Bischofsheim war Fluss- und Geleitstadt. Brückenstadt. Nahm den Verkehr der Kaufleute von Nürnberg, von Augsburg in Richtung Frankfurt auf. Denen diente sie auch als Hafenstadt. Da sperrige Güter über Tauber und Main nach Miltenberg transportiert wurden. Statt schwerfällig über die Külsheimer Heidhöhe. Deshalb war auch die bessere Schiffbarmachung der Tauber ein Thema im 17. Jahrhundert. Wenn auch ohne Umsetzung. Bischofsheim war auch Weinstadt. Reben bedeckten die vielen Hänge der Stadt. Auch an den schlechten Lagen. Wie am Höhberg sichtbar.
Der Marktplatz Bischofsheim ist mit seiner Größe auf eine Geleitstation ausgebaut. Die Wagen der Kaufleute mußte ja untergebracht werden. Die Geleitkarawanne war durchaus groß. Der Bischofsheimer Marktplatz demonstriert dies mit seinem erheblichen Umfang. Die Tauber war ein Hindernis für die Kaufleute. Insofern ist vom einem frühen Brückenbau auszugehen. Wenn auch kein Erbauungsdatum bekannt ist. Am unteren Tor, in der Unterstadt nimmt die Straßengradiente schließlich den Anstieg auf den Wall. Der sehr früh angelegt wurde. Das stemmt sich einer Furtnutzung entgegen. Massive Bogenbrücke oder schlanke Holzbrücke, die den Durchflussquerschnitt nicht einengte, ist die Frage. Auf Zeichnungen von 1561 wird die Tauberbrücke mit Bögen aufs Blatt geworfen. Was für eine Steinbrücke spricht. Wertheim, Bad Mergentheim, Rothenburg alle an bzw. ob der Tauber liegend, hatten schon im 14. Jahrhundert steinerne Brücken errichtet. Für eine Geleitstadt wie Bischofsheim läßt sich hier dasselbe vermuten. Möglicherweise in zeitlicher Nähe zur Errichtung der Stadtbefestigung mit Mauern und Türmen, Wällen an der Tauber. Urkunden fehlen.
Die zentrale Lage der Tauberbrücke in Verbindung mit der Stadtummauerung machte es einfach den Wegzoll zu erhoben. Noch vor der Stadtmauer war ein kleines Wacht- und Zollhaus aufgestellt. Hier wurde der Wege- und Warenzoll und sowie der Brückenzoll erhoben. Oft finden sich bei Zollstöcken, an Gemarkungsgrenzen angebracht, Umfahrungsspuren, fast hohlwegartige. An der Büschemer Brücke war ein Umfahren nicht möglich. Allerhöchstens sehr weiträumig und käme so an andere Zollstöcke. Insofern war die Tauberbrücke ein Zwangspunkt. So konnte man sich in Büscheme Zollstöcke sparen und direkt am Stadttor abkassieren. Zumal es faktisch die Hauptrichtung nach Miltenberg gab, sowohl für die Geleitstraße von Würzburg kommend, als auch für die aus Richtung des Taubertales oder der alten Geleitstrecke über den Büchelberg nach Grünsfeld.
HINWEIS
Zur neueren Geleitforschung der Geleitwege um Büscheme siehe Hendrik Beierstettel auf:
https://wandertauber.wordpress.com/2020/12/10/neubau-strasse-wue-tbb-mil-18jhd/
https://wandertauber.wordpress.com/geleitstrasse/
https://www.google.com/maps/d/u/0/edit?mid=1ZPNz4MYeEwPoJMblQqB3Vbu6OO1RppDA&usp=sharing
Bischofsheim war auch immer Überschwemmungsstadt. Wie die erstaunlich hohen Hochwassermarken in der Stadt (178.84 m über NN) beweisen. Bei der Flussbegradigung der Tauber 1863 bis 1866 fand man Grenzsteine, die in meterhoher Überschwemmungsschicht übereinander gesetzt waren. Die Erosion der bebauten Äcker, von den Weinbergen machte Bischofsheim, der Bischofsheimer Brücke schwer zu schaffen. Die sieben Bogen der Tauberbrücke, mit massiv aussehenden Pfeilern wurden durch Anschwemmung von Schlamm immer weniger durchlässig. Die Tauber, die Bischofsheim vor der Begradigung größteils in dicht anliegenden Flussbögen umfasste - die bis zum Fussweg nach Dittigheim reichten, staute sich, auch wegen der steinernen Brüstungen und erzeugte lokale hohe Hochwasserstände.
Lange stritt man sich mit der neuen Herrschaft, der badischen, über die Ursachen des Hochwasser, über die Frage wer die Kosten einer neuen Brücke, eines besseren Hochwasserschutzes tragen sollte. Bischofsheim deutete bei seinen Vorschlägen auf den badischen Staat, dieser zeigte auf Bischofsheim und verhaftete den Mühlbach mit seinem Rückstau als Hochwasserverursacher. Der badische Staat empfahl die Verlegung des Mühlbaches tauberabwärts. Auch der Brehmbach, direkt auf Höhe der Brücke in die Tauber mündend, war Hochwassergefährder. Die Kosten blieben so auf der Stadt sitzen.
