauer jeden, also auch uns, fixierte. So einen direkten Blick auf uns, mitten in uns hinein, kannten wir ansonsten in Büscheme nicht. Da wurde eher indirekt, hinterher, ums Eck herum, auf uns geschaut. Der Blick des Friedhofsgärtners, der äußerst intensive vom Friedhofsgärtner Franz, ging mitten hinein. In uns selbst. Friedhofsgärtner Franz verschwendete keine Worte. Er sprach nicht. Wenig. Kaum bis selten. Er deutete immer mit einem hoch erhobenen Finger Zustimmung an. Auf das ihm Zugesprochene. Dieser stumme, hoch erhobene Zeigefinger schien uns immer wesentlich mehr zu bedeuten als die alltäglich abgeschliffenen Sprachbilder, die ansonsten an uns herantraten. Herangetragen wurden, oft im hohlen Befehlston. Uns umgaben. In der Fingerzeigeweisheit von Friedhofsgärtner Franz fanden wir mehr Bedeutung, mehr Tiefe als in der sonstigen Verflachung, die außerhalb des Büschemer Friedhofes herrschte.


 

 

 

Gmoa(n)liche Gutscheine

 

Ein Büschemer Gastwirt. Von seinem Gewerbe emeritiert, erlaubte er sich in einer anderen Gastwirtschaft einen besonderen Büschemer Scherz. Gewissentlich bereitete er sich zuhause auf seinen scherzlichen Einsatz vor. Er ließ sich einige Gutscheine drucken. Mit dem Büschemer Stadtsiegel, Stadtwappen versehen. Gutscheine für Getränke. Gesponsert von der Gmoa Büscheme. Gutscheine für Essen. Gesponsert von der Gmoa Büscheme. Gutscheine für Schnaps. Gesponsert von der Gmoa Büscheme. Der versammelte Stammtisch staunte nicht schlecht. Als der ehemalige Büschemer Gastwirt, gut verkleidet, geschminkt, unrasiert als Auswärtiger, Fremder, welscher Südländer, in der anderen Wirtschaft seine gmoalichen Gutscheine für Essen und Trank unerkannt vorlegte. Und Essen und Trank bekam. Reichlichst. Vergutscheint. Der versammelte Stammtisch kontrollierte indessen immer intensiver die vorgelegten gmoalich Büschemerisch erscheinenden Gutscheine für Essen und Trank. Auf Echtheit. Und konnte es kaum fassen, was die Büschemer Gmoa einem Auswärtigen so alles vergutscheinte. Auf Kosten des Büschemer Steuerzahlers, zu dem sich der versammelte Stammtisch einvernehmlich zählte. Bei jedem weiteren Schnaps, Bier, Essen nahm die angeschwollene Erregung des versammelten Stammtisches  zu. Wie das denn sein könnte. Man schüttelte am versammelten Stammtisch angesichts der stammtischlich angenommenen Echtheit der Gutscheine immer mehr den Kopf. Erhob drohend, winkend die Zeigefinger. Hunger und Durst des mit gmoalichen Gutscheinen ausgestatteten Auswärtigen schienen einfach nicht stillbar. Die Anzahl seiner gmoalichen Gutscheine unendlich. Während die versammelten Stammtischler immer mehr Striche auf ihre Bierdeckel bekamen. Der als Auswärtiger präparierte unerkannte Büschemer Ex-Wirt nutzte zu später Stunde die Toilette. Und reinigte sich dort in einem Waschbecken die Füße. Dafür konnte er allerdings keinen Gutschein vorweisen. Die Volksseele des versammelten Stammtisches kochte indes sehr hoch. Auf die Kunde der Fußwaschung sprangen einige der am Stammtisch Versammelten von den Stühlen auf. Eilten in die Toilette. Zum Fußreiniger ohne gmoalichen Gutschein. Zerrten ihn in die Gaststube. Eine tumultartige Szene enstand. Der Wille zur Selbstjustiz ohne Gutschein machte sich breit. Nur mühsam konnte der emerierte Gastwirt noch erklären, dass er von Grunde aus einer der ansonsten am Stammtisch Versammelten sei. Das ging nochmal gut aus. In Büscheme hängen sie keinen. Es sei denn, er wäre von auswärts. Und hätte einen gmoalichen Gutschein. Verschärfend sogar mehrere.


