Chronik zur Zeit des Nationalsozialismus in Tauberbischofsheim
hauptsächlich zusammengestellt aus den folgend genannten Publikationen. Im Stadtarchiv sind die Zeitungsbestände der Jahre 1933 - 1945 nicht mehr vorhanden. Aus den Bänden von Joachim Braun, besonders auch aus seinen zahlreichen Fußnoten kann einiges über Ereignisse zu Tauberbischofsheim in dieser Zeit rekonstruiert werden. Zum Glück haben in anderen Archiven Bestände der Wertheimer Zeitung, des Tauber- und Franken Botens, des Würzburger Generalanzeigers, des Bauländer Botens usw. überlebt, die über lokale Ereignisse berichten, die Tauberbischofsheim in dieser Zeit betreffen:
Joachim Braun, Nationalsozialistische Machtübernahme und Herrschaft im badischen Amtsbezirk/Landkreis Tauberbischofsheim, Wertheim 2014. In: Hrsg. Historischer Verein Wertheim in Verbindung mit dem Staatsarchiv Wertheim. Veröffentlichungen des Historischen Vereins Wertheim Band 8 wird als Quellengabe: Braun, Machtübernahme benannt.
Josef Kiefer und August Haun: IV. Aus der Geschichte der neuesten Zeit (1800 - 1955) In: Tauberbischofsheim. Aus der Geschichte einer alten Amtsstadt. Tauberbischofsheim 1955. Herausgegeben im Eigenverlag der Stadtverwaltung. Als Quelle benannt mit Kiefer / Haun 1800 - 1955
Bernhard Müller: Juden und Judenpolitik in Tauberbischofsheim von 1933 bis 1945. Wissenschaftliche Arbeit zur Prüfung für das Lehramt an Gymnasien. Universität Heidelberg. 1980 wird als Quellenangabe: B. Müller, Juden und Judenpolitik benannt
Otmar Bischof: Zur Geschichte unserer Schule im Dritten Reich, Seite 32 - 47. In: Otmar Bischof, Herausgeber: 100 Jahre Abitur am Matthias-Grünewald-Gymnasium Tauberbischofsheim. Bearbeitet von Studiendirektor Karl Schützwohl und Oberstudienrat Albin Wolfstädter, Tauberbischofsheim 1984. Als Quelle benannt mit Bischof, Schule im Dritten Reich
Thomas Müller: Funktionale Möbelgestaltung für Bildung und Büro. Die Geschichte der V/S 1898-2023. Tauberbischofsheim 2023
1924
Als erster nationalsozialistischer Redner sprach im Jahre 1924 Parteigenosse Holz von Nürnberg vor ungefähr 400 Volksgenossen. Die Versammlung wurde damals einberufen von Zahnarzt Dr. Schröder und fand statt in der städtischen Turnhalle. (Wertheimer Zeitung 13.5.1939)
25. September 1929
Auf Veranlassung der NSDAP-Ortsgruppe Wertheim findet eine Veranstaltung statt. Geringer Besuch. (Braun, Machtübernahme, Seite 18 und Seite 20)
21. Oktober 1929
Nach einem Bericht im Tauber- und Frankenbote von diesem Tag fällt eine weitere Versammlung wegen geringer Resonanz aus. (Braun, Machtübernahme, Seite 18)
14. September 1930
Bei der Reichstagswahl erreicht die NSDAP im Wahlbezirk Tauberbischofsheim 11,3 % der Stimmen. In den Kleinstädten wie Tauberbischofsheim, Lauda, Grünsfeld erste Wahlerfolge. (Braun, Machtübernahme, Seite 20)
1931
Richard Trunk tritt in die NSDAP ein.
6. Juli 1931
Abfällige Berichte über Aktvitäten der NSDAP im Tauber- und Frankenboten. (Braun, Machtübernahme, Seite 83)
1. September 1931
Gründung der Ortsgruppe der NSDAP im Gasthaus Bretze. Gründungsmitglieder: M. Meßler, Georg Mott, Adolf Dehn, Alois Halbauer, Jos. Mackert, Karl Stein, Rich. Seubert, Georg Martini, Joh. Klein, Norbert Halbig, Rudolf Tavernier und Otto Holch und W. Scheuermann von Impfingen. (Wertheimer Zeitung 13.5.1939)
1932
Der aus Tauberbischofsheim stammende Richard Trunk vertont im Opus 65 Gedichte des späteren Reichsjugendführers Baldur von Schirach und widmet das Opus Adolf Hitler.
30. März 1932
Abfällige Berichte über Aktvitäten der NSDAP im Tauber- und Frankenboten. (Braun, Machtübernahme, Seite 83)
19. Juli 1932
Abfällige Berichte über Aktvitäten der NSDAP im Tauber- und Frankenboten. (Braun, Machtübernahme, Seite 83)
1933/1934
Richard Trunks "Feier der neuen Front" wird insgesamt 169 mal von Männergesangsvereinen aufgeführt.
1933 / 34
In Tauberbischofsheim existieren zwei Stürme der SA, die von den Sturmführern Seraphin Hornberger und Emil Mott geleitet werden. Bei einem undatierten Zeitpunk stand Sturmführer Martin Messler einem Sturm von 168 SA-Männern vor. Quelle: Undatiertes Verzeichnis der SA-Männer des Sturmes 4/12 Tauberbischofsheim. Der SA Sturmbann III/112 hatte spätestens ab Herbst 1933 seinen Sitz im Klosterhof, wo auch die Kreisleitung der NSDAP ihren Sitz hatte. Adresse: Klostergebäude Nr. 58. (Braun, Machtübernahme, Seite 122)
1933 - 1936
Am Gymnasium ist nur noch ein Schüler jüdischen Bekenntnisses. Auch dieser mußte den Hitler-Gruß schulordnungsmäß erweisen. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 35)
1933
Ein zur SA gehöriger Sturm des Nationalsozialistischen Kraftfahrer Korps (NSKK) wird errichtet. (Braun, Machtübernahme, Seite 122)
9. Januar 1933
Der Amtsbezirk Tauberbischofsheim weist ca. 400 Arbeitslose auf, davon 100 in Tauberbischofsheim (Braun, Machtübernahme, Seite 107)
16. Januar 1933
Zu diesem Zeitpunkt leben in Tauberbischofsheim 121 Juden (Stadtarchiv TBB Abt. A Nr. 1998, Aufstellung über die am 1.1.1933 in TBB wohnhaften Juden, zitiert nach B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 12)
"1933 zählte man neben einem Dutzend Vieh- und Pferdehändler 19 jüdische Geschäfte, darunter 5 Manufakturwarengeschäfte, 2 Schuhgeschäfte, 1 Lederhandlung, 1 Häute-, Fell- und Metzgereibedarfsartikelhandlung, 1 Modewarengeschäft, 1 Porzellangeschäft, 1 Landesprodukten-, Lebensmittel- und Tabakwarengeschäft, 2 Weinhandlungen, 2 Getreidehandlungen, 1 Metzgerei, 1 Zigarrengeschäft, 1 Altwarenhandlung und 1 Bank." (Franz Hundsnurrscher / G. Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Stuttgart 1968, S. 269)
Cigarren Katzenstein: später Friseur Baumann, Ecke Hauptstr. / Manggasse
Weinhandlung Adler: Würzburger Str. 1,
Viehhandlungen Rafael Bauer und Leo Brückheimer: Gartenstr. 2,
Damenhütegeschäft Nelly Bloch: Hauptstr. 44,
Manufakturwaren Justin Blum (Marktplatz 11),
Fa. Heumann & Kraft, Inh. Max Heumann und Louis Kraft (Grabenweg 4),
Schuhgeschäft Jakob und Marie Levy (Hauptstr. 64),
Metzger Emil Sauer (Hauptstr. 46),
Lederhandlung Hermann Sauer (Hauptstr. 53),
Manufakturwarenhandlung Willi Sauer (Hauptstr. 46),
Kolonialwarengeschäft Moritz Spiegel (Marktplatz 10),
Weingroßhandlung Adolf Strauß (Hauptstr. 46),
Schuhgeschäft Lois und Babette Steinhardt (Hauptstr.),
Leopold Sauer Bekleidungsgeschäft.
Frühjahr 1933
Gleichschaltung beim Sportverein Tauberbischofsheim. Die bisherigen Vereinsführer wurden bestätigt. Der langjährige Vorsitzende, SA-Sturmführer Emil Mott wurde zum Ehrenführer des Vereins ernannt. (Braun, Machtübernahme, Seite 74)
Frühjahr 1933
Eine Abteilung der SS wird in Tauberbischofsheim formiert. Deren Mitglieder stammen aus Akademikerkreisen wie Ärzte, Ingenieure, Juristen, Lehrer. (Braun, Machtübernahme, Seite 129)
Frühjahr 1933
Die in Heidelberg erscheinende nationalsozialistische Tageszeitung Volksgemeinschaft errichtet in Tauberbischofsheim am Marktplatz Nr. 4 ein Redaktionsbüro mit Friedrich Haas als verantwortlichem Schriftleiter und dem Diplomvolkswirt Wilhelm Ruf als seinem Stellvertreter. Friedrich Haas versucht Josef Kiefer in Misskredit zu bringen. (Braun, Machtübernahme, Seite 85)
ab Februar 1933
Der Frankonia-Verlag, der den Tauber- und Frankenboten herausbringt, kommt unter nationalsozialistischen Druck. Besonders Angriffe auf den verantwortlichen Schriftleiter Josef Kiefer und dessen Stellvertreter August Haun, der auch Geschäftsführer war. (Braun, Machtübernahme, Seite 84)
März / April 1933
Im Tauber- und Frankenboten erscheinen nun regelmäßig Berichte über Veranstaltungen der NSDAP, auch Inserate der NSDAP. Kritik an der NSDAP wird nun gemieden.
6. März 1933
Bei den Reichstagswahlen erhält die NSDAP 844 Stimmen von 2190 abgegebenen Stimmen und 2384 Wahlberechtigten. Also ca. 40 Prozent.
10. März 1933
Um die Wahlerfolge der NSDAP zu demonstrieren, rückte eine Abteilung SA, darunter ein Teil mit Karabinern versehen, unter Marschmusik vor das Rathaus, wo nach einer Ansprache die Hakenkreuzfahne und die Flagge 'Schwarz-weiß-rot' gehißt wurden. Vom Rathaus ging der Zug zum Bezirksamt (Riedernhof) und zum Amtsgericht, wo ebenfalls die Hissung der Hakenkreuzfahne erfolgte. (Tauber- und Frankenbote vom 11. März 1933; Braun, Machtübernahme, Seite 32/33)
Würzburger Generalanzeiger vom 16. März 1933
Die Gendarmerie Tauberbischofsheim führt in Tauberbischofsheim Hausdurchsuchungen bei Kommunisten durch, wobei mindestens eine Person festgenommen wurde. (Braun, Machtübernahme, Seite 35)
21. März 1933
Die Schutzorganisation der Zentrumspartei, Badenwacht, Abteilung Tauberbischofsheim, stellt ihre Tätigkeiten ein. (Braun, Machtübernahme, Seite 38)
27. März 1933
Gewerbeschulvorstand Hans Ziegler hält zur Würdigung des Tages vom Potsdam eine Rede. (Braun, Machtübernahme, Seite 100)
30. März 1933
Auf Antrag Tauberbischofsheimer Bürger stimmt der Stadtrat für die Neubenennung des Sonnenplatzes in Adolf-Hitler-Platz und der Schmiederstraße in Hindenburg-Straße. Ebenso für das Ehrenbürgerrecht für Adolf Hitler und Reichspräsident Hindenburg. Die Urkunden wurden angefertigt von Gewerbeschulvorstand Ziegler. (Braun, Machtübernahme, Seite 101 / 102)
1. April 1933
Boykott jüdischer Geschäfte "So wurden auch in TBB an die jüdischen Geschäfte Zettel geklebt mit Aufschriften wie z. B. 'Achtung, Jude! Kauft nicht bei Juden!'" SA-Posten waren an den Eingängen der Geschäfte aufgestellt. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 13)
17. April 1933
Die kath. Deutsche Jugendkraft (DJK) Taubertal veranstaltet im Badischen Hof ihren Bezirkstag. (Braun, Machtübernahme, Seite 184)
vor dem 20. April 1933
SA-Aktion gegen die Niederlassung des Badenwerkes Tauberbischofsheim, Verhaftung des dortigen Oberingenieurs. (Braun, Machtübernahme, Seite 43)
20. April 1933
Im Badischen Hof findet ein Deutscher Abend statt. Schmückung der Stadt mit Fahnen. (Braun, Machtübernahme, Seite 103)
21. April 1933
Der Uissigheimer Pfarrer Ebel wird vom 17.-20. April 1933 in Tauberbischofsheim in Schutzhaft genommen. Anlaß waren seine entschieden gegen den Nationalsozialismus gerichteten Predigten.
