Stadtmauer

Die Stadtmauer wurde schon im 13. Jahrhundert errichtet. Ungefähr 12 Meter hoch, eineinhalb Meter breit. Es gab zwei Tore. Das untere Tor, Gefängnisturm bzw. Centturm genannt und das Obere Tor. Vor das ObereTor wurde das Schmucktor gesetzt, das nun bei der Halbigsmühle steht. Ein weiteres Schmucktor, auch Leonhardtor genannt stand vor der Tauberbrücke, bei der Leonhardkapelle. Im 18. Jahrhundert beim großen Tauberhochwasser beide verangen. Um die Tore gab es zur Verstärkung des Schutzes eine Vormauer. Einen Zwinger. Der auch um das Schloss herum reichte. Die südwestliche Seite war durch ein Wallgrabensystem geschützt. Zudem durch den Brehmbach. Im unteren Bereich noch durch den Mühlkanal. Angreifer mussten also hier ihre Deckung verlassen. Hoch und runter gehen. Wassergräben überwinden. Auf dem Wall waren sie praktisch ungeschützt. Die nördliche Seite war ebenfalls mit Frosch- und Schneckengraben und einem Wall abgesichert. Zudem standen hier die meisten Türme (11 Rundtürme und ein Viereckturm. Als größter Turm der sogenannte Schneckenturm beim Rathaus. Vielfach wurde der Wasserturm nicht als Turm der Befestigung mitgezählt. Weil er etwas kleiner als die anderen Türme war. Er diente ebenfalls als Gefängnisturm. Der Hexenturm stand am Ende der Klostergasse. 


 

Einige der Türme sollen nach innen offen gewesen sein. Zumindest gibt das der Zürnersche Grundriß 1790 so vor. Der Stadtplan des Vaters Jacob Heinrich Zürner von 1748, ein Aufriß, zeigt allerdings die Türme geschlossen! Gehrig / Müller sind an dieser Stelle leider ungenau. Sie schreiben: "Von den insgesamt 20 Mauertürmen waren offenbar die meisten zur Stadtseite hin offen. So zeigt es auch der Stadtgrundriss, den Georg Adam Zürner, der Sohn des Jacob Heinrich Zürner, 1790" gezeichnet hat. Das auch ist hier verkehrt, denn der Plan von Jacob Heinrich Zürner von 1748 zeigt keinen einzigen Turm innen als offen! Möglicherweise sollte im Grundriß 1790 nur die Lage der Eingangstüren angedeutet werden. Der verbliebene Turmrest des Hungerturmes am Mühlkanal / Schlossgarten ist auf dem Zürnergrundriß 1790 in die Stadt hin als offen eingezeichnet, aber in der Büschemer Realität ist er geschlossen. Er ist sogar der Stadtmauer vorangestellt! Der Hungerturm hat also die Stadtmauer hinter sich. Interessanterweise ist die Eingangstür außen? Später eingebaut? Das Stadtmodell übernahm die offenen Türme aus dem Stadtplan von G. A. Zürner. Oechelhaeuser schloss aus diesem Plan: "Danach war die Stadt mit einer hohen Mauer umgürtet, in deren Lauf sich eine grössere Anzahl theils kreisrunder, theils rechteckiger und nach innen geöffneter Thürme - auf dem Plane sind zwanzig eingezeichnet - erhob." (S. 163) Aber sein Urteil über diese Augenmaß gefertigte Zeichnung ist vernichtend: "... kennzeichnet hinlänglich, welche Bedeutung diesem ungenauen und fehlerhaften Machwerk beizulegen ist. Trotzdem gibt es ein ungefähres Bild der Stadtanlage, deren Befestigungen sich aber auf unserem Plane (Fig. 43) deutlicher erkennen lassen." (S. 163.) Fig. 43 meint die Aufzeichnung von Jacob Heinrich Zürner von 1748. Und die zeigt die Türme geschlossen. Und nicht einen einzigen offen. Der Grundrißplan von G. A. Zürner, einem Ingenieur, folgte einer Darstellung, wie sie im Bauwesen typisch ist: Türen werden offen gezeichnet. G. A. Zürner ist nicht bei allen Türmen dieser bautechnischen Regel gefolgt. Was zu den heutigen Unklarheiten führt. Allerdings sind solche nach innen offene Stadtmauertürme, Schalentürme genannt, in einigen Stadtmaueranlagen zu finden. Und von daher auf Büscheme übertragbar. Auch in der Stadtmauer-Stadtturm-Anlage von Rothenburg läßt sich so ein nach innen offener Turm finden. Später nachträglich verkleidet.


 

Von einigen der Stadtmauertürmen sind die Namen bekannt:

Centturm, Gefängnisturm, Turm beim unteren Tor

Turm beim oberen Tor

Wasserturm evtl. auch Mühlturm genannt (Badgasse, Auslaß Mühlbach)

Hexenturm, neuer Turm (Ende Klostergasse)

Schneckenturm (Ende Blumenstraße / Frauengasse)

Hungerturm (Rest noch vorhanden)

Bürgerturm bzw. Strafturm (Ende Bachgasse)


 

Gehrig/Müller erwähnen auf S. 207 noch den Stadtturm, der sich beim alten Schulhaus (Kirchgasse) befand. Unklar ob damit ein Eigenname oder nur eine Bezeichnung für einen der Stadt gehörenden Turm der Stadtmauer gemeint war.