 


 

Antiautoritäre Regungen


 

Beim Fussball, beim Jugendlichen, zeigten sich anfangs der 1970er erste antiautoritäre Einstellungen. Regungen. Handlungen. Wenn auch nicht immer mit bewußtem Programm. Nach Vorwärts. Dennoch bewußt, wenn auch im Kleinem. In der alltäglichen Aktion. Vor jedem Fussballspiel gab es Passkontrollen. Als ob es damals schon etwas Verbotenes hätte geben können. Als einer aus der Büschemerischen Jugendmannschaft verspätet vor den Schiedsrichter trat, äußerte dieser wenig Verständnis für das verzögerte Hervortreten. Unser engagierter Jugendtrainer griff in die allgemein menschliche Verständniskiste. Der Jugendliche wäre halt etwas schüchtern. Das führe zum verspäteten Hervortreten. Wenig schüchtern, aber inhaltlich fixiert antwortete der verspätet angetretene Pass-Jugendfussballer: "'Wenn Sie das meinen, wird das schon stimmen." Im Nebensatz wurde also schon stark angedeutet, wie wenig damals vieles stimmte. Der schüchtern äußerlich fixierte Jugendfussballer des Büschemerischen TSV trug trotz dieser antiautoritäten Kommentierung einen stark akzentuierten Scheitel, mit dem sein ansonsten stark wellig, afrolockig auftretendes Haar liniert wurde. Er war eine der wenigen Stimmen dieser Zeit, die nicht aus priviligierter Schicht kamen. Büscheme konnte damals wenig mit diesen Stimmen anfangen.

 

 

 

 

 

 

Büschemer böse Buwe* Schimpfkanonade 

 

Sou änn Schlappedengler. Sou änn Säuriweliskoupf.

 

Döss sänn doch Förz im Koupf.  

 

Änn Drääg host. Unn bist, du Deihenker.  

 

Glei kriechst änn Bümber, Vreckling, vreckter.  

 

Oans soach I Diir, glotz nid sou.

 

Du Forzknoude. Merg diir dös, Drääg iss schöö degeeche.

 

Du bist doch blos änn Housebümber, änn kloaner. Nix host!  

 

Iech woass wergli nid woas ous diir wärrde soll! Mit deinem Fitzelchen Hiiere.  

 

Diech kriech iech noch! Ward närr!

 

Steich mr doch de Buckel nuuf!

 

Doo hoasst oani. Unn dasst dr des aa märkst kriechst nooch oani dzou.  

 

Unn iech haab dr oani uff dejn Dööz.

 

Sauhoomel. Raddegiegser, du.  

 

Hau ab, du Hoambäff. Vreckdi Kröid.

 

Geh hoam, ir esst schoa!  

 

Du hoast doch gsuffe. 

 

Butz dei Göschle. Deixelsbuu.

 

Doo lachd doch di goanz G'moa unns aus.
 

(* Siehe: Hugo Pahl, Bischemer Böse Buwe. Ein Heimatbuch. Seite 18 und 92) 

 

 


 

 

Dorngebüsch


Eine Lieblingslektüre war Kafka's kleine Erzählung über ein Dorngebüsch, in das einer hinein geriet und nicht mehr herauskam. Darauf um Hilfe rief. Der Parkwächter erkannte die Hilflosigkeit dieser Situation. Er rief dennoch dem im Dorngebüsch von dichten, stacheligen Zweigen, Ästen, Eingehüllten zu, er bitte ihn entschieden um Geduld und ein bißchen mehr Männlichkeit. Als ein Büschemer, mindestens leicht angetrunken, an der Treppe beim nie genutzen Schachspiel an der Vitryallee scheiterte, ins nahe dichte, hoch gewachsene Gebüsch hineinfiel, herumzappelte und nicht mehr herauskam, lautest seine Ohnmacht herum rief, bekam er von seinem Begleiter literarisch analog den Spruch "Vielmehr Geduld und mehr Männlichkeit" zu hören. Der im Dorngebüsch lachte leicht irre und zappelte sich weiter ins Dorngebüsch hinein.