30. April 1933
Fackelzug zum Tag der nationalen Arbeit (1. Mai) unter Beteiligung von Vereinen, Schülern, Mitglieder der Gemeindeverwaltung (Braun, Machtübernahme, Seite 104)
Ende April 1933
Emil Mott, SA-Sturmführer, NSDAP Rathausfraktionsvorsitzender wird zum kommissarischen Beauftragten für das Sportwesen in den Bezirken Tauberbischofsheim und Wertheim ernannt, um die Gleichschaltung der Vereine (z. B. Wahl nationalsozialistischer Vereinsführer vorzubereiten bzw. zu begleiten) (Braun, Machtübernahme, Seite 73)
Ende April 1933
Von 58 Mitgliedern des alten Tauberbischofsheimer Bürgerausschusses verlieren 50 ihr Mandat. Allerdings treten einige Zentrumsabgeordnete nicht freiwillig zurück. (Braun, Machtübernahme, Seite 55)
1. Mai 1933
Mitarbeiterappell am frühen Morgen in der Schulmöbelfabrik, im Badenwerk, in der Sparkasse, im Rathaus. Ansprache der Betriebsführer, Hakenkreuzfahnen. (Braun, Machtübernahme, Seite 104)
1. Mai 1933
Der SA-Sturmführer und kommissarische Beauftragte für das Sportwesen in den Amtsbezirken Tauberbischofsheim und Wertheim Emil Mott fordert alle Sport treibenden Vereine im Amtsbezirk Tauberbischofsheim auf, im Zeitraum von drei Tagen ein exaktes Mitgliederverzeichnis an ihn zu senden und für jeden Verein ein Mitglied der NSDAP zu benennen, der im Verein als Vertrauensmann agiert. (Braun, Machtübernahme, Seite 73)
Anfang Mai 1933
Besetzung des Verwaltungsgebäudes der AOK Tauberbischofsheim durch die SA. Verhaftung eines Angestellten wegen angeblicher Unterschlagung. Seraphin Hornberger, Kaufmann, SA-Sturmführer und NSDAP-Funktionär in Tauberbischofsheim war treibende Kraft der Aktionen gegen die Verwaltung der AOK. (Braun, Machtübernahme, Seite 42)
3. - 6. Mai 1933
Für alle Sportvereine in Tauberbischofsheim sind für diesen Zeitraum außerordentliche Generalversammlungen mit Anwesenheitspflicht angesetzt, um Beschlüsse zur Gleichschaltung zu fassen. (Braun, Machtübernahme, Seite 73)
3. Mai 1933
Außerordentliche Generalversammlung des Sportvereins in der Gaststätte Taubertal. Gleichschaltung. (Braun, Machtübernahme, Seite 73)
4. Mail 1933
Gemeinsame Generalversammlung der Radfahrervereine Allheil und Vorwärts im Gasthaus Krone. (Braun, Machtübernahme, Seite 73)
5. Mai 1933
Generalversammlung des Turnvereins im Schwan. SA-Sturmführer Mott äußert, dass er dafür sorgen werde, dass die DJK keine Leute mehr bekommt (Braun, Machtübernahme, Seite 73 und 74)
6. Mai 1933
Gemeinsame Generalversammlung des Schützenvereins und des Kleinkaliberschützenvereins im Bahnhofshotel. Versammlungsleiter war SA-Sturmführer Mott, der befand "daß ein Eingriff in die selbständige Organisation des Schützenvereins und des Kleinkaliberschützenvereins nicht erforderlich sei, da die geistige Gleichschaltung mit den Kräften der nationalsozialistischen Erhebung in diesen Vereinen von jeher vorhanden war." Josef Gensthaler, Mitbegründer des Kleinkaliberschützenvereins, wird als erster Vorkämpfer der nationalsozialistischen Bewegung in Tauberbischofsheim hervorgehoben. Beide Vereine treten dem nationalsozialistischen Sportverband bei. Emil Mott kündigte an, dass die Angehörigen der SA, SS und des Stahlhelms ihre Schießausbildung durch Schützen- und Kleinkaliberschützenverein erhalten werden. (Braun, Machtübernahme, Seite 73)
9. Mail 1933
Der Präses des Katholischen Gesellenvereins Tauberbischofsheim, Johannes Hess, berichtet in einem Schreiben im Namen der DJK Tauberbischofsheim, dass die Aufnahme der DJK Tauberbischofsheim in den neu gegründeten Tauberbischofsheimer Ausschuß für Sport und Leibesübungen vom SA-Sturmführer Mott verweigert wurde. (Braun, Machtübernahme, Seite 74)
9. Mai 1933
Schreiben der katholischen DJK (Deutschen Jugend Kraft) Tauberbischofsheim an das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg wegen nationalsozialistischen Angriffen auf den Verband. (Braun, Machtübernahme, Seite 183)
26. Mai 1933
Schlageter-Ehrungen (Braun, Machtübernahme, Seite 104)
26. Mai 1933
Die Gendarmerie Tauberbischofsheim informiert fernmündlich die Würzburger Polizeihauptwache, dass gegen Fräulein Lina Horn (Tochter des Gärtnermeister Hermann Horn) aus Tauberbischofsheim der Verdacht einer Devisenschiebung zugunsten eines Juden besteht. Fräulein Horn würde öfters nach Holland fahren und es sei anzunehmen, dass Fräulein Horn Geld von einem Juden in Empfang nehmen werde, um es mit nach Holland zu nehmen. Lina Horn und ihr Vater wurden auf dem Bahnhof Würzburg festgenommen. Hinweis ihres Rechtsanwaltes, Artur Schmitt, Tauberbischofsheim, dass Lina Horn nach Holland wollte, um dort eine Stelle anzunehmen. Die Anzeige, die Denunziation wegen des Verdachts der Kapitalverschiebung ging vom Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes aus.
28. Mai 1933
Aufgrund der angeordneten Bürgermeisterneuwahlen wird der bisherige Bürgermeister Eugen Diebold durch den Bürgerausschuß mit 17 von 18 abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Die NSDAP Rathausfraktion (8 Mitglieder) und Mitglieder des Zentrums stimmten für Eugen Diebold. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 435)
Ende Mai 1933
Seraphin Hornberger wird Vorsitzender der Tauberbischofsheimer AOK. (Braun, Machtübernahme, Seite 42)
Ende Mai 1933
Bei der Gleichschaltung des Badischen Kriegerbundes, Verband Taubergau, wurde der bisherige Vorsitzende, Redakteur Josef Kiefer aus Tauberbischofsheim im Amt bestätigt. (Braun, Machtübernahme, Seite 80)
Sommer 1933 - Sommer 1935
August Haun wird im Impressum des Tauber- und Frankenboten als verantwortlicher Schriftleiter bezeichnet, Josef Kiefer ist offiziell nur noch Redakteur. Die NSDAP läßt dem Tauber- und Frankenboten die Funktion als amtliches Verkündigungsorgan zu entziehen. Die Auflage des Tauber- und Frankenbotens geht nur leicht zurück und erhöhte sich dann wieder.(Braun, Machtübernahme, Seite 84/85)
Juni 1933
Der aus Tauberbischofsheim stammende Richard Trunk beteiligt sich an einem Aufruf gegen Professor Fritz Jöde (Akademie für Kirchen- und Schulmusik).
16. Juni 1933
Gründungsversammlung des Tauberbischofsheimer Kampfbundes des gewerblichen Mittelstandes. Die meisten Tauberbischofsheimer Geschäftsleute waren anwesend. Seraphin Hornberger agierte als Versammlungsleiter. 42 Personen der Geschäftswelt traten in die Ortsgruppe des Kampfbundes ein. (Braun, Machtübernahme, Seite 67)
20. Juni 1933
"Akt wider den undeutschen Geist, gegen Schmutz und Schund in Literatur und Musik". Bücherverbrennung: "neun Rufer übergaben den Flammen Bücher zersetzenden Inhalts". Veranstaltung von HJ, BDM unter Mitwirkung von SA, NSKK und NSBO. Marsch durch die Stadt. Entfachung eines Feuers auf dem Marktplatz. Ansprache von Gewerbeschulvorstand Hans Ziegler und Assessor Huber. Zum Ende Singen des Deutschland-Liedes und des Horst-Wessel-Liedes. (Braun, Machtübernahme, Seite 98)
27. Juni 1933
Sonnwendfeier (Braun, Machtübernahme, Seite 104)
1. Juli 1933
Der katholische Jungmänner- und Gesellenverein nimmt mit Banner und Wimpel am 1. nationalen Sportfest teil. (Braun, Machtübernahme, Seite 184)
2. Juli 1933
Der katholische Jungmänner- und Gesellenverein Tauberbischofsheim wird von der Gendarmerie aufgelöst. (Braun, Machtübernahme, Seite 184)
3. Juli 1933
Heftige Auseinandersetzungen zwischen SA-Sturmbannführer SA-Sturmbann III/112 Baumgärtner aus Lauda und der Kreisleitung der NSDAP in Tauberbischofsheim unter Wilhelm Vollrath. Baumgärtner wird in das Amtsgerichtsgefängnis Tauberbischofsheim eingeliefert, aber am selben Tag wieder entlassen.
bis zum 4. Juli 1933
Die Geschäftsstelle des katholischen Volks- und Männervereins wird aufgelöst, das Vermögen beschlagnahmt. (Braun, Machtübernahme, Seite 184) Ebenso werden von der Gendarmerie in Tauberbischofsheim die katholische Sturmschar und der katholische Bund Neudeutschland aufgelöst. (Braun, Machtübernahme, Seite 184/185)
4. Juli 1933
Das Innenministerium überträgt die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters der Stadtgemeinde Tauberbischofsheim auf den SA Sturmbannführer Hans Knab aus Eberbach. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 437)
5. Juli 1933
SA Sturmbannführer Hans Knab tritt als Bürgermeister der Stadtgemeinde Tauberbischofsheim an. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 437)
7. Juli 1933
Abholung des kommissarischen Bürgermeisters Hans Knab in Lauda. (Braun, Machtübernahme, Seite 37)
7. Juli 1933
SA Sturmbannführer Hans Knab wird als Bürgermeister der Stadtgemeinde Tauberbischofsheim verpflichtet und leistet die Verpflichtungsformel. Er wurde auf zwei Jahre verpflichtet. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 437)
Juli 1933
Eine Ortsgruppe der NSF (NS-Frauenschaft) wird gebildet. (Braun, Machtübernahme, Seite 131)
Sommer 1933
Auf Vermittlung der NS-Frauenschaft kommen ungeführ 200 Kinder aus Berlin im Rahmen der Kinderlandverschickung nach Tauberbischofsheim. (Braun, Machtübernahme, Seite 131)
28. Juli 1933
Trotz inzwischen paraphiertem Konkordat schließt die Gendarmerie erneut die Geschäftsstelle des kath. Volksvereins und der Sturmschar Tauberbischofsheim. (Braun, Machtübernahme, Seite 186)
Anfang August 1933
Der Geschäftsführer der AOK Tauberbischofsheim, August Schindler, wird seines Amtes enthoben. (Braun, Machtübernahme, Seite 43)
3. August 1933
5 Abgeordnete bzw. Ersatzleute der Zentrumspartei verzichten freiwillig auf ihr Mandat in den Gemeindegremien, zehn lehnen einen Verzicht ab. (Braun, Machtübernahme, Seite 56)
12. August 1933
Da sich in Tauberbischofsheim zwei Abgeordnete des Zentrums weiterhin weigern, von ihrem Gemeindeamt zurückzutreten, ordnet das Bezirksamt die Auflösung des Tauberbischofsheimer Gemeinderats an. (Braun, Machtübernahme, Seite 57)
22. August 1933
Verpflichtung von Mitgliedern der Freiwilligen Sanitätskolonne. (Braun, Machtübernahme, Seite 37)
25. August 1933
Richard Trunk erhält die Zusprechung der Ehrenbürgerschaft durch SA-Sturmbannführer und NS-Bürgermeister Knab.