Man kann die Türme unterscheiden als:

- Stadtmauerturm

- Torturm (oberes und unteres Tor)

- Zwingerturm (oberer und unterer Zwinger)

- Straftürme / Gefängnistürme (Unterer Torturm, Hexenturm, Wasserturm, Bürgerturm / Strafturm)

- sowie als Geleitturm (Türmersturm, die Türme außerhalb der Stadt auf Höhberg, Edelberg und der Wolfsturm) und

- die Türme der ehemaligen Wasserburg (Kurmainzisches Schloß)

 

Wird die Zwingersituation beim Schloss im großartigen Stadtmodellnachbau falsch gedeutet? Man sollte annehmen, dass die Außenwand des Schlosses ungleich Teil der Stadtmauer ist. Die vorgeschaltete Zwingermauer ist im Grundriß deutlich. Im Stadtmodellnachbau nicht vorhanden. Der 1790er Grundriß zeigt den vorgeschalteten Zwingerbereich beim Schloss. Die Zürnerschen Stadtpläne von 1748 und 1790 sind allerdings nicht maßstäblich, sondern nach dem Augenmaß gezeichnet. Insofern sind auch die Zürnerschen Zeichnungen kritisch zu betrachten. Der Zürnerplan zeigt die innere Zwingermauer am Schloss geradlinieg. Das Schloss selbst ist an dieser Stelle nahezu verschachtelt. Also bauliche Erweiterungen. An zwei Stellen scheinen tatsächlich die Mauern auf die jeweilige Flucht von Außenwänden des Schlosses zuzulaufen. Man sieht ja deutlich Abbruchstellen. Allerdings ist die eine Abbruchstelle, die äußere, nicht besonders breit. Erreicht nicht die eineinhalb Meter Breite, die ansonsten die Stadtmauer einnahm. Man sollte annehmen, dass gerade hier an der Burg der Schutz durch die Stadtmauer besonders ausgeprägt sein sollte. Der Plan von Zürner gibt auf alle Fälle eine klare äußere Zwingermauer vor. Erst beim Turm zum Hirschgraben gab es nach dem Plan ein kleines Stück, an dem keine Doppelmauer vorhanden ist.


Manchmal heißt es im Leben Farben bekennen. Auch für Büscheme! Gerade für Büscheme! Die Stadt mit den ehemalig vielen Türmen und alten Mauern. Mit der sie zu gerne prunkt. Prunken läßt. Früher von StadtführerInnen, die diese Pracht nie gesehen haben. Da längst abgerissen. Beseitigt. Verschwunden. Ab- und weggeräumt. Nur noch ein kleiner Hungerturmbereich vorhanden. Der jüngst 2022 mit einem Aufsatz aufgewertet werden sollte. Aus planerischer Sicht. Stadtfunktionaler Bewertung. Da bekannten manche Büschemer energisch Farbe. Stiegen aufs Hungerturmpodest. Wollten dass alles so bliebe, wie es bisher war. In dieser so schmucken Ecke, etwas abseits, ein wenig vernachlässigt und doch mehr über diese kleine Stadt aussagend, als alle hochwertigen Pflastereien, die der Kleinod an der Tauber in der späteren Neuzeit ertragen mußte. Als ob die Besucher, die meistens per Rad, in die bigotte Kleinstadt zwischen Tauber, Brehmbach und Mühlboach kamen, angelockt vom angepriesenen schönen Zauber der Tauber und äußerst heilig hochgehaltenem Liobaschein, neuwertiges zuhauf sehen wollten. Alt sollte es vielmehr sein. Am Besten wie in Rothenburg am Anfang des Tauberflusses. Möglichst noch schöner. Doch da muß Büscheme längst passen. Schon immer passen. Immer wieder. Immer öfter. Immer direkter. Immer eindeutiger. Mit Schildern wie historische Altstadt versucht man sich dennoch dessen zu vergewissern, das man längst verloren hat. Selbst abgerissen hat nach dem offene Kriegszerstörungen ausgeblieben sind. Aufgrund des Farbensbekennens genügend Büschemer unterblieb der Hungerturmaufsatz. Die Büschemer sind inzwischen mehr an den Ruinencharakter gewöhnt als an eine modernisierte Rückerinnerung wie hoch früher ein Stadtturm wie der Hungerturm wirklich war. Das Bild zweiter Hand siegt über dem des alten Zustandes. Wenn es um neue Aussichten geht, sollte vielleicht besser am Ort der Ruinenreste des alten Wartturmes auf dem Edelberg ein Aussichtsturm erstellt werden. Die Reste davon kennt sowieso kaum ein Büschemer. Da sollten Hungerturmpodestproteste ausbleiben.

 

 

 Mittelalterliche Stadtbefestigung

 

 

Hungerturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 


 

 

 


 

 


 

Zwinger, Oberes Tor, Stadtmodell um 1750


 

Schloßzwinger, Stadtmodell um 1750






















Schloßzwinger, Stadtmodell um 1750






















Schloßzwinger, Stadtmodell um 1750























Schloßzwinger, Zwinger Oberes Tor, Stadtmodell um 1750





















 

Zwinger, Oberes Tor, Stadtmodell um 1750


Zwinger, Oberes Tor, Stadtmodell um 1750






















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