 

 


Ihr seid doch krank
 

"Humor ist, wenn man trotzdem lacht" war der Standardspruch eines Büschemer Kröterichs zur Fasenacht. Er schmückte und endete damit seine Büttenreden. Mitte der 1970er baute der ortsfremde, in Büscheme nicht verankerte KBW seinen Schriftstand und einige rote Fahnen in der damals noch einigermaßen belebten Fußgängerzone auf Höhe von Buch-Stein auf. Und versuchte die Büschemer zu agitieren und sein kbwehliches Blättchen anzudrehen. Der Büschemer Faschingshumorist kam am rotzelligen Stand vorbei, schüttelte den Kopf und rief laut und mehrfach "Ihr seid doch krank, ihr seid doch krank." Aus dem Kreis der Wenigen bei den Arbeiterkampfstellvertretern Stehenden kam prompt der Spruch "Humor ist, wenn man trotzdem lacht". Der Büschemer Humorist zog allerdings ohne Lachen davon.

 

 


 

 

Arme Sünderbank


Das Büschemer Altstadtfest zieht. Die Massen an. Trinkbereite. Grünkernküchle Hungrige. Ausflippige. Einige Jahre lang gaben Soldaten aus Vitry herben, kräftigen Rotwein aus. Um den Türmerturm herum. Der hieb fast jeden nieder. Der schon kräftig vorher gebechert hatte. Dieser Rotwein gab einem einfach den Rest. Zwei dieses Rotweins Seelige liehen sich irgendwo auf dem Altstadtfest eine ältere, heftig klapprige Bierbank aus. Schleppten diese mühsam bis auf die Höhe Trinkhalle Giller. Dort querte gerade eine Polizeiauto die Kreuzung. Flugs saßen die zwei Delinquenten auf der Bank und taten so, als ob die Bank grundsätzlich hierher gehören würden. Zum erweiterten Areal der Trinkhalle Giller. Die hatte morgens um ca. drei Uhr Altstadtfestzeit allerdings längst geschlossen. Was sie denn mit der Bank vorhätten, fragten die vom Dienst aus neugierigen Polizisten aus ihrem grünweißen Auto heraus. Die Beiden. Die sich eher unschuldig, aber sehr gebunden gaben. Wir sitzen halt auf der Armen Sünderbank. Das sei ihr auferlegtes Schicksal. Gab es auf die polizeiliche Anfrage als Antwort. Die fuhr dann ohne weitere Ermittlungen weiter. Solche arme Sünder hatten sie wohl schon genug in der Büschemer Arestzelle. Eine alte klapprige Bierbank ist in Büscheme kein Polizeieinsatz wert. Besonders wenn sie bestückt ist mit zwei armseelig aussehenden Angetrunkenen. In Zeiten des Altstadtfestes.

 

 

 

 

Eigschlofe beim Einsteigen


In den 1970er gab es eher eine geringe Kleinkriminalität von Einheimischen. Man stieg bescheiden immer wieder in die gleichen Gebäude ein. Die Holzbaracke des Schwimmbadkiosks, das Bahnhofskiosk bzw. die Bahnhofsgaststätte. Man fühlte sich dort heimisch. So heimisch, dass einer einmal direkt am Tatort einschlief. Nach einem kleinen Umtrunk der dort aufgefundenen Spirituosen. So erleichterte man der heimischen Polizei das Handwerk. Spurensicherung, Indizienbeweise waren aufgrund des am Tatort verbliebenen, schlafenden Täterkörpers nicht notwendig. Teilweise hauste dieser so schläfrige Einsteiger im Klosterhof. In einer städtischen Räumlichkeit. Ein Aquarium diente ihm als Pissoir. Inmitten des Raumes.






 

 

 

Ham Se mal Pferdefleisch für mich?