September 1933
Hans Knab wird neuer Sturmbannführer in Tauberbischofsheim. Als Sturmbann-Adjudant trat Sturmführer Emil Mott an
Ende September 1933
Neukonstituierung des Tauberbischofsheimer Gemeinderates. Nur noch Mitglieder der NSDAP: Justizrat Dr. Rudolf Tavernier, Landwirt Johann Seitz, Architekt August Gehrig, NSDAP-Ortsgruppenleiter Karl Frank, Kaufmann Otto Weihrauch, Schneidermeister Martin Meßler. (Braun, Machtübernahme, Seite 57)
Ende September 1933 - 1936
Das aktive NSDAP Mitglied Dr. Rudolf Tavernier, Justizrat am Amtsgericht Tauberbischofsheim, gehört in dieser Zeit dem Gemeinderat an und bekleidet zeitweise das Amt des Bürgermeisterstellvertreters. (Braun, Machtübernahme, Seite 41)
Ende September 1933
Die Evangelische Kirchengemeinde Tauberbischofsheim verabschiedet ihren bisherigen Seelsorger, Dr. Gustav Häuser, ausgerechnet im NSDAP-Parteilokal Zum Hakenkreuz. (Braun, Machtübernahme, Seite 169)
Oktober 1933
Trotz der Gleichschaltung wird beim Männergesangsverein Liederkranz 1844 zunächst August Haun als Vorsitzender wiedergewählt. NSDAP-Ortsgruppenleiter Frank lehnt Haun wegen Zugehörigkeit zum Zentrum ab. Hauptlehrer Hans Ziegler übernimmt dann den Vorsitz. (Braun, Machtübernahme, Seite 79)
4. Oktober 1933
Erntedankfest mit Umzug (Braun, Machtübernahme, Seite 104)
8. Oktober 1933
Krawall mit Körperverletzungen im NS-Parteilokal Zum Hakenkreuz (vorher Gasthaus Bretze) zwischen Nationalsozialisten und Vereinsmitgliedern des Radvereins All Heil. Darauf beantragt die NSDAP-Ortsgruppe die Auflösung des Radfahrvereins bei der Gendarmerie. (Braun, Machtübernahme, Seite 74)
Ende Oktober 1933
Stadtratssitzung. Umbenennung der Hauptstraße und der Königheimer Straße bis zum Kalkwerk Wild in Robert-Wagner-Straße. (Braun, Machtübernahme, Seite 102)
18. und 22. Oktober 1933
Der Tauberbischofsheimer kath. Gesellenverein führt das Führerprinzip ein, und reagiert auf die Anforderungen der Gleichschaltung. (Braun, Machtübernahme, Seite 188)
Ende Oktober 1933
NS-Frauenschaft (NSF) und BDM führen in Tauberbischofsheim eine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten des Winterhilfswerkes durch. (Braun, Machtübernahme, Seite 131)
5. November 1933
Aufmarschzüge der SA in der Hindenburgstraße (Schmiederstraße) vor dem auf einem Podest stehenden NSDAP Gauleiter von Baden, Robert Wagner.
8. November 1933
Im vollbesetzten Saal des Badischen Hofes spricht der von den Nationalsozialisten für Propagandazwecke eingespannte katholische Priester Wilhelm Maria Senn über die von der Vorsehung Gottes erfolgte Berufung Adolf Hitlers als Führer Deutschlands. (Braun, Machtübernahme, Seite 189)
11. November 1933
Tag der Bewegung. Erinnerung an die Blutzeugen der NS-Bewegung (9. November 1923) mit einem Marsch zum Kriegerdenkmal. Ansprache von Bürgermeister und SA-Obersturmbannführer Hans Knab sowie Kranzniederlegung. (Braun, Machtübernahme, Seite 104/105)
Anfang 1934
Die SA-Standarte 112 wird geteilt und die Standarte 112 a Tauberbischofsheim gebildet. Im selben Jahr wird die Standarte 112a Tauberbischofsheim in SA-Standarte 261 umbenannt.
1934 Frühjahr
Unter Bürgermeister Knab wird am Edelberg in schwerer Handarbeit eine 1 ha große Rebanlage unter Beseitigung vorhandener Steinriegel angelegt. Der Reichsarbeitsdienst errichtet an der Alten Würzburger Straße ein Reichsarbeitsdienstlager Männer (spätere Ansiedlung der Edeka auf diesem Gelände).
Frühjahr 1934
Nachdem der Reichsinnenminister am 25. Apri 1933 ein Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen erlassen hatte, aufgrund dessen 1934 die Zulassung von Abiturienten für das Hochschulstudium beschränkt, und ein Kontigent für Baden auf 574 Abiturienten festgesetzt wurde, also ein Numerus clausus mit Länderquote, bekamen vom Abiturjahrgang 1934 von 32 Tauberbischofsheimer Abiturienten elf die Hochschulreife anerkannt. Im Erlaß des badischen Kultusministeriums vom 15. Februar 1934 wurden als harte Kriterien für die Zulassung zur Universität u. a. die unbedingte nationale Zuverlässigkeit und Hingabefähigkeit im Sinne der nationalsozialistischen Staatsauffassung genannt. Von den elf Abiturienten am Tauberbischofsheimer Gymnasium, denen die Hochschulreife zuerkannt wurden, waren neun Zöglinge des Erzbischöflichen Konvikts Tauberbischofsheim. Tauberbischofsheimer Bürger mit unbedingter nationaler Zuverlässigkeit und Hingabefähigkeit im Sinne der nationalsozialistischen Staatsauffassung lösten einen Proteststurm gegen Direktor Lang aus, da sie ihre Söhne der nationalsozialistischen Zuverlässigkeit und Hingabe nicht bei der Vergabe der Studienplätze berücksichtigt fanden. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 43)
1934
Marktverbot für Juden in Tauberbischofsheim (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 20)
1934
SA-Hauptsturmführer Georg Mott aus Tauberbischofsheim erhält die Leitung der SA-Sportschule auf Schloss Neuburg bei Obrigheim.
1934
Richard Trunk wird Präsident der Staatlichen Akademie der Tonkunst München. Der "Arbeitskreis nationalsozialistischer Komponisten" wird unter dem Ehrenvorsitz Richard Trunks gegründet.
1934
Der aus Tauberbischofsheim stammende Hans (Johann) Brümmer, bis zum 2. Mai 1933 in der Bezirksleitung des Deutschen Metallarbeiterverbandes in Stuttgart tätig, wird aufgrund "illegaler" Tätigkeiten für die verbotene Gewerkschaft verhaftet und zum Gefängnis verurteilt.
Anfang 1934 (Bericht der Wertheimer Zeitung vom 10. Januar 1934)
Josef Kiefer, Redakteur des Tauber- und Frankenbotens und ehemaliger Führer des Zentrums im Wahlkreis Tauberbischofsheim, wird vorgeworfen, er verzögere die finanzielle Abwicklung der aufgelösten Zentrumspartei. (Braun, Machtübernahme, Seite 38)
Mitte Januar 1934
Auf dem Marktplatz wird die örtliche Abteilung des Wehrstahlhelms mit den über 18 Jahre alten Hitlerjungen in einer öffentlichen Feier in die SA eingegliedert. Bericht in der Wertheimer Zeitung vom 17. Januar 1934. (Braun, Machtübernahme, Seite 37)
28. Januar 1934
Bei einer Generalversammlung in der Gastwirtschaft Zum Hakenkreuz (NSDAP Parteilokal, vorher und nachher Bretze) schlossen sich die beiden Militärvereine (Landwehr- und Reservistenverein) unter den Vorsitzenden Rothengaß und Wohlfahrt zusammen. Insgesamt 350 Mitglieder, und damit größter Tauberbischofsheimer Verein. In diesem Jahr auch Eingliederung des Militärvereins in die SA sowie Mitwirken beim Wehrverband als Reserveabteilung. (Braun, Machtübernahme, Seite 80)
19. März 1934
Vereinigung des Schützenvereins Tauberbischofsheim und Kleinkaliberschützenvereins Tauberbischofsheim. (Braun, Machtübernahme, Seite 74)
5. April 1934
Bismarck-Feier der akademischen Ferienverbindung Tuberania. (Braun, Machtübernahme, Seite 37)
9. April 1934
Der Direktor Hermann Lang des Gymnasiums Tauberbischofsheim (seit 1932 dort Schulleiter) berichtet an das Ministerium des Kultus und Unterrichts, dass es Vorwürfe gegen ihn als Direktor und dem Gymnasium gibt, "als ob wir bewußt und mit Absicht Abiturienten, die sich in der nationalen Bewegung verdient gemacht haben, hinter andere zurückgestellt hätten, indem wir die Schüler des Konvikts grundsätzlich den anderen Schülern vorgezogen hätten." (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 43)
10. April 1934
Am Gymnasium Tauberbischofsheim geht ein Schreiben des Ministers des Kultus und Unterricht mit Fragebogen ein: "Zu Beginn des neuen Schuljahres muß ich einen Überblick über die Zahl der Angehörigen der Hitlerjugend, des Jungvolks und des Bundes deutscher Mädchen an den Höheren Lehranstalten und an den Fachschulen gewinnen. Gleichzeitig möchte ich wissen, welche Lehrer sich in obigen Verbänden betätigen und in welcher Eigenschaft." (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 34)
21. April 1934
Der Direktor des Tauberbischofsheimer Gymnasiums, Hermann Lang, mit Lehrbefähigung in Latein, Griechisch, Deutsch, 1906 das Abitur in Tauberbischofsheim erlangt, wird zwangsweise vom Kultusministerium an das Gymnasium in Mannheim versetzt. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 43)
Mai 1934
Das Opus 65 vom Tauberbischofsheimer Richard Trunk wird Adolf Hitler vorgetragen.
1. Juni 1934
Mit einem Geleitwort von Bürgermeister und SA-Obersturmbannführer Hans Knab gibt die Stadtverwaltung Tauberbischofsheim ein großformatiges, aber schmales Werbungsheft für Tauberbischofsheim heraus: Tauberbischofsheim im badischen Frankenland. Herausgegeben im Auftrag der Stadtverwaltung Tauberbischofsheim, Hannover 1934.