1847 war es soweit. Die alte Bogenbrücke, da schon von Hochwasser beschädigt, wurde abgerissen. Die massiv aussehenden Pfeiler erwiesen sich bei genauerem Beschau als schlecht gemauerte. Nur im Außenbereich fest, im Inneren mit unstabilen, unvermörtelten Auffschüttungen. Schon stiegen die Kosten des Neubaus, da auch einige der Pfeiler neu ausgemauert werden mußten. Statt Bogenverengungen nun eine schlanke hölzerne Auflage. Nun hatte man das Problem, dass die Holzbalken recht früh erneuert werden mußten. 1850 erfolgte die Einweihung der neuen Brücken.
Ab 1863 kam die große Lösung. Die Begradigung der Tauber. Ab Dittigheim. Bis halb Impfingen. Gleichmäßiger Querschnitt. Starkes Flussgefälle nun statt langsamen Dahinplätschern. Kanal statt Romantik. Schon vor der Einweihung rutschten die zu steil angelegten Dämme ab. Die Bischofsheimer konnten von ihrer immer noch recht neuen Holzbrücke den Widerspruch zwischen Verheißungen der Moderne und recht naiver Umsetzung beobachten. Gebaut wurde in TauberBischofsheim an allen Ecken. Die Eisenbahn. Das neue Rathaus am Marktplatz. Die Stadtbefestigungen, die Warttürme wurden nahezu gnadenlos beseitigt.
Am 24. Juli 1866 nahmen Preußen und Württemberger die Tauberbrücke ins Zielfeuer und schafften einige Beschädigungen.
Siehe dazu 1866
Kaiser Wilhelm II hatte beim Manöver 1909 einiges an der Brückenkonstruktion auszusetzten. Die Bischofsheimer dankten ihm mit Benennung einer Kaiserspitze auf dem Heimberg oben.
Die Holzbrücke schaffte es nur bis ins Dritte Reich. Eine der wenigen Bauten im Dritten Reich in Bischofsheim war 1940 eine neue Brücke über die Tauber. Statt dem Holz Beton. Der widerstand auch größenteils den Sprengungsversuchen, um den Rückzug der immer mehr wehrlosen Wehrmacht ins süddeutsche restliche Nirgendwo zu begleiten. Über den kleinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Tauberbischofsheim findet sich auf dieser Webseite ein kleines Beispiel über den Polizeiwachtmeister Josef Treu. Nach den Angaben auf dieser Seite zu folgen, wurde Josef Treu aus dem Polizeidienst degradiert, da er in keine der NS-Organisationen eintreten wollte. Und arbeitete 1937/1938 dann als Amtsvollzieher der Stadt Tauberbischofsheim. In dieser Funktion soll Josef Treu verantwortlich gewesen sein, dass die Sprengung der Tauberbrücke 1945 in einer Fehlzündung endete.
Dennoch hielt diese Brücke keine 100 Jahre. 2010/2011 zahlte nun der Landkreis in Nachfolge des badischen Staates einen Brückenneubau. Die Stadtverwaltung stellte ausgabenfreudig eine Versteinerung des Wörtplatzes neben die Brücke.
1962 wurde die Umgehungsstraße für die B27 um Tauberbischofsheim gebaut - mit einer neuen (zweiten) Tauberbrücke. Aus Spannbeton. In den 1970er kam eine Holzbrücke für Fußgänger und Radfahrer in Verlängerung der Kachelstraße zum Wörtplatz. Ende der 1980er Jahre folgte ein Brückenneubau in Richtung Impfingen / Hochhausen. Beim Schwimmbad und Lidl wurde eine zweite Fußgänger- und Radfahrerbrücke hingestellt.
Die Tauberbrücke, so steinern sie auch lange Zeit war, wurde von Büschemern allerdings immer nur Steg genannt. Wer an der Brücke wohnte hatte seinen Beinamen "vom Steg" weg. (Siehe Ogiermann, S. 362)
Das Leonhardstor stand auf der östlichen Tauberseite, neben der Leonhardikapelle (Leonhardskapelle), als Vortor. Baugleich dem erhaltenen westlichen Vortor (jetzt bei Rollenmühle). Das fulminante Hochwasser von 1784 zerstörte Vortor und Kapelle. An dieser Stelle soll der Sage nach der Fuhrmann aus dem Fuhrmannslouch wieder ans Tageslicht gekommen sein und die Kapelle errichtet haben.
Literatur:
Bernhard Sprotte, Aus der Geschichte der Tauberbrücken, Kreuzwertheim 1977
Alois Schneider, Tauberbischofsheim. Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg, Band 29, Stuttgart 2005