Die Tauberwiesen haben mit den Begradigungsarbeiten an der Tauber im 19. Jahrhundert schon eine dramatische Veränderung erlebt. Vor allem Geradlinigkeit herrscht vor. Die KFZ-Straße war ebenfalls ein starker Einbruch in das Landschaftsbild. Mit dem Bau von Verbundwasserleitungen vom neuen Wasserwerk Dittigheim aus nach Tauberbischofsheim, zum neuen Hochbehälter auf dem Laurentiusberg sowie baulichen Maßnahmen zum Hochwasserschutz werden ab 2018 massive Einbrüche in die Landschaft, Vegetation und Fauna durchgeführt. Es werden breiteste Trassen, Lager angelegt. Von Landschaftsschutz ist hier keine Rede mehr. Es wird total umgepflügt, was bisher Bestand hatte. Und es wird noch weiter gehen. Richtung Dittwar, den Steilhang des Mändele hoch zum neuen Hochbehälter auf dem Laurentiusberg, die Edelberghohle durch und hoch zum Hochbehälter auf dem Hammberg. Wo anderswo auf den kleinstmöglichsten Eingriff in die Landschaft geachtet wird, planen, graben, buddeln Profis mit dem maximalst möglichen Eingriff in das vorhandene Grün. Liebliches Taubertal? Hier nicht mehr. Warum ist hier überhaupt so ein so hoch zudämmender Hochwasserschutz notwendig statt die Wiesen als Überschwemmungsflächen zu nutzen? Erst die Vockelsche Stadtplanung ausgerecht hier mit Ausweisung von neuen Gewerbeflächen und Ansiedlung von Betrieben wie Lidl, McDonald, Cafe, Bäckerei, Pizzeria usw. den Abflussbereich der Tauber dramatisch zu verengen, macht diesen Schutz notwendig! Eine Ansiedlung hier hätte im Überschwemmungsbereich gar nicht genehmigt gehört. Aber auch schon den Bau der neuen Turnhalle direkt an der Tauber gehört in diese Reihe von Fehlplanungen, die hinterher mit gewaltigen Baumaßnahmen und hohen Kostenaufwand nachgebessert werden müssen.
Tod am Tauberufer
Sühnekreuze, also Blutkreuze bzw. Schwedenkreuze geben Auskunft über Stellen, an denen sich ein Totschlag, ein Mord ereignet hat. Früher. Im 16. Jahrhundert änderte sich das Recht und Totschlag wurde dann auch vor dem Centgericht behandelt und unterlag dessen Strafregister. Vorher konnten sich die Familien auf ein Blutgeld einigen. Die Blutkreuze auf TauberBischofsheimer Flur stehen eher am Rand der Flur. Oft an einsamen, schwer einsehbaren Stellen. So das Mordkreuz im Brückenwald, das Blutkreuz in der Grundhohle (Richtung Großrinderfelder Forst), das Blutkreuz auf dem Brenner, und die Sühnekreuze an der Laurentiuskapelle. Ebenso standen Richtplatz und Galgenleite, Hinrichtungsorte des Schwertes und des Galgens von der Stadtmitte entfernt. Ebenso die Viertelspitze am Edelberg-Schlössersberg, an der ein Viertel von Gevierteilten aufgehängt wurde. Im Bauernkrieg rückte der gewaltsame Tod direkt in die Stadt ein, da auf dem Marktplatz einheimische Anführer der rebellischen Bauern- und Bürgerschaft mit dem Schwert hingerichtet wurden. Im Wiesenbachwald, am Hang des alten nun verborgenen Weges nach Gissigheim steht der Metzgerstein. Dieser dankt, dass der Metzger bisher oft diesen einsamen Bereich queren konnte, ohne Schaden am eigenen Leib. 1806 wurde ein französischer Soldat beim Fouragieren (Eintreiben von Lebensmitteln - den Einheimischen gehörend) in Bischofsheim getötet. Auch 1866 zog der Tod ins Stadtgebiet ein, an der Bahnlinie, im Stadtinnern, besonders an der Tauberbrücke. Allerdings fiel auch ein Teil der Württemberger Soldaten unterhalb des Laurentiusberges, in der Edelberghohle zwischen Laurentiusberg und Brenner. Am 31. März 1945 wurde nur im Ostteil der Stadt ein schwacher Widerstand geleistet. Die erst einige Jahre zuvor erbaute Tauberbrücke sollte gesprengt werden. Was mißlang. Vom Sprait her nahmen die US-Amerikaner die rechte Tauberseite unter Beschuss. Acht Menschen starben in einem Haus in der Julius-Berberich-Straße.
2007 ereignete sich am rechten Tauberufer ein gewaltsamer Tod, dessen brutalste Umstände die für heil gehaltene Welt von Tauberbischofsheim erschütterte. Eine Tat, über die ausführlich in den Medien wie der Spiegel berichtet wurde. Viel wurde analysiert, um diese Explosion der Gewalt an einem Nachmittag in einer Kleinstadt zu erklären. Eine Kleinstadt ist nicht mehr nur noch eine Gesellschaft auf kleinem Umfang zusammengefügt. Die Kleinstädte haben enorme Ränder bekommen, Randbereiche. Die Kleinstadtgesellschaft hat sich seit den 1980er Jahren stark ausdifferenziert. Am wirtschaftlichen Erfolg partizipieren aber nicht alle gleichermaßen. Nicht alle nehmen an der Beschleunigung des kleinstädtischen Lebens teil. Am Kleinstadtrand, nicht mehr in der Kleinstadtmitte, sammeln sich die aus der Arbeits- und Alltagswelt Herausgefallenen, das obligatorische Sixpack aus den Tankstellenshops beziehend. Auch die kleinstädtischen Subkulturen entfalten sich dispers, außerhalb der früher bestimmenden kleinstädtischen Sozialkontrolle. In der Kleinstadt kennt schon lange nicht mehr jeden, wird auch nicht mehr jeder permanent beobachtet. Die Einschränkungen der früher absolut dominanten kleinstädtischen Sozialkontrolle zeigte sich in einem erschreckendem Maß anhand des Totschlages einer jungen Frau in Tauberbischofsheim, als eine stark alkoholisierte Gruppe junger Männer in einem vernachlässigtem Stadtteil tagsüber einen offenen Einbruch in eine Wohnung durchführen konnte, eine offene Spur der Gewalt hinterließ, indem die junge Frau nahezu öffentlich Stunden lang gefoltert und in der Tauber ertränkt wurde. Die heile Welt einer Kleinstadt, die von Politikern oft beschworen wird, hält der heutigen Realität einer Kleinstadt nicht mehr stand, der sozio-kulturellen Öffnung, der Erweiterung der Lebenswelt mit neuen Stilen, Kulturmixen, steht auf der Negativseite die kleinstädtische Nebenwelt der Looser, der Chancenlosen deutlich gegenüber.
Einige Zeit lang stand an der Todesstelle ein hölzernes Kreuz, das an die Gewalttat am Tauberufer, unterhalb von Lidl und McDonald, erinnerte. Eine Tat, fast unter den Augen der kleinstädtischen Öffentlichkeit vollbracht, da hier viele Spaziergänger, Jogger, Radfahrer vorbeikommen.