In einer Anzeige im Heft offeriert sich das Haus Weigand, Inh. Frau Emilie Hartnagel, als Vertriebsstelle der NSDAP, für Bekleidungs- u. Ausrüstungsgegenstände der SA, SS, HJ, JV, BDM und dem Festanzug der Deutschen Arbeitsfront. (S. 22)
In einer Anzeige wirbt die Völkische Buchhandlung "Volksgemeinschaft", Marktplatz 4: " Zur deutschen Volksgemeinschaft durch die 'Volksgemeinschaft'. Gauamtliches Organ der NSDAP, Gau Baden / Amtliches Verkündungsorgan f. Staats- u. Gemeinbehörden. Die führende, 7 mal wöchentlich erscheinende Tageszeitung mit der Heimatbeilage 'Der Franke'. Verlag Heidelberg / Zweigstelle Tauberbischofsheim, Marktplatz 4, Fernruf Nr. 272, Zweigschriftleitung, Völkische Buchhandlung. (Seite 21)
2.Juli 1934
Infolge der Röhm-Krise gibt Standartenführer Hans Knab und für die SA-Standarte 261 eine Treueerklärung gegenüber dem 'Obersten SA-Führer Adolf Hitler' ab. (Braun, Machtübernahme, Seite 126)
5. November 1934
Brief von SA Bürgermeister Knab an die Direktion der Vereinigten Schulmöbelfabriken mit dem Hinweis, dass die Firma mehreren verheirateten SA - Männer aus Tauberbischofsheim, "die unter die Sonderaktion fallen und dadurch bevorzugt zu beschäftigen sind", zum 17. November 1934 gekündigt wurden. ." (Aus: Thomas Müller: Funktionale Möbelgestaltung für Bildung und Büro. Die Geschichte der V/S 1898-2023. Tauberbischofsheim 2023, Seite 37)
7. November 1934
Antwort der Vereinigten Schulmöbelfabriken an das Bürgermeisteramt Tauberbischofsheim: - Auszug - "Was Ihren Hinweis auf die " Sonderaktion " betrifft, so ist uns diese wohl bekannt, aber wir glauben doch annehmen zu dürfen, dass gerade diejenigen Arbeiter die sich ständig auf S.A.Zugehörigkeit, alte Kämpfer etc. stützen, als Nationalsozialisten auch wissen sollen und müssen, dass sie durch Gehorsam, Disziplin, Respektierung der Betriebsordnung etc. den übrigen Gefolgschaftsangehörigen mit gutem Beispiel vorangehen sollen und sich nicht durch ständige Stänkereien, verbotene Anschriften, unpünktliche Einhaltung der Arbeitzeit und noch anderer verbotener Dinge bei der ganzen Gefolgschaft unbeliebt und verhasst machen." (Aus: Thomas Müller: Funktionale Möbelgestaltung für Bildung und Büro. Die Geschichte der V/S 1898-2023. Tauberbischofsheim 2023, Seite 37)
1. Dezember 1934
Der Leiter der örtlichen Gewerbeschule, Bauingenieur Dr. Rudolf Becker führt den SS-Zug Tauberbischofsheim an. (Braun, Machtübernahme, Seite 129)
8. Dezember 1934
Im Erzbischöflichen Konvikt in Tauberbischofsheim findet eine geheime Versammlung von Delegierten katholischer Jugendorganisationen statt. (Braun, Machtübernahme, Seite 192)
1935
Der Führer des SS-Zugs Tauberbischofsheim, Dr. Rudolf Becker, wird aufgefordert vertrauenswürdige Männer für den SD namhaft zu machen. Der geschäftsführende Leiter des Bezirksamts Tauberbischofsheim, Regierungsrat Hans Goll, Mitglied der SS, baut ein Netz von V-Leuten auf. (Braun, Machtübernahme, Seite 144/145)
1935
Herbert von Karajan führt auf dem NSDAP-Kreistag in Aachen den Zyklus "Feier der neuen Front" von dem aus Tauberbischofsheim stammenden Richard Trunk auf.
1935
Niederlassungsverbot für Juden In Tauberbischofsheim (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 20)
1935
Vorgefertigte, standardisierte judenfeindliche Schilder ("Juden betreten diese Anlage auf eigene Gefahr") werden aufgestellt beim Badgarten und Kriegerdenkmal, am Bahnwärterhaus am Höhberg, am Wasserreservoir auf dem Sprait, am Tennisplatz. Am Höhberg zudem ein Schild mit der Aufschrift "Der deutsche Wald dem deutschen Volke". Am Bahnhof standen Schilder wie " Jud, du bist erkannt, zumal im Frankenland" und "Kauft nicht bei Juden!" (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 20) Am Grabenweg stand ein Schild "Juden gehen hier auf eigene Gefahr!" (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 21) Der jüdische Schuljunge Norbert Kraft wurde deshalb am Grabenweg von Mitschülern geschlagen, verhöhnt. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 21)
1935/36
Vor dem Haus von Louis Kraft im Grabenweg (Haus Nr. 4) singt eine Schulklasse das Schmählied "Wenn das Judenblut vom Messer spritzt ...". Louis Kraft, Kriegsteilnehmer im 1. Weltkrieg und Kriegsversehrter, rief daraufhin der Schulklasse zu "Euch muß ja die Zunge im Munde verfaulen!" und erhielt deshalb eine Anzeige und wurde mehrere Tage eingesperrt. Nach der Freilassung wollte ihn die SA erneut festnehmen und Louis Kraft flüchtete deshalb zuerst nach Unterwittighausen, dann nach Bad Orb. Nach Gesuchen an den Landrat Tellenbach konnte er nach Tauberbischofsheim zurückkehren. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 22)
1935 - 1945
Die Motorstaffel der SA wird vom Kaufmann und Teilhaber der Brauerei Zipf, Hauptsturmführer der NSKK, August Schäffner, geführt. (Braun, Machtübernahme, Seite 122/123)
1. März 1935
NSDAP Parteigenosse (Pg.) Widmann wird Kreisschulrat in Tauberbischofsheim, um die Schulen weiterhin im NS-Geist zu gestalten. (Braun, Machtübernahme, Seite 95)
11. März 1935
Das Kultusministerium wendet sich an die Schulleitung des Gymnasiums, da ein Religionslehrer die religiöse Kampfschrift 'Der neue Mythus und der alte Glaube' von Anton Koch, die sich gegen Rosenbergs Mythus des Jahrhunderts wendet, in der Schule an Lehrer verteilt habe. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 40)
22. März 1935
Alfred Rosenbaum (aus Grünsfeld) wirft sich am Tauberbischofsheimer Bahnhof vor den einfahrenden Zug, um sich seinem Abtransport in das Konzentrationslager Dachau zu entziehen.
3. Juni 1935 bis 31. Mai 1937
Regierungsrat Hans Goll, SS-Mitglied, ist Amtsverweser am Bezirksamt Tauberbischofsheim. (Braun, Machtübernahme, Seite 40)
Juli 1935
Die Amtszeit als Bürgermeister der Stadtgemeinde Tauberbischofsheim von SA Standartenführer Hans Knab wird auf 12 Jahre verlängert. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 437)
Ende Januar 1936
Sturmbannführer Frei und Sturmbann-Adjudant Emil Mott verunglücken auf einer 'Dienstfahrt' schwer. (Braun, Machtübernahme, Seite 127)
Anfang 1936
Der SS-Zug Tauberbischofsheim umfasst 25 Mann. (Braun, Machtübernahme, Seite 129)
1936
Der aus Tauberbischofsheim stammende Facharzt für Hautkrankheiten Florian Werr, Referent im Ministerium des Innern und Leiter der Reichsarbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, stellvertretender Landesführer des Roten Kreuzes in Berlin, veröffentlicht in der Schriftenreihe des Reichsausschusses für Volksgesundheitsdienst Heft 28 mit dem Titel "Die Geschlechtskrankheiten und das Ehegesundheitsgesetz".
1936
Um die Eintritte in die Verbände der Staatsjugend (JV, HJ, BDM) zu fördern, wie der Samstag als Staatsjugendtag eingeführt, an dem die Schüler, die in der Staatsjugend organisiert waren, Samstags frei hatten. Nichtorganisierte Schüler, dazu gehörten vor allem die Zöglinge des Tauberbischofsheimer Erzbischöflichen Knabenkonvikts, mußten am Samstag in die Schule und erhielten dort staatspolitischen Unterricht, sangen Lieder. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 34)
März 1936
Schreiben des Ministers des Kultur und Unterricht an das Gymnasium Tauberbischofsheim: "Daß es zu den Amtspflichten der Schulleiter und Lehrer der staatlichen und privaten Schulen gehört, die Staatsjugend (Jungvolk, HJ und BDM) mit allen Kräften zu fördern und bei Schülern und Schülerinnen für den Eintritt in sie zu werben, ist schon wiederholt betont worden." (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 34)
Mai 1936
SA-Standartenführer Hans Knab verabschiedet sich von den Tauberbischofsheimer SA-Männern, da er neuer Bürgermeister in Oberkirch wird. Sturmbannführer Michelbeck wird Nachfolger und neuer Führer der SA-Standarte 112. Neuer Sturmbannadjudant wird Johann Klüpfel aus Tauberbischofsheim. (Braun, Machtübernahme, Seite 127/128)
12. Mai 1936
Der bisherige NSDAP-Kreisleiter, Wilhelm Vollrath, wird als Bürgermeister von Tauberbischofsheim eingeführt. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 437)
8. Juni 1936
Auf Anweisung des Bürgermeisters werden die zwei Tafeln mit der Aufschrift "Juden betreten diese Anlage auf eigene Gefahr" während der Olympiade zeitweise am Badgarten und Kriegerdenkmal entfernt. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 21/22)
4. - 11. Oktober 1936
1100-jähriges Lioba-Jubiläum wird in einer Festwoche gefeiert. (Braun, Machtübernahme, Seite 195)
11. Oktober 1936
Einweihung des Klösterle der Liobaschwestern. (Braun, Machtübernahme, Seite 195)
1. Dezember 1936
Durch das "Hitler-Jugend-Gesetz" wird die Hitlerjugend zur Staatsjugend erklärt, zu der fast alle Schüler und Jugendliche eingegliedert wurden. Nur noch Schüler der kirchlichen Konvikte wie in Tauberbischofsheim, waren außerhalb der Hitlerjugend. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 34)
10. Dezember 1936
Die Gendarmerie Tauberbischofsheim teilt der Geheimen Staatspolizei - Staatspolizeistelle Würzburg mit, dass es vormittags in Tauberbischofsheim zwischen der Jüdin Steinhardt und dem Schuhmacher Georg Emil Treu zu Streitigkeiten gekommen sei. Dabei habe Treu Frau Steinhardt mehrfach mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen.
Anfang 1937
Der SS-Sturm 5/81 wird unter Sturmführer Dr. Rudolf Becker gebildet und umfasst die SS-Züge Boxberg, Mergentheim, Tauberbischofsheim. Militärischer Ausbilder ist Oberscharführer Metzger. (Braun, Machtübernahme, Seite 129)
1937
Aufmarsch von Parteiorganisationen der NSDAP, Vereinen und Verbände auf dem Marktplatz in Tauberbischofsheim anlässlich einer öffentlichen Kundgebung der NSDAP.
21. März 1937
Im Dekanat Tauberbischofsheim wird in den Pfarreien die Enzyklika Mit brennender Sorge verlesen. (Braun, Machtübernahme, Seite 197)
17. Oktober 1937
Schlusskundgebung der diözesanweiten Jugendwoche mit Erzbischof Gröber, an der etwa 5000 Gläubige, überwiegend Jugendliche teilnahmen. Während der Jugendwoche wird Pater Ignatius festgenommen.(Braun, Machtübernahme, Seite 199)
6. November 1937
Erlaß des Ministers für Kultus und Unterricht, das Gymnasium Tauberbischofsheim wird in eine Oberschule für Jungen umgewandelt. Damit Aufhebung des altsprachlichen Charakters des Tauberbischofsheimer Gymnasiums. Sprachenfolge in den Anfangsklasse war nun Englisch (Klasse 1), Latein (Klasse 3), Französisch (Klasse 7). Neuer Name Franken-Schule. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 34)
1938
Auflösung der Aufbauoberrealschule in Tauberbischofsheim; Angliederung der fünf Restklassen an die "Frankenschule" - Oberschule Tauberbischofsheim.
April 1938
Aufforderung der Schulaufsichtsbehörden an die Schulleitung des Gymnasiums / Oberschule, mitzuteilen, welche Lehrer der NSDAP, dem NS-Lehrerbund, anderen NS-Organisationen angehören, ob sie den Reichsschulungsbrief beziehen. "Man staunt, wie oft da noch im Tauberbischofsheimer Kollegium das Wörtchen 'nein' auftaucht." 1945 waren 13 Lehrer keine Parteigenossen. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 40)
1. April 1938
Aufhebung der jüdischen Volksbibliothek (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 10)
31. Juli 1938
Raphael Bauer aus Tauberbischofsheim wird im KZ Dachau ermordet. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Anlage auf Seite 56)
13. August 1938
Hermann Sauer wird denunziert in einer Anzeige bei der Geheimen Staatspolizei - Staatspolizeistelle Würzburg, er würde Käufe von Edelsteinen tätigen, um sein Vermögen auf diese Weise ins Ausland zu bringen.