Dass das Leben kein Ponyhof ist, erfuhren Mitglieder des Reitclubs vor schon einiger Zeit beim Altstadtfest. Auf Höhe vom Buch-Stein boten Mädchen Grillwürste zum Verzehr an. Ein schon vom Geist des Altstadtfestes, also besonders von den Flüssigkeiten, die auf dem Altstadtfest verteilt werden, Angeseelter, fragt die Mädchen, ob sie auch Pferdefleisch hätten. Da zuckten die Mädchen trotz des Altstadtfestcharakters kräftig zusammen, umarmten sich bei dem Gedanken an Pferdefleisch innig und schüttelten vor Abscheu die Köpfe. Inzwischen bietet der Reitclub keine Spezialitäten vom Grill am Altstadtfest mehr an.




Einheimische Wegnamen
 

Die Stadt lobte einmal für neue Straßenbezeichnungen Bürgervorschläge aus. Allerdings kam der Vorschlag Emil-Beck-Weg nicht zur Auszeichnung. Möglicherweise auch deshalb, weil hier einige auch eine heimliche Botschaft Weg mit Emil Beck - Emil Beck weg! hier hätten verstehen können. Der Vorschlag Elektrolurch-Allee für eine neue Straße am Umspannwerk fand auch keinen Anklang. Das war wohl zu Guru Guru lastig. Obwohl er das Büschemer Krötenhaftige im 1970er Style retromodern auffrischte und elektrisierte. Noch sind die Würzburger den Büschemer bei Straßennamen weit voraus. Mit ihrem Leutfresserweg. Da bedarf es in Büscheme noch einiger begriffskreativster Anstrengungen dahin zu kommen. Da würde auch ein "Boulevard der Büschemer Kroiten" nicht ausreichen. Der Flurname Arschkerbe ist schon mal gar nicht schlecht. Früher hatte man noch die Vertelisspitze. An der ein Viertel eines Gevierteilten aufgehängt wurde. Kennt aber keiner mehr.

 

 

 

 

 

 

Der Gesetzeshüter und seine morgendliche Bettruhe

 

 

Auch über einen Büschemer Gesetzesbewahrer ist Sagenhaftes hörbar gewesen. Ein Gesetzeshüter in Büscheme, im Ostteil wohnend, benötigte für seine anstrengende Berufsausübung in den Morgenstunden absolute Ruhe. Ein Nachbar, genauer dessen Truthahn, störte diese. Der Truthahn mußte also weg. Die Wohnstraße, in der der Morgenruhende wohnte, wurde zunehmend verkehrlich genutzt per Durchfahrt. Der Autoverkehr nahm in den 1960er Jahren enorm innerörtlich zu. Ebenso der Antransport von Waren durch Laster. In die gesetzhüterische Wohnstrasse mündete eine weitere, schmale Straße, die nach einem fast rechtwinkligen Bogen an anderer Stelle wieder in die selbe Wohnstrasse einmündete. Die Mietswohnung des Gesetzeshüters also umfuhr. Eines Tages fand sich an den beiden Mündungen ein Durchfahrtsverbot für Laster. Per Schild verkündet. Die Laster mitsamt ihren Anhänger mußten nun durch die schmale Straße versuchen zu kommen. Man munkelte nachbarseits eindeutig, wer der Verursacher dieser Lasterabbiegung sei. Immer öfter hängten die Laster ziemlich lange in dieser Seitenstraße fest. Es ging weder vorwärts und rückwärts. Aufgrund der Enge, der rechtwinkligen Biegung, der Schmalheit der Seitenstraße. Als der Gesetzeshüter eine andere Wohnung nahm, verschwand auch flugs das Durchfahrtsverbot für Laster an beiden Stellen.

 

 

 

 

 

 

Unhaltbar

 

