Schloss

In der "Oberstadt" befinden sich die kurmainzische Amtsburg, Schloss genannt, letzte Reste der Stadtbefestigung, Kirche. Im Schloss ging eine weißes Fraale (Frau) um. Um das Schloß herum eine weiß gekleidete Edelfrau auf einem weißen Roß. Warum Schloss? Und nicht Burg? Es gab keine Grafen von Bischofsheim. Nur Adelige. Die sich von Bischofsheim nannten. Aber auch von Dittigheim. Das ist lange her. Und dann verschwanden die von Bischofsheim. Aus den Akten. Aus Bischofsheim. Das Schloss gehörte zur Kurmainz. Die Leininger wollten nach 1800 das Schloss nicht. Nicht unterhalten. Es stand der Abriß zur Debatte. Das wäre ein elendes Schicksal gewesen des Schlosses, des Büschemer Schlosses.

 

Woher kommt die merkwürdige Verehrung und nahezu anmaßende Überhöhung der kurmainzischen Amtsburg als „Schloss" in der Tauberbischofsheimer Erinnerung? 1803 stellte die Tauberbischofsheimer Stadtverwaltung ein Verzeichnis der öffentlichen Gebäude für die Fürstlich-Leiningische Regierung in Amorbach zusammen, in dem „ein herrschaftliches Schloss" erwähnt wird. Hier tritt also die Bezeichnung „Schloss" für die Amtsburg auf! Brauchen die Tauberbischofsheimer unbedingt ein Schloss in ihrem Stadtbereich, um sich selbst für vergangene Demütigungen und Beschneidungen der Versuche von bürgerlicher Eigenständigkeit zu entschädigen und sich selbst als Residenzstadt einer Herrschaft zu erhöhen? Nicht ganz, auch die kurmainzische Herrschaft bezeichnete die Burg gern als Schloß und den Platz davor als Burgplatz, aber die hierarchisch höchste Person darin als Burgmann, z. B. im Huldigungsschreiben von Erzbischof Dieter II. vom 5. März 1482. Also: Die Tauberbischofsheimer Burg wird gemeinlich als Schloß bezeichnet, obwohl es als Herr des Schlosses einen Burgherrn hatte, der ein Amtmann war, wenn auch öfters adeliger Herkunft. Ein Schloß, ohne einen entsprechenden Herrscher, der in dem Schloß thronen bzw. residieren würde, ohne die Funktion eines Schlosses und wie leicht ersichtlich auch ohne das Aussehen eines Schlosses. Genau genommen nicht einmal eine Burg, falls man zu einer Burg ein Ritter- oder ein sonstiges Adelsgeschlecht zuordnen will. Im Grunde genommen eine verschachtelte Anordnung von Amtsgebäuden, in der kurmainzische Bürokraten der Stadt Bischofsheim hineinregierten. Die heutige Anlage soll sich aus einer  kleineren mittelalterlichen Wasserburg heraus entwickelt haben, wobei die heute erkennbaren Türme bzw. Turmanbauten den äußeren Umfang der ehemaligen Wasserburg wiedergegeben. Mit Umbauten, Abrissen, Erweiterungen, Neubauten entstand die heutige wesentlich größere Ansammlung des kurmainzischen Gebäudekomplexes. Der Zürnersche Grundriss der Stadt Bischofsheim führt sowohl Schloss als auch Burg auf.


 

Sagenhaftes Umgehen betrifft Schloss und Schlosshof: Eine weißgekleidete Edelfrau reitet auf weißem Ross um das Schloß. (85)

Ebenfalls farblich rein erscheint ein weißes Fräulein in den Räumen des Schlosses. (86) Unterirdische Gänge sollen der Sage nach vom Schloß zur Burg auf dem Höhberg, vom Schloß zum Turm auf dem Edelberg, vom Edelberg zum Wolfsturm führen.  (Tannenburg) BBB S. 24 Unterirdische Gänge   78