9. bis 10. November 1938
Sogenannte Kristallnacht, die Inneneinrichtung der Synagoge in der Bachstraße wurde zerschlagen und auf dem Marktplatz verbrannt. Die Synagoge wurde nach Einwendung des Kreisfeuerwehrkommandanten Wilhelm Eckert nicht angezündet, weil Häuser direkt an die Synagoge angebaut waren. Der Laden von Leopold Sauer wurde erheblich beschädigt. (Braun, Machtübernahme, Seite 156)
SA-Männer aus Tauberbischofsheim und Großrinderfeld führen mit Wenkheimer SA-Männern Übergriffe gegen jüdische Einrichtungen in Wenkheim durch. (Braun, Machtübernahme, Seite 158)
1. Januar 1939
Ab diesen Tag mußten die 34 noch in Tauberbischofsheim lebenden Juden, zusätzlich die Vornamen Israel für männliche Personen und Sara für weibliche Personen annehmen, um sie als Juden namentlich zu kennzeichnen. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 27)
17. Januar 1939
Von den 121 Tauberbischofsheimer jüdischen Bürgern, die Anfang 1933 in Tauberbischofsheim lebten, wohnen nur noch 39 Juden in Tauberbischofsheim. In der Zeit von 1936 - 1938 ist die Mehrzahl der Tauberbischofsheimer Juden ausgewandert. Zunächst meistens in die Großstädte, dann in die USA oder nach Palästina. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 24 / 25)
22. Februar 1939
Schreiben des Kultusministeriums an das Erzbischöfliche Konvikt Tauberbischofsheim, daß Schüler an Anstalten, deren Zöglinge nicht in die HJ eintreten, mit Wirkung vom Schuljahr 1939/40 in die Höheren Schulen nicht mehr aufgenommen. Damit war die Sonderstellung des Tauberbischofsheimer Konviktes bedroht, teilweise beendet. Die Zöglinge des Konviktes wurden in die HJ überführt und mußten mit besonders intensivem Exerzierdienst ihren Nachholbedarf an strammer Haltung abbauen. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 35)
Juni 1939
Der Sitz der SA-Standarte 112 wird nach Wertheim verlegt, wo schon die NSDAP-Kreisleitung und die Bannführung der HJ untergebracht ist (Vereinigung der beiden Amtsbezirke Tauberbischofsheim und Wertheim zu einem Landkreis, Tauberbischofsheim hat den Sitz des gemeinsamen Landkreises). (Braun, Machtübernahme, Seite 127 / 128)
3. September 1939
Um 11 bis 12 Uhr werden alle 26 verbliebenen Tauberbischofsheimer Juden aus ihren Wohnungen geholt. Zunächst zum Marktplatz und Rathaus getrieben. Dort mußten sie Aufstellung nehmen, Hermann Sauer wurde zum Judenbürgermeister ernannt. Danach durch die Hauptstraße in die Synagoge in der Bachstraße getrieben. Jeder mußte auf der Bachstraße knieen, den Boden küssen, die Treppenstufen der Synagoge mit der Zunge ablecken. Danach zum Mühlbach/Mühlkanal in der Nähe getrieben, um im Mühlbach jeweils drei Liegestützen machen. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 36)
3. September 1939 bis Mitte Dezember 1939
Fünfzehn jüdische Familien, insgesamt über 30 Personen waren auf engstem Raum im jüdischen Gemeindehaus (neben dem Badisch Hof, Hauptstr. 72, eingesperrt. Ab dem 25. Oktober 1939 durften die Tauberbischofsheimer Juden zwar das Gemeindehaus wieder verlassen, aber von der NSV waren ihre Wohnungen belegt worden. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 38)
nach September 1939
Die meisten SS-Männer des SS-Sturm 5/81 Tauberbischofsheim werden zur Wehrmacht einberufen. (Braun, Machtübernahme, Seite 130)
9. März 1940
Einem Teil der jüdischen Familie Kraft gelingt die Flucht in die USA. Die behinderte Tochter muß zurück bleiben, da sie kein Affidavit erhielt. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 38 / 39)
22. Oktober 1940
Deportation der in Tauberbischofsheim verbliebenen 22 jüdischen Bürger nach Gurs (Südfrankreich). Sammlung um 9 Uhr am Sonnenplatz. Mit Lastwagen nach Heidelberg "wegverbracht". (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 39 / 40)
Liste der am 22. Oktober 1940 von Tauberbischofsheim nach Gurs deportierten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger:
Emil Bauer
Emil Bauer
Bertha Brückheimer
Rosa Engel
Adolf Gutmann
Jette Gutmann
Josef Gutmann
Anna Herrmann
Sannchen Heumann
Käthe Kahn
Ruth Kraft
Meta Mayer
Helene Rotschild
Salomon Rothschild
Hermann Sauer
Hortense Sauer
Settchen Sauer
Flora Simons
Hannelore Simons
Babette Steinhardt
Adolf Strauß
Frieda Strauß
(Gerd Stühlinger, Johannes Georg Ghiraldin, Sarah Schroeder, Christoph Ries, Katja Rüger, Gunter Schmidt und Stefan Henninger (Projektgruppe Mahnmal, Herausgeber): Wegverbracht. Das Schicksal der Tauberbischofsheimer Juden 1933-1945. EINE DOKUMENTATION. Tauberbischofsheim 2009, Seite 49)
22. November 1940
Meta Mayer, geb. Adler findet im Lager Gurs den Tod. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 40)
7. Dezember 1940
Josef Gutmann findet im Lager Gurs den Tod. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 40)
Ende 1940
Tafeln werden aufgestellt, dass Tauberbischofsheim "judenfrei" ist.
1941
An der Oberschule Frankenschule wird ein Gymnasialer Zug eingerichtet mit der Sprachenfolge Latein - Griechisch - Englisch. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 34)
1941
Nach der Verkürzung der Gymnasiumszeit auf acht Jahre machten 1941 nur noch die beiden Mädchen Reifeprüfung, während die männlichen Schüler allesamt eingezogen waren (Reichsarbeitsdienst, Kriegsfreiwillige. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 37)
6. Januar 1941
Samuel Rothschild findet im Lager Gurs den Tod. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 40)
3. oder 8. April 1941
Rosa Engel findet im Lager Gurs den Tod. B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 40)
1941
Das Konvikt wird zu einem Lazarett umgewandelt. Teilweise bis zu 600 Verletzte.
Sommer 1941
Der aus Tauberbischofsheim stammende SA-Hauptsturmführer und SS-Obersturmführer Georg Mott wird Lagerleiter eines Auffanglagers für Italiener bzw. Arbeitserziehungslagers in der Reichenau bei Innsbruck. Er ist bis Juli 1944 Lagerleiter.
ab 1942
In die Aufstellung, der in KZ ungekommenen Juden, wurden alle die Juden aufgenommen, die nach dem 1.1.1933 in Tauberbischofsheim zur Anmeldung kamen, auch wenn sie vor der Deportation nach Gurs in andere Städte verzogen sind.
Zum Gedenken an sie, nachfolgend ihre Namen:
Adler, Klara geb. Fröhlich geb. 03.01.1872
23.09.42 Theresienstadt, verschollen
Bauer, Friederike, geb. Krämer geb. 15.11.1877
22.10.40 Gurs, 12.08.42 Auschwitz, für tot erklärt
Dreifuß, Berta geb. Pressburger geb. 13.11.1876
01.12.41 Riga, verschollen
Kahn, Käthe geb. Sauer geb. 27.07.1899
22.10.40 Gurs, später Auschwitz, für tot erklärt
Karpf, Frieda geb. Biermann geb. 06.12.1876
15.09.42 Theresienstadt, dort gest. 07.11.42
Kraft, Ruth geb. 23.10.1922
22.10.40 Gurs, 19.08.42 Auschwitz, für tot erklärt
Rosenthal, Jakob geb. 09.09.1886
1942 nach dem Osten, für tot erklärt
Rosenthal, Rosa geb. Grünebaum geb. 10.06.1891
1942 nach dem Osten, verschollen
Rothschild, Julius geb. 22.01.1908
07.09.42 Auschwitz, für tot erklärt
Sauer, Alice geb. Schettmar geb. 29.07.1903
10.08.42 Auschwitz, verschollen
Sauer, Hortense geb. Lehmann geb. 16.09.1885
22.10.40 Gurs, 10.08.42 Auschwitz, für tot erklärt
Sauer, Sara geb. Bacharach geb. 08.08.1860
22.10.40 Gurs, 06.11.42 Auschwitz, für tot erklärt
Schettmar, Hans geb. 24.09.1900
27.01.42 Riga, verschollen
Simons, Flora geb. Brückheimer geb. 01.04.1892
22.10.40 Gurs, 26.08.42 Auschwitz, für tot erklärt
Steinhardt, Babette geb. Reis geb. 13.12.1880
22.10.40 Gurs, später nach dem Osten, für tot erklärt
Süskind, Rosa geb. Lindheimer geb. 09.03.1873
01.09.42 Theresienstadt, dort gest. 20.09.42
(B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 43, 44, 86)
9. Februar 1942
Die Geheime Staatspolizei führt im Lioba-Klösterle Ermittlungen wegen unzulässiger Jugendarbeit gegen Schwester Sebastiana durch. (Braun, Machtübernahme, Seite 202)
10. Februar 1942
Hermann Sauer findet im Lager Gurs den Tod. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 42)
27. April 1942
Aufhebung des israelitischen Armenfonds (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 10)
24. Juli 1942
Helene Rothschild, geb. Guggenheimer findet im Lager Noé den Tod. 1941 aus dem Lager Gurs nach Noé verlegt. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 41)
1943 - 1945
August Schäffner übt kommissarisch das Amt des Bürgermeisters von Tauberbischofsheim aus, da Bürgermeister Wilhelm Vollrath zum Kriegsdienst einberufen wird. (Braun, Machtübernahme, Seite 124)
1943 - 1945
Hauptsturmführer der Waffen-SS, Dr. Rudolf Becker, fungiert als stellvertretender Ortsgruppenleiter der NSDAP Tauberbischofsheim. (Braun, Machtübernahme, Seite 130)
1943
Frieda Straus, geb. Goldstein findet im Lager Gurs den Tod (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 40)
Frühjahr 1943
Bürgermeister Vollrath wird zur Wehrmacht eingezogen. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 438)
Frühjahr 1943
August Schäffner wird kommissarischer Bürgermeister von Tauberbischofsheim. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 438)
27. März 1943
Anna Herrmann, geb. Kahn findet im Lager Noé den Tod. 1941 aus dem Lager Gurs nach Noé verlegt. (B. Müller, Juden und Judenpolitik, Seite 41)
3. Oktober 1943
Schüler des Gymnasiums aus der Klasse 7 und Klasse 8 werden im Raum Mannheim und im Raum Frankfurt als Luftwaffenhelfer (Flak) eingesetzt. (Bischof, Schule im Dritten Reich, Seite 38)
1944
Die für den Kriegsdienst nicht verwendungsfähigen Männer bis zu 60 Jahren wurden 1944 im Volkssturmbataillon Tauberbischofsheim erfasst, von den zugehörigen fünf Kompanien hatten zwei ihren Standort in Tauberbischofsheim. Die Kompanien waren je 150 Mann stark. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 454)
24. März 1945
Insassen der geräumten Lazarette in Heidelberg ziehen durch Tauberbischofsheim. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 456)
27. März 1945
An der Eingangstür zum Amtsgericht verschwindet das Plakat für eine Abteilung der geheimen Staatspolizei (Gestapo) ebenso verschwinden die Männer der Gestapo in den durch Tauberbischofsheim durchziehenden Flüchtlingsströmen. Ebenso verschwindet eine Gestapotruppe, die im Jägerhaus des Schlosses untergebracht war. Akten werden verbrannt. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 457)
Der Militärverein Tauberbischofsheim tritt zum letztenmal bei einer Beerdigung eines verstorbenen jungen Soldaten auf. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 458)
28. März 1945
Es werden in Tauberbischofsheim die NSDAP-Parteifahnen eingezogen, die Führerbilder abgehängt, die Hakenkreuze verschwinden, Akten, Unterlagen werden verbrannt, wohl auch die Belegexemplare des Tauber- und Frankenbotens aus dem Stadtarchiv für die Jahre 1933-1945. Die Amerikaner rücken näher. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 459)
31. März 1945
"In der Frühe des 31. März 1945, dem Tage des Einmarsches der Amerikaner, wurden die Kompanien (des Volkssturmbataillon Tauberbischofsheim) von Tauberbischofsheim alarmiert, in Erkenntnis der 'Gefechtslage' zogen es aber die Volkssturmmänner vor, nicht anzutreten oder wenigstens nicht auszurücken." (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 454)
31. März 1945
"Gegen 11 Uhr trafen die ersten amerikanischen Panzer im Westteil von Tauberbischofsheim ein; sie fuhren rasch durch die Hauptstraße und fanden nur im Ostteil schwachen Widerstand, der von Soldaten versucht wurde, die am Vormittag von Würzburg her an die Tauber verbracht worden waren. Die Bevölkerung selbst zeigte keinerlei Widerstand." (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 460)
Das rechte Tauberufer wurde von der amerikanischen Artillerie vom Sprait her unter Feuer genommen. Ein Granate traf ein Haus in der Julius-Berberich-Straße, wobei acht Personen, darunter Sparkassendirektor Emmerich Helmuth und Frau, die im Keller Schutz gesucht hatten, umkamen. (Kiefer / Haun 1800 - 1955, Seite 460)
Die Sprengung der 1942 erbauten Tauberbrücke gelang nicht. Josef Treu aus Tauberbischofsheim wurde aus dem Polizeidienst degradiert, da er in keine der NS-Organisationen eintreten wollte. Und arbeitete 1937/1938 dann als Amtsvollzieher der Stadt Tauberbischofsheim. In dieser Funktion soll Josef Treu verantwortlich gewesen sein, dass die Sprengung der Tauberbrücke 1945 in einer Fehlzündung endete. (Siehe: http://www.buddecke.de/gedenken.htm)
Fränkische Nachrichten vom 19. September 1946
Bericht über die Spruchkammerverhandlung gegen Johann Klüpfel (Sturmbannadjutant SA-Standarte 112 Tauberbischofsheim).