Die zweite Mannschaft spielte früher immer vor der ersten Mannschaft. Sie war die Reservemannschaft. Sie kickte auch immer gegen den Ort, gegen den die erste antrat. Sie war also noch ein echtes Anhängsel. Dennoch wurden fußballerische Errungenschaften,  genauer Innovationen, die man samstäglich in der Sportschau sehen konnten, dann sonntags umgesetzt. Genauer versucht umzusetzen. Wurde in der Bundesliga bei einer Freistoßvariante der Ball zunächst elegant gelupft und dann volley genommen, konnte man das Nachspielen dieser Variante auch bei der zweiten Mannschaft nachverfolgen. Wenn auch der Ball in der Regel woanders landete, als in der Bundesliga. Also meistens Tor fern. Einen Höhepunkt dieser Torferne schaffte ein Büschemer Kicker bei der Ausübung eines Elfmeters. Den er nach Torwarttäuschung mit extremsten Außenrist schoß. Statt des bei einem Elfmeter bis dahin üblichen kräftigen Bummses mit dem Spann. Der gegnerische Torwart wurde getäuscht. Dieser bewegte sich in die dem Ball entgegengesetzte Richtung des Tores. Die rechte Seite des Tores war also vor dem Schützen noch offener als das größte Büschemer Scheunentor. Dennoch trudelte der mit dem Extremaußenrist getretene Ball über die Spielfläche des Hartplatzes immer mehr vom Tor weg. Verließ den Strafraum. Verließ einige Meter vor der Eckfahne das Spielfeld. Es gab also Einwurf für die gegnerische Mannschaft als direkte Folge dieses Strafstoßes. Die wenigen Zuschauer nahmen es mit einiger Erheiterung zur Kenntnis. Sie waren sich dennoch bewußt, einen der unhaltbarsten Elfmeter der Fussballgeschichte in Büscheme gesehen zu haben.

 

 

 

 

Geteiltes Leid

 

Starb eine wichtigere Persönlichkeit in Büscheme setzte sich der Trauerzug auch schon mal von der Stadtkirche in Richtung Friedhof in Bewegung. Und vollzug sich in stattlicher Länge. Allerdings konnte dabei der sakrale Zug mit dem profanen Zug kollidieren. Der beim Bahnhof ein- oder abfahren sollte. Ein besonders stattlicher Trauerzug wurde einmal dabei von den Schranken beim Bahnhof fast entscheidend aufgetrennt. Ein großer Teil des Trauerzuges stand vor der geschlossenen Schranke. Während der vordere Teil des Trauerzuges seinen Weg zum Friedhof fortsetzte. Dann kam auch noch der angekündigte Zug nicht. Nicht ohne Verspätung. Was dazu führte, dass auch der abfahrwillige Zug nicht abfahren konnte. Während der abgetrennte Teil des Trauerzuges vor der lange geschlossenen Schranke stand. Die Trauersache auf dem Friedhof war schon fast erledigt, als auch der Rest der Trauergemeinde auf dem Friedhof eintreffen konnte.

 

 

 

 

 

Mittwochswanderer

  

Früher wurde in Büscheme viel gewandert. Also besonders aus Büscheme heraus. Das Fernsehen bot noch nicht so viele Kanäle. Internet gab es nicht. Also schnürte man die Wanderschuhe. Und wenn es auch nur bis in die nächste Umgebung ging. Ins nächste Dorf. Die Mittwochswanderer waren eher ältere Büschemer. Die stetig Mittwochs umherwanderten. Mit einem Führer. Mit der Zeit konnte man allerdings bei den Mittwochswanderern immer mehr eine Auflösung des Wanderzuges erkennen. Sie teilten sich in immer mehr Kleingrüppchen auf. Die noch ganz sportiven liefen weit vorneweg. Die weniger sportlichen immer mehr hinterher. Das förderte wohl nicht den Gemeinschaftsgeist bei den Mittwochswanderern. Eines Tages gab es zu den Mittwochswanderern noch ein weiteres Angebot einer geführten Mittwochswanderung. Also ein Konkurrenzangebot. Von Streit unter den Mittwochswanderern war zu hören. Irgendwann sah man gar keinen Mittwochswanderer mehr. (PS. Ein Blick in die lokale Presse 2016 zeigt, dass immer noch Mittwochswanderer des Spessartvereins unterwegs sind)

 

 

 

 

Des Schlosses Alter

 

Ein Tourist fragte mal einen Büschemer, wie alt denn das Kurmainzische Schloss sei. "Keine Ahnung", bekam der Tourist zur Antwort. "Gestern stand es auf jeden Fall noch nicht da." 

