Büscheme hat schon einige seiner alten Landschaftsbestandteile, Kleinlandschaften verloren. Viel durch die Tauberbegradigung. Hier blieb von den nassen, feuchten Bodenstellen nichts mehr übrig. Erst die Biotopisierung ab den 1980ern Jahren schaffte neue Feuchtbiotope. Bei Negierung der vorhandenen Vegetation und Tierwelt. Die Natur existiert nun mal nicht in Geschossbauweise. Ein Eingriff in die Natur ist ein Eingriff in die Natur. Auch wenn man es gut meint. Nimmt man doch durch den Eingriff die Nichtung des Vorhandenen in Kauf.
Die Umgehungsstrasse war ein massiver Eingriff in die büschemer Landschaft. Auch wenn die Altstadt dadurch überflüssigen Außen- und reinen Durchquerungsverkehr nicht durch die engen Strassen, früher nur durch die Hauptstraße leisten mußte. Die Verlegung des Brehmbaches befreite die Daubst von den Überschwemmungen, aber auch von dem sich vielfach windenden Brehmbach. Zerstörte aber auch die nahezu phantastisch anmutende Kleinlandschaft der Überquerung des Brehmbaches durch den Zuführungsgraben der Tauberwiesenbewässerung. Über eine eiserne Brücke, mit diagonalen Querstreben, auf denen wir waghalsig herumjonglierten. Diese Brücke war in den 1960er Jahre sowieso nicht mehr ganz dicht. Wasserfallartig plätscherte das Wasser, das der Tauberwiesenbewässerungsgraben von Dittigheim her transportierte zum Zwecke der Bewässung der Wiesen und herrlichen Streuobsthochstammbäume, in den Brehmbach. Der kurz vor der Tauberbrücke in die Tauber mündete. Man zwackte also in Dittigheim am Wehr zunächst per Mühlkanal Wasser von der Tauber ab, zwackte von diesem dann das Wasser in den Graben der Tauberwiesenbewässerung ab. Die Dittigheimer Wiesen wurde noch erfolgreich bewässert. Während die Büschemer Wiesen immer weniger Wasser bekamen, da dieses von der nicht mehr so dichten Überquerungsbrücke über den Brehmbach in den Brehmbach Wasserfall artig fiel und vom Brehmbach aus in die Tauber befördert wurde. Mit der Verlegung des Brehmbaches direkt parallel zur Umgehungsstraße (B27), wurde die Bewässerung der Tauberwiesenbewässung dennoch nicht unterbrochen. Mit der Ausgestaltung der Vitryallee verschwanden die Höhenunterschiede auf der Straße hinter zum Gymnasium und die nun überflüssigen Reste der Tauberwiesenbewässerungsanlagen. Die Tauberwiesenwässerung floss von nun ab der Umgehungsstraße bis bis zum Wörtplatz beim Feuerwehrgebäude in einem Rohrsystem.
Ein ähnliches gewaltvolles Ende musste der Salamandersee über sich ergehen lassen. Salamandersee? Wer kennt denn den noch? Wo lag denn der überhaupt? Salamander in Büscheme? Kroide Helau! Ja. Auch wenn im Froschgraben nichts mehr herumquäkt. Aber Salamander?
In der Büschemer Flurkarte ist kein Salamandersee mehr verzeichnet. Gehrig/Müller führen in ihrer Liste von Flurnamen keinen Salamandersee auf. Auf einigen alten Karten findet sich allerdings noch der Salamandersee mit seiner genauen Lage. Den Salamandersee kennen noch alte Büschemer. Den Salamandersee kennen vor allem die Büschemer Bösi Buwe.
Büschemer Bösi Buwe wie Hugo Pahl und Eberhard Bärthel. Ohne deren Erwähnung des Salamandersees hätten wir heute wohl überhaupt keine Ahnung mehr von einem feucht-molchigen Salamandersee in Büscheme. Zumal Büscheme ja nicht gerade Stätte einer Überseeung ist. Staabich und drugit - das ist Büscheme trotz einer Tauber im Stadtnamen. Hugo Pahl schreibt auf Seite 68 der BBB, dass: "die Salamander (vom Salamandersee), die Rubbe, Stichling, Dickköpf, Blutigel mitsamt dem Glas auf dem Wohnzimmerboden herumschwammen". Eberhard Bärthel zeigt in seinen Erinnerungen "Wasst no?" der Büschemer Bösi Buwe deren damalige Technik der Salamanderjagd auf: "Häwwe mim Küchesieb annere Bohnestange Molche drauß m Salamander-See gfange." (S. 23) Er fing neben den kleinen Kammsalamander auch große Exemplare, ähnlich den Feuersalamander. Die wurden daheim in ein Terrarium mit Wasserbecken verfrachtet.
Wo aber lag nun der Salamandersee? Und warum gibt es ihn heute nicht mehr? Er lag am Brehmbach. In der Nähe der Querspange, die vom Zipf aus die Königheimer Straße mit der B27 verband. Warum er zugeschüttet wurde, ist eher unklar. Der damalige Zeitgeist war wohl so. Vertrug keine Löcher, keine Höhen, alles mußte nivelliert werden. Man hatte ja die technischen Möglichkeit.
Der Salamander war in unserer Kindheit sehr positiv besetzt. Bekam man doch beim Schuhkauf bei Prößner auch immer einige Lurchihefte dazu. Auch die gesammelten Lurchiabenteuer, dem Salamander überhaupt, im Hardcover, wurden genossen. Wie lautete es am Schluss? "Lange schallt es im Walde noch - Salamander lebe hoch". Nur in Büscheme wurde er halt zugeschüttet. Der Salamander. Im Salamandersee. Da schallt es nicht Salamander helau. Vielleicht findet ja die heutige Biotopgeneration zum Salamandersee zurück. Und buddelt ihn wieder auf.