Fränkische Nachrichten vom 21. November 1946
Bericht über die Spruchkammerverhandlung gegen August Schäffner (Von 1943 - 1945 kommissarischer Bürgermeister Tauberbischofsheim, Hauptsturmführer der NSKK, der Motorstaffel der SA).
Fränkische Nachrichten (Ausgabe Tauberbischofsheim) vom 21. November 1946
Bericht über die Spruchkammerverhandlung gegen Bauingenieur R. H. in Tauberbischofsheim. (Braun, Machtübernahme, Seite 129)
Fränkische Nachrichten 16. Januar 1947
Bericht über die Spruchkammerverhandlung gegen Wilhelm Eckert. (Braun, Machtübernahme, Seite 156)
11. Februar 1947 Fränkische Nachrichten
Spruchkammerverfahren gegen NSV-Ortsgruppenleiter Karl Ammer (Braun, Machtübernahme, Seite 226)
Fränkische Nachrichten vom 19. April 1947
Bericht über die Spruchkammerverhandlung gegen Emil Mott, SA-Sturmführer, später SA-Sturmbann-Adjudant , NSDAP Rathausfraktionsvorsitzender, kommissarischer Beauftragter für das Sportwesen in den Bezirken Tauberbischofsheim und Wertheim seit Ende April 1933. (Braun, Machtübernahme, Seite 73)
Fränkische Nachrichten vom 4. März 1947, 7. März 1947, 13. Dezemberg 1947 und 22. Mai 1948
Bericht über die Spruchkammerverhandlungen gegen Beschäftigte des Finanzamts Tauberbischofsheim. (Braun, Machtübernahme, Seite 42)
20. August 1947
Spruchkammerverhandlung gegen SA-Sturmführer Seraphin Hornberger. (Braun, Machtübernahme, Seite 43)
20. März 1948 Fränkische Nachrichten
Bericht über die Spruchkammerverhandlung gegen Wilhelm Vollrath (Bürgermeister von Tauberbischofsheim, Kreisleiter NSDAP im Altkreis Tauberbischofsheim). Braun, Machtübernahme, Seite 226)
9. Mai 1948
Bericht über die Spruchkammerverhandlung gegen SS-Sturmführer und Dipl. Ing. Dr. Rudolf Becker (Braun, Machtübernahme, Seite 226)
Fränkische Nachrichten 1. September 1948
Spruchkammerverhandlung gegen SA-Führer und Steuerobersekretär Johannes Goldhahn (Braun, Machtübernahme, Seite 226)
10. Februar 1958
Urteil des Schwurgerichtes am Landgericht Hechingen gegen den früheren Polizeihauptwachtmeister Georg Mott, am 10. November 1900 in Tauberbischofsheim geboren und in Obrigheim wohnhaft wegen Mord u. a.
Einige Themen und Beiträge zur Zeit des Nationalsozialismus in Tauberbischofsheim
Die historische Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus in Tauberbischofsheim ist auf keinem besonders vollständigen Stand. Die Stadtgeschichte von 1955 war wohl - wie alle anderen aus dieser Zeit und bis in die späten 1970er Jahre - zu nahe dran, um eine historische Darstellung leisten zu können. Nur punktuell wird die NS-Zeit gestreift. Die Absetzung des Bürgermeisters Diebold, obwohl er 1933 auch von den Mitgliedern der NSDAP mitgewählt wurde. Die Zeit des als Bürgermeister eingesetzen Parteigenossen Hans Knab. Vor allem seine baulichen Maßnahmen. Die Herrichtung des Froschgrabens. Die Kanalisierung in der Unterstadt. Die Umwandlung des Rathaussaales mit Wappen und Hakenkreuzen. In der 1955er Stadtgeschichte als "stilgerecht" erneuert eingestuft. Die Beseitigung von Steinriegeln auf dem Edelberg mit Gründung des städtischen Rebgutes. Die Schaffung der Martini-Messe. Auch heute noch wiederkehrend. Noch kürzer abgehandelt wird die Bürgermeisterzeit des ehemaligen NDSAP-Kreisleiters Wilhelm Vollrath von 1936 bis 1943. Der Krötenbrunnen beim Schloß wurde in seiner Amtszeit eingerichtet.
Unter dem NS-Bürgermeister Knab wurde 1934 eine Broschüre herausgebracht, die Tauberbischofsheim in der NS-Zeit präsentieren sollte. Ich habe auf www.traumaland.de unter: http://www.traumaland.de/downloads/regio.pdf vor einigen Jahren einige Bemerkungen dazu geschrieben, die ich hier wiederholen will:
Tauberbischofsheim im badischen Frankenland. Herausgegeben im Auftrag der Stadtverwaltung Tauberbischofsheim, Hannover 1934.
Wer einen Band von 1934 in die Hände nimmt, denkt als erstes, wieviel Nationalsozialismus wird mir hier entgegen schreien? Der nach dem Juni 1934 publizierte Band schreit allerdings noch recht wenig nationalsozialistisch daher, verkündet wenig von nationalsozialistischen Bewegungen auf Tauberbischofsheimer Grund und Boden. Ein ansonsten allgegenwärtiges Hakenkreuz ist in dem knapp über 20 Seiten schwachen Band nicht zu finden. Der Bürgermeister von Tauberbischofsheim beendet sein Geleitwort kurz und knapp: Knab, Bürgermeister. Kein Sieg Heil, kein sonstiger deutscher Gruß, überhaupt kein Gruß! Allerdings lädt der Bürgermeister nur deutsche Männer und Frauen, Buben und Mädels zu einem interessanten und angenehmen Aufenthalt in Tauberbischofsheim ein. Knab war allerdings kein von den Bürger Tauberbischofsheim gewählter Bürgermeister, sondern ein von der „NS-Gaubehörde“ (Siehe Kiefer/Haun, IV. Aus der Geschichte der neuesten Zeit (1800-1955) In: Tauberbischofsheim. Aus der Geschichte einer alten Amtsstadt. Tauberbischofsheim 1955. Herausgegeben im Eigenverlag der Stadtverwaltung) eingesetzter Bürgermeister, der mit diesem Behördenakt den am 28. Mai 1933 durch den Bürgerausschuß wiedergewählten Bürgermeister Diebold ablöste. Der Bürgerausschuß bestand aus 18 Vertretern, neben dem Bürgermeister Diebold, der sich der Stimme enthielt, erhielt Diebold die zehn Stimmen der Zentrumsvertreter sowie die acht Stimmen der NSDAP unter ihrem Rathausfraktionsvorsitzenden Emil Mott. Unter Bürgermeister und Sturmbannführer Hans Knab (aus Eberbach) wurde Tauberbischofsheim mit der Neuanlage eines Weinberges auf dem Edelberg wieder zu einer Rebenstadt. Unter Knab wurde auch der Rathaussaal „stilgerecht erneuert“ (Kiefer/Haun, S. 437), wobei unter stilgerecht eher völkisch beeinflusste Wandgemälde, unter anderem zum Bauernkrieg 1525, zu verstehen sind. Insofern spricht aus den Geleitworten des Bürgermeisters und Sturmbannführers die Weltanschauung der NSDAP, die Ausgrenzung, Vertreibung, Vernichtung alles Nicht-Deutschen sprachlich ankündigt und einschließt. Verblüfft nimmt man zur Kenntnis, dass der Stadtpfarrer von Tauberbischofsheim Weick ein Hauptschreiber des Werkes ist, auch wenn dieser in seiner Einführung „Tauberbischofsheim im badischen Frankenland“ Riehls Gang durch das Taubertal reichlich plündert, bleibt für Weick ausreichend Platz, die Kirchengeschichte Tauberbischofsheims auszubreiten. Daß der Pfeifer von Niklashausen „sein sozialistisches Evangelium“ predigte, deutet darauf hin, dass das nationalsozialistische Lektorat entweder nicht existierte, nicht aufpasste oder keine nationalsozialistische Sprachregelung dafür kannte. Die Ankündigung „Tauberbischofsheim wird wieder eine Stadt des Frankenweins“ in einem Artikel von E. Brunner zeugt von der nationalsozialistisch begründeten Neuanlage einer Rebanlage auf dem Tauberbischofsheimer Edelberg durch 15 Arbeitslose. Über deren Arbeitsbedingungen erfährt man nichts. Ideologisches Ziel war es allerdings, die Tauberbischofsheimer Landwirte aufzurütteln und in ihren brachliegenden Weinbergen wieder Edelreben – deutschen statt der Amerikanerrebe, die als Ersatz für die durch die Peronospora vernichteten einheimischen Rebsorten gepflanzt worden war – zu setzen. Dieses Ziel wurde nicht erreicht. In kurzen Bemerkungen zu den landwirtschaftlichen Verhältnissen im Bezirk Tauberbischofsheim durch Lienhard wird das Ende der fränkischen Erbteilung von Bauernhöfen, wohl durch den nationalsozialistischen Erbbauernhof, als beseitigt angekündigt, was nicht von Dauer war. Nur in den Anzeigen am Schluß des Bandes finden sich einige deutliche nationalsozialistische Einschübe in das damalige Tauberbischofsheim. Beim Aufruf der Stadtverwaltung „Besucht Tauberbischofsheim“ wird Tauberbischofsheim als Geburtsort des Vorsängers der NSDAP Richard Trunk hervorgehoben. Eine Anzeige der völkischen Buchhandlung am Tauberbischofsheimer Marktplatz, gleichzeitig die Zweigschriftleitung des gauamtlichen Organs der NSDAP Gau Baden „Volksgemeinschaft“ weist auf die Heimatbeilage „Der Franke“ hin. Das war ein recht völkischer Franke. Ein Textilkaufhaus präsentiert sich neben dem Angebot von Herrenstoffen und Aussteuerartikeln als Vertriebsstelle der NSDAP inklusive Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen der SA, SS, HJ, JV BDM sowie dem Festanzug der Deutschen Arbeitsfront. In einer Anzeige desselben Textilkaufhauses im nach 1950 erschienenen Führer und Handbuch Tauberbischofsheim im schönen Taubertal annoncierte das Haus neben Herrenstoffen und Aussteuerartikeln nun Berufskleidung. Nur einige Straßen und Platznamen zeugen von der Zeit des Nationalsozialismus, wie die typische Robert-Wagner-Straße und der Adolf-Hitler-Platz.