 

 

 

 

 

Verfolgung

 

In Büscheme schlich sich mal einer immer wieder merkwürdigst auf den Straßen herum. Ängstlich schaute er sich um. Desöfteren lurte er. Eines Tages auf der Tauberbrücke sprach er einen Büschemer an. "Warum verfolgen Sie mich?" Er bekam eine bestimmte Büschemer Antwort: "Iech verfolche überhaupt koanen. Nur mei eichene Sache. Und Gedanke. Unn schoa goar nid anneres Glümp."

 

 

 

 

Ab in den Mühlkanal

 

Zwei Brüder aus einem Nachbardorf gingen in Büscheme oft kräftig einen drinken. Eines Tages lief stark wankend einer der Brüder aus der Stadt heraus. In Richtung Tauberbrücke. Man merkte wie sehr er geladen war. Der alte Badgarten bestand zu dieser Zeit noch. Also auch die steinerne Brüstung. Über den Mühlbach. Mühlkanal. Zum Erstaunen aller Umherstehenden machte er bei der Brüstung einen seltsamen Ausfallschritt. Und verschwand in die Tiefe des Mühlbaches. Da gab es ein lautes Hallo. "Da ist doch tatsächlich oaner nei gsprunge." Als man über die steinerne Brüstung nach unten blickte, saß der eine trunkene Bruder inzwischen leicht ernüchtert im Mühlbach. Bewässert. Und spuckte die braune Brühe des Mühlbaches aus. Irgendwann hörte man eine weitere merkwürdige Geschichte von ihm. Hatte er doch in den Tauberwiesen sich Schafe angeeignet und zuhause blutigst geschlachtet. Da doch lieber in den Mühlbach gesprungen.

 

 

 

 

 

 

Sein bester Freund

 

Ein in Büscheme Wohnender hatte mal auf dem Hammberg in Richtung Gützberg ein kleines Grundstück, ein Gütle, auf dem er einen Teil seiner Zeit verbrachte. Begleitet von seinem Hündchen. Das fühlte sich dort auch wohl und streifte durch die nähere Umgebung. Bis eines Tages ein Jägersmann dieser Harmonie zwischen Herr, Hund und Hammbergsgrundstück per gezieltem Schuß ein drastisches Ende setzte. Ein Nachruf erschien in der Zeitung mit der Überschrift "Sein bester Freund". Hier wurde die idyllische Lebensgemeinschaft zwischen Herr und Hund nachgezeichnet, überschwenglich betont. Hingewiesen wurde, dass der jägerische Schuss auf den frei streunenden Hund direkt am Grundstück unnötig gewesen sei. Doch fiel bald Schatten auf die Herr und Hund Harmonie, als ein anonymer Leserbrief in derselben Zeitung erschien. Mit dem Tenor, dass Herrchen schon in aller Frühe durch das offene WC-Fenster mit einem langem Stock auf die Hütte des Hundes lautestens klopfe. Meistens grobianisch mit dem Hund schimpfe, umgehe. Zum früheren Büscheme gehörte halt auch das zu enge Klein-Klein, der zu nahe, wenig nachbarschaftliche Kleinstkrieg.


 


 


 


Auf Büschemerisch zusammengefasst


 

Soddi sex wi unns fünfi geits koa värdes Moal, denn wir drei sinn di zwo oanzigsde.

 

Oam Moarche oans Oawends geche Middoachs.

 

Zoale wi oans, drei, siewe un neuni hoawe an Werd verlore.


 


 



Ausgerechnet die 4!


Einige Büschemer unterhielten sich über ihre Lieblingszahlen. Einer nannte die 4. Worauf der versammelte Tisch in lautestes Gelächter ausbrach. Man sich die aufwallenden Bäuche hielt. Mit der Faust auf den Tisch knallte, so dass die Gläser hüpften. Lachtränen wurden weggewischt. Ausgerechnet die 4! Wurde dem diese Lieblingszahl Nennenden entgegen gehalten. Die ist in ihrem Leben noch keine einzige Kommastelle weitergekommen. Noch nie vorangerückt. Hat noch nie an Wert gewonnen. Wäre immer an ihrem verlorenem Platz verblieben. Eine Zahl für Looser. Für Nichtvorankommende. Ausgerechnet die 4! Da wünscht sich mancher Schalke Fan, es würde Schalke 05 heißen.