Setzen wir nun die Betrachtungen zur 1955er Stadtgeschichte fort mit den Tagebuchaufzeichnungen von Josef Kiefer. Die Tagebuchaufzeichnungen von Josef Kiefer, möglicherweise nachträglich bearbeitet, betrachten die letzten Kriegstage ab dem 21. März 1945. Hier finden sich immerhin einige kritische Worte. Wenig kritisch wird die NS-Zeit von Richard Trunk und Florian Werr abgehandelt. Letzterer Referent im Ministerium des Innern, stellvertretender Landesführer des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin, Verfasser zu Schriften zur Umsetzung der Rassengesetze.
So im Nebenbei erfährt man, dass auf dem Gelände der Edeka - heute Flüchtlingswohnheim - früher das Reichsarbeitsdienstlager stand. Während das weibliche Gegenstück auf dem Straßenbauhof nicht erwähnt wird. Wie die NSDAP in Tauberbischofsheim entstand, aus welchen Schichten der Bevölkerung sie sich zusammensetzte, wo ihre Lokale waren, sich ihre Buchhandlung befand, die Maßnahmen gegen die jüdischen Bürger, die Haltung der Bevölkerung - alles nicht behandelt.
Auch die 1955er Stadtgeschichte habe ich auf www.traumaland.de http://www.traumaland.de/downloads/regio.pdf einigen Betrachtungen unterzogen, die hier auszugsweise aufgeführt werden sollen:
Auf NS-Aktivitäten wird im Zuge der Absetzung des Bürgermeisters Diebold eingegangen. Die Jahre des NS-Bürgermeisters Wilhelm Vollrath, des ehemaligen Kreisleiters der NSDAP im Kreis Tauberbischofsheim, von 1936-1945 werden in wenigen Zeilen inhaltslos umschrieben. Warum war das Schicksal der Tauberbischofsheimer Juden in dieser Stadtgeschichte nicht erwähnenswert? Wie die NSDAP in Tauberbischofsheim gewirkt hat, bleibt völlig offen. Das Heranrücken des Kriegsgeschehens im März 1945 wird ausführlich dargestellt. Das Volkssturmbataillon Tauberbischofsheim, nominell 750 Mann stark, wurde am Tage des Einmarsches der US-Amerikaner alarmiert, „in Erkenntnis der ‚Gefechtslage’ zogen es aber die Volkssturmmänner vor, nicht anzutreten oder wenigstens nicht auszurücken.“ (S. 454). Von zeitgeschichtlichem Wert sind die Tagebuchaufzeichnungen von Josef Kiefer, die leider erst ab dem März 1945 berichten. Leider scheinen die Tagebuchaufzeichnungen ungekennzeichneten redaktionellen Überarbeitungen unterworfen zu sein, so dass nicht eindeutig ist, wie die Originalaufzeichnungen Kiefers lauten. Gern würde man Tagebuchaufzeichnungen aus der gesamten NS-Zeit Tauberbischofsheims lesen. Tauberbischofsheim ist in den Märztagen 1945 zu einem Durchgangslager der sich chaotisch zurückziehenden deutschen Truppen geworden. Das Tauberbischofsheimer Konvikt war seit August 1941 zum Lazarett umgewandelt worden und hatte teilweise eine Belegung von 600 Mann Verletzten. Am 24. März zogen die Insassen der geräumten Lazarette in Heidelberg durch Tauberbischofsheim. Kiefer schreibt zu diesem für die Beobachter entsetzlichen Anblick der Verwundeten, die zum großen Teil zu Fuße durch die Stadt ziehen mussten: „Ihr Anblick wirkte auf das deutsche Gemüt wie ein Keulenschlag, niederdrückend und herzzerreißend. … Eine innere Wut packt den deutschen Menschen, der hier mitansehen muß, wie eine unselige Führerschicht das deutsche Volk in dieses schreckliche Elend hineingeführt hat.“ (S.456) Wie der Anblick der Tauberbischofsheimer Juden, die z. B. im September 1939 aus ihren Wohnungen geholt und durch die Stadt getrieben wurden, auf „deutsche“, auf christliche Tauberbischofsheimer wirkte, bleibt die Tauberbischofsheimer Stadtgeschichte von 1955 leider schuldig. Auch wenn es von einem offenem Widerstand nichts Berichtbares gibt, aber dennoch waren viele der vom Katholizismus überzeugten Tauberbischofsheimer nicht auf der Seite der NSDAP. Und einige wagten auch den „kleinen“ unbemerkten Widerstand: Die im Gemeindehaus eingesperrten Tauberbischofsheimer Juden wurden mit Lebensmittel, die heimlich über die Mauer geworfen wurden, versorgt. Auch jüdische Geschäfte, vor denen SA-Männer breitärschig sich platzierten, wurden durch die Hintertür von Einkäufern weiterhin zum Einkauf besucht. ... Die Chance, Alltagszeugen und Alltagszeugnisse, mit in die Stadtgeschichte aufzunehmen, wurde bis auf wenige Ausnahmen vertan. Aus Kiefers Tagebuchaufzeichnungen erfährt man im Nebenbei, dass im Jägerhäuschen des Tauberbischofsheimer „Schlosses“ monatelang eine Abteilung der Gestapo sich einquartiert hatte. „Von der Tätigkeit dieser Männer hat man sich in Tauberbischofsheim mancherlei erzählt.“ Leider geht auf dieses „mancherlei“ die Stadtgeschichte nicht weiter ein. Am 28. März werden in Tauberbischofsheim die NSDAP-Parteifahnen eingezogen, die Führerbilder werden abgehängt, die Hakenkreuze verschwinden. Das Kreuz des Katholizismus hat wieder symbolisch in Tauberbischofsheim die Jahrhunderte alte Vormacht übernommen.
Unter den aufgeführten Ehrenbürgern und bedeutenden Tauberbischofsheimern wie Richard Trunk und Florian Werr werden Richard Trunks NS-Lieder in keinerlei Weise erwähnt. Zu sehr verbildlicht Richard Trunk wohl die Wunschrolle, dass auch aus einem Tauberbischofsheimer etwas werden kann. Schließlich wurde das Gedichte des späteren Reichsjugendführers Baldur von Schirach vertonende Opus 65 Nr. von Richard Trunk, „Adolf Hitler, dem Führer, gewidmet“ (entstanden 1932!), demselben Adolf Hitler, dem Führer, im Mai 1934 vorgetragen. Das war noch kein vereinsamter Führer im „Bonker“: „Sein Opus 65 besteht aus vier Teilen: 1. Hitler, 2. Des Führers Wächter, 3. O Land, 4. Horst Wessel. Schirach hat übliche ‚religiöse’ Hymnen geschrieben (Wir alle glauben, Deutschland, an Dich); Thema des 1. Teils: Führer und Volk sind eines. ‚Ihr seid viel tausend hinter, / und ihr seid ich und ich bin hier. / Ich habe keinen Gedanken gelebt, / der nicht in euren Herzen gebebt.’ Das ist sinnfällig in Musik gesetzt. Der Bariton wird selbständig geführt, soll‚ stets hervortreten’ nämlich der Führer, während Tenöre und Bässe als Einheit dazukommen, als das Volk. Der Bariton beginnt ruhig und feierlich, nach Choral-Art, darauf die übrigen Stimmen als Antwort, der erste Schluß in unbestimmten, die Terz aussparenden Fis. Im weiteren Verlauf wird ein bedeutungsträchtiger Verminderer angesungen und schließlich in Takt 9 der Durschluß auf H um so wirkungsvoller herausgestellt. Trunk verlässt das Schema Führer – Volk in einem Fugato-Teil, greift aber am Schluß wieder darauf zurück und führt es effektvoll zu Ende: Während Tenöre und Bässe in einer Art Parallelorganum in archaisch anmutenden Quarten und Quiten fortschreiten, ruft-singt der Bariton ‚Deutschland’ dazu, bis alle gemeinsam im Unisono enden.“ (Antoinette Hellkuhl: „Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun“. Der Deutsche Sängerbund in faschistischer Zeit. In: Hanns-Werner Heister / Hans-Günter Klein (Hrsg.): Musik und Musikpolitik im faschistischen Deutschland, Frankfurt 1984, Seite 199f. Das machte die in Tauberbischofsheim viel gerühmte Tondichterkunst Trunks aus: Das Volk auf die Stimme Hitlers einzustimmen, gesanglich gleichzuschalten! Die Vertonungen Trunks entsprachen der Musikpolitik der NSDAP, Gesang und Chorgesang einstimmig zu harmonisieren, alle singen für die zukünftigen Schlachten, alle singen sich für die kommenden Kriege ein. Tondichtungskunst als machtpolitisches Mittel, Tondichtungskunst als Kriegsvorbereitungskunst! Dass der aus Tauberbischofsheim stammende Facharzt für Hautkrankheiten Florian Werr im Dritten Reich zum Leiter der Reichsarbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten und Referent im Ministerium des Innern werden konnte, machte die Bearbeiter der Stadtgeschichte nicht im geringsten stutzig oder zum Anlaß, dessen Rolle und Schriften näher in Augenschein zu nehmen. Florian Werr hat einige offizielle Schriften veröffentlicht, die die Stellung des NS-Staates zum Verhältnis von deutscher Rassenerhaltung und Geschlechtskrankheiten verdeutlichen (sollten), so z. B. in der Schriftenreihe des Reichsausschusses für Volksgesundheitsdienst, Heft 28, Die Geschlechtskrankheiten und das Ehegesundheitsgesetz. Im Auftrage der Reichsarbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten., Berlin 1936. Hier ging es nicht um die Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten, hier ging es um die Pflicht zur Erhaltung der Rasse, der Verpflichtung zur Reinhaltung der Rasse!
Zur Rolle von Richard Trunk im Nationalsozialismus bin ich weiter eingegangen auf:
http://www.traumaland.de/downloads/nationalsozialismus.pdf
Der 1934 erschiene Stadtführer war wohl nach 1945 nicht mehr tragbar. Um 1950 erschien ein neuer "Führer" über Tauberbischofsheim. Auch hier will ich einige kurze Bemerkungen dazu von www.traumaland.de hier einbringen:
Karl Kolb / Josef Kiefer: Führer und Handbuch. Tauberbischofsheim im schönen Taubertal. Herausgeber: Fränkische Nachrichten, Tauberbischofsheim, o. J. (um 1950 erschienen)
Der Nachfolger des 1934 veröffentlichten Bandes über Tauberbischofsheim, der nun wesentlich handlicher, kurz gefasster Tauberbischofsheim vorstellt. Modern tritt dem Leser das generelle Gedutzt-Werden in diesem schmalen Bändchen gegenüber. Dieses „Du“ ist wohl noch der amerikanischen Besatzung Tauberbischofsheim geschuldet, denn der US-Resident Officer hielt noch in der Bahnhofstrasse 15 Hof, der sich mit den US-Angelegenheiten befasste. Ein besonders wachsames Auge hatte der US-Resident Officer wohl nicht, denn der aus Tauberbischofsheim stammende Tondichter Richard Trunk konnte in diesem Bändchen trotz seiner offensichtlichen Verstrickungen in der NS-Zeit problemlos gefeiert werden. Für eine Beachtung der NS-Zeit war wohl die Seitenzahl des Führers durch Tauberbischofsheim zu gering. Besonders herausgestellt werden die Tauberbischofsheimer Grünanlagen, die auch durchaus pittoresk in den beigefügten Bildern in den Blickpunkt des Betrachters treten. Ein Hinweis, dass die städtische Grünanlage des „Froschgrabens“ entlang der unteren Schmiederstrasse unter dem NS-Bürgermeister Knab errichtet wurde, fehlt. Nach der breiten Vorstellung der „herrschaftlichen Häuser“ wird die „Türkei“ als Stadtteil mit romantischem Gepräge vorgestellt, nicht mit Fotos, sondern in Holzschnitten von Hugo Pahl. Die Lebenswirklichkeit in diesem Armen-Leute-Viertel wird allerdings nicht erwähnt. Der schmale Band war wohl auch Einstieg in die 1955 erschienene Stadtgeschichte, zu der der damalige Stadtarchivar Josef Kiefer einen wichtigen Beitrag liefern sollte, was durch seinen Tod im Jahre 1954 verhindert wurde.
Kehren wir nun wieder zurück zur offiziellen Tauberbischofsheimer Geschichtsbetreibung. Die Stadtchronik von 1997, von Gehrig und Müller, sollte die Lücken der 1955er Stadtgeschichte schließen. Beschränkt sich selber aber auf die Jahre 1600 - 1900 (S. 12) Kurz wird auf die Geschichte der Tauberbischofsheimer Juden eingegangen. Wenn auch wenig original mit Aktenaufarbeitung, sondern mehr mit Zitaten bekannter Literatur. Bernhard Müller leistete 1980 in einer wissenschaftlichen Arbeit zu Juden und Judenpolitik in Tauberbischofsheim 1933 - 1945 Pionierarbeit. Leider ist diese Arbeit nur maschinenschriftlich im Stadtarchiv vorhanden. Für einige Zeit war sie gar verschwunden. Hier hätte die Bürgerstiftung, die Stadt Tauberbischofsheim Gründe genug, oder auch die Tauberfränkischen Heimatfreunde, sich um eine Publikation für breitere Büschemer Kreise zu sorgen und zu finanzieren.
Von Schülerseite aus wurde in den letzten Jahren einige Aufarbeitung der Jüdischen Geschichte in Tauberbischofsheim in den Jahren 1933 - 1945 geleistet. Auch mit Aktendurchsicht. Dadurch wurde deutlich, wie damals vieles umschrieben wurde. Die Deportation der Büschemer Juden wurde in der Büschemer Amtssprache als "wegverbracht" umschrieben. So konnte man sich als Akteur der NS-Vorgaben gleichzeitig selbst entlasten. Dokumentiert in:
Gerd Stühlinger, Johannes Georg Ghiraldin, Sarah Schroeder, Christoph Ries, Katja Rüger, Gunter Schmidt und Stefan Henninger (Projektgruppe Mahnmal, Herausgeber): Wegverbracht. Das Schicksal der Tauberbischofsheimer Juden 1933-1945. EINE DOKUMENTATION. Tauberbischofsheim 2009. Inzwischen hat es die "WEGVERBRACHT" Serie auf vier Bände gebracht. Die Geschichte der Tauberbischofsheimer Juden wird wieder deutlich. Nachlesbar.
Auf www.traumaland.de habe ich einige Hinweise zur Geschichte der Büschemer Landjuden gegeben:
http://www.traumaland.de/html/landjuden.html
Auch die Schülerzeitung des Gymnasiums, Bullauge, leistete etwas Aufklärung. So im Heft Nr. 17. Josef Heer tilgte dagegen in seinem stattlichen Fotoband "Liebes Heimatstädtchen Tauberbischofsheim" Hakenkreuze auf den wehenden Fahnen durch Übermalung. Wenn auch nicht vollständig gelungen. Im Fotoband der Tauberfränkischen Heimatfreunde konnte man die Fotos der Gleichschaltung in Tauberbischofsheim während der NS-Zeit fast ohne Einschränkungen sehen. Vergleicht man das Titelbild mit dem gleichen Bild auf Seite 47 fehlt dort das Hakenkreuz rechts oben, auf das man auch noch extra auf Seite 47 hinweist. Man sieht im Bild die Gastwirtschaft Zur Bretze als Gasthof Zum Hakenkreuz. In der Bretze wurde auch 1931 die Ortsgruppe der NSDAP gegründet. Gründungsmitglieder waren u. a. M. Meßler, Gg. Mott, Adolf Dehn, Alois Halbauer, Jos. Mackert, Karl Stein, Rich. Seubert, Gg. Martini, Joh. Klein, Norbert Halbig, Rudolf Tavernier und Otto Holch. Namen die zeigen, dass diese Gründungsmitglieder aus der Mitte Büschemes kamen. Bilder des großen Fahnenappells des Deutschen Roten Kreuzes zeigen dessen integrale Verstrickung in das dritte Reich. Blut war schließlich der Stoff der Nazis. Bei einem Foto eines Aufmarsches von NS-Horden in der Schmiederstraße durchfährt es einen mit großem Schrecken. Die Büschemer Bevölkerung steht brav andächtig daneben wie bei einer Prozession. Die NS-Bewegung in der Kleinstädten entstammte aus der Mitte der Bürgerschaft. Nicht vom Rande her. Der tief eingedrungene Katholizismus in Büscheme verhinderte dass die Nazis während freier Wahlen die Mehrheit erringen konnten. Das Zentrum war eine Macht. Die aber vor den Nazis nach 1933 kapitulieren mußte. Dennoch war der Büschemer Katholizismus eine Waffe gegenüber der NS-Ideologie. Die Mehrheit der Büschemer Erwachsenen bekam nach 1945 auch den Persilschein. Traurig ist allerdings, dass Tauberbischofsheim dem einzigsten, dem wichtigsten Büschemer Widerstandskämpfer, Johann (Hans) Brümmer, Vorsitzendem der IG Metall Deutschlands in den 1950er Jahren, dem vergessensten Sohn Büschemes, null komma nix gedenkt. Siehe:
http://www.traumaland.de/html/brummer.html
Es gibt noch viel nachzuholen in Büscheme!
Über den kleinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Tauberbischofsheim findet sich auf dieser Webseite ein kleines Beispiel über den Polizeiwachtmeister Josef Treu. Nach den Angaben auf dieser Seite zu folgen, wurde Josef Treu aus dem Polizeidienst degradiert, da er in keine der NS-Organisationen eintreten wollte. Und arbeitete 1937/1938 dann als Amtsvollzieher der Stadt Tauberbischofsheim. In dieser Funktion soll Josef Treu verantwortlich gewesen sein, dass die Sprengung der Tauberbrücke 1945 in einer Fehlzündung endete.
Die Herrschaft des Nationalsozialismus in Tauberbischofsheim wird zudem behandelt in: Joachim Braun, Nationalsozialistische Machtübernahme und Herrschaft im badischen Amtsbezirk/Landkreis Tauberbischofsheim, Wertheim 2014. In: Hrsg. Historischer Verein Wertheim in Verbindung mit dem Staatsarchiv Wertheim. Veröffentlichungen des Historischen Vereins Wertheim Band 8 sowie in: Joachim Braun, Die Entwicklung des Nationalsozialismus im badischen Amtsbezirk Tauberbischofsheim von 1924 bis 1932. In: Wertheimer Jahrbuch 1993, S. 289 - 316. Hier werden die groben Linien der Machtübernahme, Machtausübung aufgezeigt, die Tauberbischofsheim mit betreffen. Dennoch: Es fehlt eine genaue, nahezu lupenhafte Darstellung der Vorgänge in Tauberbischofsheim, wie die Bevölkerung, Personen involviert waren, von Maßnahmen betroffen waren, Widerstand in kleiner Form geleistet haben. Nahezu mikroskopisch fein behandelt wird der Nationalsozialismus in Wertheim aus der lokalen Opferperspektive von Dieter Fauth.
Das bauliche Erbe des Nationalsozialismus in Tauberbischofsheim ist gering. Die 1940 errichtete Betonbrücke wurde unlängst abgerissen. Der erste Erweiterungsbau des Finanzamtes mit dem Adler auf der solitären Eingangssäule, mit nun abgeschlagenen Hakenkreuz. Das Reichsarbeitslager Männer war nur ein Gelände mit Holzgebäuden, das danach von Edeka, Standortverwaltung, Zoll und nun als Flüchtlingsunterkunft in Beschlag genommen wurden. An der früheren alten Würzburger Straße. Die festen Gebäude wurden erst in den 1950er errichtet. Das Reichsarbeitslager Frauen fast gegenüber an der (neuen) Würzburger Straße. Heute rangiert heute die Straßenbauverwaltung. Ein Gebäude mit Säulen wäre entsprechend genauer auf sein Alter / Herkunft zu untersuchen. Auf einem älteren Foto, leider von der hinteren Seite her, sieht man an dieser Stelle ein festes Gebäude. Am Marktplatz, Haus Nr. 4, gab es eine Völkische Buchhandlung, in der auch die Zweigschriftleitung der in Heidelberg erscheinenden Zeitung Volksgemeinschaft saß und als regional-lokale Beilage "Der Franke" ihr Machwerk betrieb, 2 mal in der Woche. Zum Ärger der Nationalsozialisten war die Büschemer Presse vom Zentrum dominiert. Den Luftraum-Beobachtungsbunker auf dem Brenner beseitigte man bei der wohnbaulichen Erschließung des Brenners in den 1970ern.
NS-Einrichtungen und heutige Spuren:
- Gaststätte Bretze: Gründungslokal der Ortsgruppe der NSDAP, heute Drogeriemarkt Müller
- Gaststätte Taubertal, Lokalpuff von Mitgliedern der NSDAP. Von der Gastwirtin nicht nur mit Speisen verköstigt.
- ehemaliges Finanzamt Schmiederstraße: NS-Adler mit abgeschlagenem Hakenkreuz
- Marktplatz: Gedenktafel Richard Trunk
"...in den Jahren 1932 und 1940 vertonte er Textvorlagen von Baldur von Schirach ('Feier der neuen Front', 'Adolf Hitler, dem Führer gewidmet') und Hanns Johst; das erstgenannte op. 65 mit seinen Teilen ('1. Hitler, 2. Des Führers Wächter, 3. O, Land, 4. Horst Wessel') wurde vielfach aufgeführt, u.a. von Karajan in Aachen (1935). Wie eine Reihe anderer Komponisten der Epoche stellte auch T. seine Talente zeitweise in den Dienst der NS-Ideologie. ..."
(Horst Ferdinand, Trunk Richard, Komponist und Dirigent. In: Bernd Ottnad (Hg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg): Badische Biographien, Neue Folgen Band II, Stuttgart 1987)
- Trunkstraße
- Trunk-Musikschule
"Die Ortsgruppe der NSDAP wurde in Tauberbischofsheim am 1. September 1931 im Gasthaus "zur Bretze", dem späteren Verkehrslokal der NSDAP, gegründet. Die Gründer sind Pg. Herrmann, Oberschüpf, Pg. D. Weiskopf, Lauda, und Pg. M. Meßler von Tauberbischofsheim.
Der Ortsgruppe treten damals bei und bilden den Stamm der Gründungsmitglieder: M. Meßler, Gg. Mott, Adolf Dehn, Alois Halbauer, Jos. Mackert, Karl Stein, Rich. Seubert, Gg. Martini, Joh. Klein, Norbert Halbig, Rudolf Tavernier und Otto Holch und W. Scheuermann von Impfingen.
Als erster nationalsozialistischer Redner sprach im Jahre 1924 Pg. Holz von Nürnberg vor ungefähr 400 Volksgenossen. Die Versammlung wurde damals einberufen von Zahnarzt Dr. Schröder und fand statt in der städtischen Turnhalle.
Gegen diesen antisemitischen Vorstoß setzte bald die Gegenabwehr des Zentrums ein. Dr. Schröder mußte seine Praxis aufgeben. Boykott setzte ein, man war bestrebt, den völkischen Judenhetzern das 'Handwerk' zu legen. Aber der Nationalsozialismus hat sich dennoch langsam aber sicher durchgesetzt, trotz der Verhetzung der Bevölkerung durch die Zentrumspartei, die einen innigen Pakt mit der 'gottlosen' Sozialdemokratie und dem Kommunismus, wie ja überall, geschlossen hatte. Die Juden hatten in Tauberbischofsheim demgemäß Oberwasser. Aber bei jedem Wahlgang stiegen die nationalsozialistischen Stimmen, bei der Novemberwahl 1932 wurden für die NSDAP 493 Stimmen abgegeben, somit 25 Prozent der Stimmen.
Über die Geschichte der Ortsgruppe ist ausführlich in der bald erscheinenden Kreisgeschichte nachzulesen von interessanten Begebenheiten der Kampfzeit.
Altgardist Bürgermeister Pg. Vollrath, damals Kreisleiter, und andere Parteigenossen werden uns da allerhand zu erzählen haben."
(Wertheimer Zeitung 13.5.1939)